Bayerische Polizei im Einsatz, hier am Münchner Königsplatz. (Bild: Münchner Polizei)
Kriminalität

„Deutschland ist sicherer geworden“

Weniger Straftaten, viele Verdächtige aus dem Ausland: Zum ersten Mal stellte Horst Seehofer als Bundesinnenminister die bundesweite Kriminalstatistik vor. Gleichzeitig präsentierte er die Zahlen zur politisch motivierten Kriminalität 2017.

Die Kriminalität in Deutschland geht laut Statistik zurück: Die Behörden erfassten im vergangenen Jahr 5,76 Millionen Straftaten – die niedrigste Zahl seit 1992. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Straftaten um 9,6 Prozent. Rechnet man die ausländerrechtlichen Verstöße heraus, kommt man auf 5,58 Millionen Straftaten (minus 5,1 Prozent). Innenminister Horst Seehofer, der die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für 2017 vorstellte, sagte: „Deutschland ist sicherer geworden. Gleichwohl gibt es zur Entwarnung keinen Anlass.“

Hohe Aufklärungsquote

Seehofer und der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, der Innenminister Sachsen-Anhalts, Holger Stahlknecht (CDU), präsentierten in Berlin die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) sowie die Fallzahlen für die Politisch Motivierte Kriminalität (PMK) für das Jahr 2017.

Die Zahl der in Deutschland verübten Straftaten ist mit etwa 5,76 Millionen Fällen die niedrigste seit 1992.

Horst Seehofer, Bundesinnenminister

„Die Zahl der in Deutschland verübten Straftaten ist mit etwa 5,76 Millionen Fällen die niedrigste seit 1992″, betonte der Bundesinnenminister. „Noch deutlicher zeigt sich die sinkende Kriminalität bei Betrachtung im Verhältnis zur Bevölkerungszahl: Die Häufigkeit von 6.764 Fällen pro 100.000 Einwohner wurde sogar im 30-jährigen Vergleich nie erreicht!“

Der Anteil der aufgeklärten Straftaten ist laut Innenministerium mit 55,7 Prozent so hoch wie nie seit Beginn der Zählung 2005. Ausländerrechtliche Verstöße wie zum Beispiel die illegale Einreise sind dabei ausgeklammert. Die Aufklärungsquote hängt aber stark vom Tatbereich ab: Bei Wohnungseinbrüchen mit Diebstahl wurden nur 17,8 Prozent der Fälle aufgeklärt, bei Tötungsdelikten waren es 95,6 Prozent.

30 Prozent nichtdeutsche Tatverdächtige

Die Zahl der Tatverdächtigen liegt mit 1.974.805 Tatverdächtigen geringfügig unter der des Vorjahres (2016: 2.022.414). Drei Viertel der Tatverdächtigen waren den Angaben zufolge Männer. Etwa 30 Prozent der Tatverdächtigen sind keine Deutschen. Die meisten davon sind Zuwanderer, was einem Gesamtanteil von 8,5 Prozent entspricht.

Im Jahr 2017 wurden bundesweit 188.946 Fälle von „Gewaltkriminalität“ (2016: 193.542 Fälle), darunter 137.058 Fälle „gefährliche und schwere Körperverletzung“ (2016: 140.033 Fälle) registriert. Im Vergleich zum Vorjahr ist die „Gewaltkriminalität“ geringfügig um 2,4 Prozent gesunken.

Einbruchszahlen deutlich gesunken

Bei der Diebstahlskriminalität ist ein Rückgang von 11,8 Prozent auf 2.092.994 Fälle zu verzeichnen. Dies liegt insbesondere am erheblichen Rückgang um 23,0 Prozent (2017: 116.450 Fälle) beim Wohnungseinbruchsdiebstahl sowie um 22,7 Prozent (2017: 127.376) beim Taschendiebstahl.

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht erklärte dazu: „Dass ein konsequentes Vorgehen des Rechtsstaats zum Erfolg führen kann, zeigt uns die Entwicklung beim Wohnungseinbruchdiebstahl: In den vergangenen Jahren hatten wir leider einen besorgniserregenden Anstieg der Wohnungseinbrüche festgestellt. So wurden noch 2015 über 167.000 Wohnungseinbrüche in der PKS erfasst. Vielfältige Maßnahmen von Bund und Ländern haben dazu geführt, dass die Zahl in nur zwei Jahren um mehr als 50.000 Fälle gesunken ist, ein Rückgang um über 30 Prozent!“

Linksextreme Gewalt stark gestiegen

Die Zahl der politisch motivierten Straftaten ist im vergangenen Jahr nach Anstiegen in den letzten vier Jahren erstmals wieder um 4,9 Prozent auf 39.505 Straftaten, darunter 3.754 Gewalttaten (- 12,9 Prozent), zurückgegangen. Während die Zahl der Straftaten im Bereich Rechtsextreme deutlich um 12,9 Prozent (20.520 Fälle) zurückgegangen ist, stieg die Zahl der Straftaten bei Linksextremen um 3,9 Prozent (9.752 Fälle).

Für linke Gewalttäter darf es keine rechtsfreien Rückzugsräume und keine öffentliche Förderung geben.

Horst Seehofer

Bundesinnenminister Seehofer sagte dazu: „Trotz des Rückgangs der politischen motivierten Straftaten gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Der Rechtsstaat muss und wird sich auch weiterhin mit allen Mitteln gegen jede Form von Extremismus und Terrorismus zur Wehr setzen.“

Deutlich zurückgegangen sind auch die Angriffe auf Asyl- und Flüchtlingsunterkünfte. Gegenüber dem Vorjahr ist ein Rückgang um 68,6 Prozent auf 312 Straftaten zu verzeichnen (2016: 995). Damit hat sich der seit Februar 2016 rückläufige Trend weiter fortgesetzt. Die Zahlen liegen damit wieder auf einem ähnlichen Niveau wie vor der starken Zuwanderung in den Jahren 2015 und 2016. Antisemitische Straftaten sind um 2,5 Prozent gegenüber dem Jahr 2016 angestiegen (2017: 1.504; 2016: 1.468).

Reichsbürger als Straftäter

Erstmalig wurden im Jahr 2017 auch Straftaten von „Reichsbürgern und Selbstverwaltern“ in der Statistik zur politisch motivierten Kriminalität erfasst. Angehörige dieses Spektrums haben im vergangenen Jahr insgesamt 911 Straftaten, darunter 144 Gewaltdelikte, begangen. Davon waren 380 Delikte politisch rechtsmotiviert; 531 Straftaten fielen in den Bereich „nicht zuzuordnen“.

Bayern ist das sicherste Land

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann zeigte sich erfreut über das ausgezeichnete Abschneiden Bayerns in der bundesweiten Kriminalstatistik. „Bayern hat schon seit vielen Jahren einen unangefochtenen Spitzenplatz bei der Inneren Sicherheit. Unsere Kriminalitätsdaten haben wir vergangenes Jahr weiter verbessert“, fasste Herrmann die Ergebnisse zusammen. „Unsere Bürgerinnen und Bürger können hier deutlich sicherer leben, als anderswo.“