Exportmeister: Bäcker-Familie Piller aus Karlsfeld, die ihre Brezen in die USA, nach Brasilien und Australien verkauft. (Foto: W. Heider-Sawall)
Export

Brezn für die ganze Welt

Interview Milch, Käse, Brot, Bier - der Freistaat exportiert für mehr als neun Milliarden Euro pro Jahr Lebensmittel ins Ausland. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber betont, dass solche Erfolge nur über die Qualität der Produkte zu erringen sind.

Frau Kaniber, können Sie sich erinnern, welche bayerischen Lebensmittel Sie bei Ihren letzten Reisen im Ausland angetroffen haben? Was war das? Hat Sie das Produkt im Ausland überrascht oder fanden Sie das erwartbar?

Bei meinen Reisen stoße ich immer auf eine Vielzahl bayerischer Spezialitäten. Milch, Käse, Wein, Bier, Süßwaren – die Palette ist riesig. Gerade in Italien und Österreich, unseren wichtigsten Exportmärkten, sind bayerische Lebensmittel weit verbreitet. Das überrascht mich nicht, denn unsere Spezialitäten stehen für Qualität und Vielfalt. Sie genießen deshalb völlig zu Recht auf der ganzen Welt einen ausgezeichneten Ruf. Auffällig ist, dass hier immer wieder gezielt mit unseren weiß-blauen Rauten geworben wird. Das zeigt, dass Bayern auch im Ausland als Marke bekannt und geschätzt ist. Mit diesem Pfund müssen wir in Zukunft noch mehr wuchern.

Wie sieht Ihrer Einschätzung nach das Bild von bayerischen Lebensmitteln im Ausland aus? Was halten die Konsumenten dort für ‚typisch bayerisch‘?

Ausländische Konsumenten verbinden mit bayerischen Lebensmitteln vor allem Begriffe wie bodenständig, naturverbunden, ehrlich, zuverlässig und robust. Das hat eine Online-Befragung gezeigt, die mein Haus vor zwei Jahren durchgeführt hat. Als typisch bayerisch gelten im Ausland deshalb vor allem unsere Originale wie das bayerische Bier, die Brezn, Allgäuer Emmentaler und Bergkäse sowie unsere Wurstspezialitäten.

Wo liegen die Stärken, wo die Schwächen der bayerischen Lebensmittelwirtschaft im Export?

Bayern ist auch im Lebensmittelbereich ein starkes Exportland. Die gute Auslandsnachfrage und weltweit gestiegene Nahrungsmittelpreise haben unserer Land- und Ernährungswirtschaft im vergangenen Jahr einen satten Exportrekord beschert, den achten in Folge. Der Wert der Ausfuhren kletterte gegenüber dem Vorjahr um fast sieben Prozent auf mehr als 9,4 Milliarden Euro. Besonders erfreulich war dabei der erhebliche Preisanstieg bei Milch- und Käseprodukten. Denn hiervon profitiert die gesamte Wertschöpfungskette vom Erzeuger bis zum Exporteur. Als besondere Stärken sehe ich neben der Qualität und Vielfalt unserer Produkte vor allem die Kreativität und Innovationsfähigkeit unserer bayerischen Hersteller.

Nicht Masse, sondern Qualität ist unsere Stärke und darauf konzentrieren wir uns.

Michaela Kaniber, bayerische Landwirtschaftsministerin

Viele unserer Export-Schlager sind Frischprodukte im Milch oder Fleischbereich. Damit punkten wir vor allem in unseren Nachbarländern Italien, Österreich oder den Niederlanden. Bei weiter entfernten Ländern sind Frischprodukte naturgemäß schwieriger zu platzieren. Über den Preis können und wollen wir nicht konkurrieren. Nicht Masse, sondern Qualität ist unsere Stärke und darauf konzentrieren wir uns.

In welchen Bereichen sehen Sie hier Potenzial für Steigerungen, für Verbesserungen?

Das Hauptaugenmerk werden wir auch künftig auf  unsere Nachbarländer legen, aber auch auf die südosteuropäischen Staaten. Hier streben wir ein nachhaltiges, stabiles Wachstum an. Große Zuwachs-Potenziale sehe ich noch in Nordeuropa, aber auch in den USA, Asien und Russland. Die weitere Entwicklung des Exports in diese Drittländer hängt natürlich immer auch maßgeblich von möglichen Veränderungen bei Marktzugängen, Handelsbeschränkungen und Wechselkursen ab. Insofern ist und bleibt unser Hauptstandbein für den Export auf jeden Fall die Europäische Union.

Manche Exporte sind gar nicht für ausländische, sondern paradoxerweise für inländische Verbraucher gedacht: Was halten Sie von Fleisch-Ausfuhren, die später als Parma- oder Serrano-Schinken wieder zu uns zurückkehren?

Ich sehe es durchaus positiv, wenn hochwertige Rohmaterialien aus Bayern wie Milch oder Fleisch auch in anderen Ländern so gefragt sind, dass sie dort veredelt werden. Das gibt es ja auch in anderen Wirtschaftsbereichen, beispielsweise kann ein bayerischer Zulieferer ja auch Kabelbäume oder Blinker zur Autoproduktion nach Italien liefern. Allerdings muss die Transparenz gegenüber dem Verbraucher gewährleistet sein. Dafür gibt es in der EU einen strengen Herkunftsschutz. Parmaschinken ist beispielsweise eine geschützte Ursprungsbezeichnung. Die Verarbeitung und Herstellung des Schinkens muss in der Region Parma nach einem festgelegten Verfahren erfolgen. Auch die Rohwaren müssen in der Emilia Romagna erzeugt sein, selbst die Schweinerasse ist hier festgeschrieben. Darauf muss sich der Verbraucher verlassen können.