Christian Schuchardt (CDU), Oberbürgermeister von Würzburg. (Foto: Daniel Peter)
OB Schuchardt

Würzburg wird „Green City“

Interview Würzburg unternimmt viel zur Luftreinhaltung, jetzt mit dem Projekt „Green City“. Was sich hinter diesem Plan verbirgt und welche Rolle die Landesgartenschau dabei spielt, erklärt OB Christian Schuchardt im zweiten Teil des BAYERNKURIER-Interviews.

Seit 2014 regiert Christian Schuchardt, der als gemeinsamer Kandidat von CSU, FDP und Würzburger Liste antrat, als erster CDU-Oberbürgermeister einer bayerischen Großstadt das unterfränkische Würzburg. Seine 4-Jahres-Bilanz kann sich sehen lassen.

Das Bundesverkehrsministerium hat der Stadt 354.000 Euro für die Ausarbeitung eines Masterplans „Green City“ zugewiesen. Was muss man sich darunter vorstellen? Wird das Ergebnis wesentlich über die Luftreinhaltungs-Bemühungen hinausgehen, die Würzburg wegen der Kessellage sowieso seit vielen Jahren verfolgt?

Christian Schuchardt: In Würzburg beschäftigen wir uns seit vielen Jahren mit der Frage der Luftreinhaltung und haben auch ein ganzes Bündel an Maßnahmen umgesetzt. Dazu gehören ein LKW-Durchfahrtsverbot, die Einrichtung von Mobilstationen, die Förderung der Elektromobilität, wir elektrifizieren den eigenen Fuhrpark und vieles mehr. Generell muss es in der Luftreinhaltung und der nachhaltigen Stadtentwicklung darum gehen, weniger PKW- und LKW-Verkehr in der Stadt zu haben und den verbleibenden Verkehr verträglicher abzuwickeln. Dies gut umgesetzt, kann die Attraktivität und Lebensqualität in unserer Stadt deutlich fördern. Dass die Belastungen zurückgehen, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Zwei Erkenntnisse haben uns bewogen, nun ergänzend einen Green-City-Plan zu erstellen: zum einen scheiterte die Umsetzung einiger entwickelten Ideen bisher an der Finanzierung, zum anderen bieten sich durch die Bausteine Digitalisierung und Vernetzung, die im Green-City-Plan enthalten sind, gerade im Bereich der Mobilität ganz neue Möglichkeiten. Genau darum wird es gehen: Wir wollen im Bereich der Vernetzung der Verkehrsmittel und im Bereich der Stadtlogistik ausloten, welche Möglichkeiten es gibt, den Verkehr zu reduzieren – und dies in Abstimmung mit den benachbarten Landkreisen. Die Verkehrssteuerung unter anderem durch intelligente Ampeln ist ein weiterer Baustein, der unsere Belastungsschwerpunkte entlasten soll. Und natürlich spielt der weitere Ausbau der Elektromobilität eine zentrale Rolle. Der Green-City-Plan stellt also eine logische Weiterentwicklung unserer bisherigen Arbeit dar.

Bei der Kasernen-Konversion haben wir eine Fläche von etwa zehn Fußballfeldern entsiegelt, eine nachhaltige Fernwärmeversorgung eingerichtet und wichtige Grünzüge miteinander vernetzt.

Christian Schuchardt, Würzburger OB

Inwiefern könnte die Würzburger Landesgartenschau (LGS) 2018, die im April ihre Tore öffnet, Teil dieses Masterplans werden? Bayreuth etwa hat das Gelände der LGS 2017 genutzt, um den Landschaftspark „Wilhelminenaue“ zu schaffen.

Die Ausrichtung einer Landesgartenschau ist immer eine enorme Chance für die Stadtentwicklung. Das gilt ganz besonders für die LGS 2018, denn sie ist eng verbunden mit der Konversion eines ehemaligen Militärareals in einen neuen Stadtteil. Im Planungsprozess für diesen Stadtteil – den wir im regen Austausch mit den Bürgern durchführten – spielten Nachhaltigkeit und Umweltschutz von Beginn an eine wichtige Rolle. Wir haben Experimentierfelder für nachhaltiges Bauen wie zum Beispiel mehrstöckige Holzhäuser und ein System zur Zurückhaltung des Regenwassers eingerichtet. Gleichzeitig wurde eine Fläche von etwa zehn Fußballfeldern entsiegelt, eine nachhaltige Fernwärmeversorgung eingerichtet und wichtige Grünzüge miteinander vernetzt. Bei dieser Stadtentwicklung spielt auch die nachhaltige Mobilität eine wichtige Rolle: So haben wir von Beginn an Plätze für Carsharing-Fahrzeuge und eine gute Erschließung per Rad und zu Fuß eingeplant. Zudem wollen wir in den nächsten Jahren den Bau einer neuen Straßenbahnlinie auf das Hubland angehen. Die zentrale Grünfläche dieses neuen Stadtteils umfasst eine Fläche von über 20 Hektar. Sie wird 2018 die Landesgartenschau beherbergen und im Anschluss dauerhaft der Bevölkerung – und der Stadtnatur – zur Erholung zur Verfügung stehen. Auch bei der Ausrichtung der LGS spielen die Anpassung an den Klimawandel, die nachhaltige Mobilität und die Frage, wie sich Urbanität und Ökologie in Einklang bringen lassen, eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt haben wir uns aus Anlass der LGS mit vier benachbarten Gemeinden zusammengeschlossen und stellen gerade ein neues interkommunales Radwegenetz fertig, welches auch das Gelände der LGS für den Radverkehr erschließt. Somit ist die Ausrichtung der LGS ein wichtiger Motor für bleibende Veränderungen hin zu einer nachhaltigen Mobilität und passt in diesem Sinne sehr gut zum Green-City-Plan.

Neben dem 738 Zuschauer fassenden Großen Haus wird eine weitere Spielstätte mit circa 330 Plätzen eingerichtet.

Christian Schuchardt zum Mainfranken-Theater

Das Würzburger Mainfranken-Theater hat überregional einen hervorragenden Ruf. Momentan steht eine größere Sanierung an. Wie viel lässt sich die Stadt das kosten?

Das Gebäude des Mainfranken-Theaters stammt aus den 60er Jahren und ist inzwischen ziemlich in die Jahre gekommen. Wir wollen es sanieren und erweitern, damit es für die kommenden Dekaden spartenübergreifend für alle Belange des Spiel- und Probenbetriebs sowie der Werkstattarbeiten vorbereitet ist. Wir wollen dabei alle Ressourcen optimal einsetzen, indem etwa alle Funktionsbereiche des Ensemble- und Repertoirebetriebs unter einem Dach zusammengeführt werden. Gleichzeitig kann neben dem 738 Zuschauer fassenden Großen Haus eine weitere Spielstätte mit circa 330 Plätzen eingerichtet werden. Dies wird uns nach dem derzeitigen Planungsstand bis zu 65 Millionen Euro kosten. Das kann aber die Stadt Würzburg nicht alleine finanzieren. Wir sind deshalb vor allem dem Freistaat Bayern wie auch dem Bezirk Unterfranken und dem Landkreis Würzburg dankbar, dass sie sich hier stark engagieren. Ohne sie wäre es nicht möglich, diese Sanierung zu stemmen, die so wichtig für das Mainfranken-Theater ist. Nur so können wir die zentralen Anforderungen an einen wirtschaftlichen, sicheren und zukunftsfähigen Spielbetrieb erfüllen.

Die Fragen stellte Wolfram Göll.

Lesen Sie auch den ersten Teil des Interviews mit Oberbürgermeister Christian Schuchardt: „Erfolg zwischen Weinbergen“.