Migrationsdruck hält an
Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Asylbewerber gegenüber dem Jahr 2016 stark gesunken – aber seit Dezember 2016 nur langsam. Der Anteil der Bewerber aus Eritrea und Nigeria wächst. Immer mehr Asylbewerber klagen gegen Bamf-Bescheide.
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Migrationsdruck hält an

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Asylbewerber gegenüber dem Jahr 2016 stark gesunken – aber seit Dezember 2016 nur langsam. Der Anteil der Bewerber aus Eritrea und Nigeria wächst. Immer mehr Asylbewerber klagen gegen Bamf-Bescheide.

Im zu Ende gegangenen Jahr 2017 hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) 222.683 Asylanträge entgegengenommen. Das berichtet das Bundesamt in seiner Jahresbilanz 2017. Gegenüber der Zahl von 745.545 Asylanträgen im Jahr 2016 bedeutet das eine Verringerung von 70,1 Prozent.

 

Im Zeitraum Januar – Dezember 2017 waren 75,2 Prozent der einen Asylantrag stellenden Personen jünger als 30 Jahre. 60,5 Prozent aller antragstellenden waren männlich.

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

Die Gesamtzahl von 222.683 Asylanträgen enthält mit den Erstanträgen auch die sogenannten Folgeanträge. Der Bamf-Jahresbilanz zufolge wurden im Zeitraum Januar bis Dezember 2017 „ein Zugang von 186.644 Asylsuchenden nach Deutschland registriert“. Interessant: In seinen „Aktuellen Zahlen zu Asyl, Ausgabe Dezember 2017“ weist das Bundesamt für das ganze Jahr 2017 genau 198.317 Asyl-Erstanträge aus – von denen 60,5 Prozent auf männliche und 39,5 Prozent auf weibliche Antragsteller entfielen. 2016 waren 65,7 Prozent der Antragsteller männlich und 34,3 Prozent weiblich gewesen.

Migrationsdruck nach Deutschland hält an

Der starke Rückgang der Asylbewerberzahlen von 2016 auf 2017 beschreibt nicht das ganze Bild. Notwendig ist der genauere Blick auf die monatlichen Zahlen beider Jahre. 2016 hatte die Zahl der Asylbewerber im Dezember mit 20.575 Anträgen den niedrigsten Stand erreicht – nach einem Maximum von 91.331 Anträgen im August. Fast während des gesamten Jahres 2017 hielten sich die monatlichen Asylbewerberzahlen nur wenig unterhalb des Wertes vom Dezember 2016.

Im März 2017 wurde mit 20.136 Antragstellern die größte Zahl verzeichnet. Der Dezember 2017 war mit dem geringsten monatlichen Wert von „nur“ 14.293 Asylbewerbungen sozusagen ein Lichtblick. Ob er den Beginn eines sinkenden Trends markiert, muss sich zeigen: Denn der November verzeichnete mit 18.711 Asylanträgen den zweithöchsten Wert des Jahres. Im Oktober wurden 17.028 Anträge gezählt, der fünfthöchste Monatswert im vergangenen Jahr. Vorläufig hält der Migrationsdruck nach Deutschland also an.

Anteil der Nigerianer wächst

Aufschlussreich ist der Blick auf die Herkunftsländer. Spitzenreiter war auch 2017 mit 47.434 Gesuchen (24 Prozent) wieder Syrien (2016: 266.250 oder 36,9 Prozent), gefolgt von Irak mit 21.043 (96.116), Afghanistan mit 12.346 (127.012) und Eritrea mit 9.524 (18.854) Asylanträgen.

Auch hier werden bei genauerem Hinsehen Trends sichtbar, nicht immer beruhigende. So kamen im gesamten Jahr 2016 etwa 2,6 Prozent der Asylsuchenden aus Eritrea, aber allein im Dezember 8,6 Prozent. Der Anteil der Eritreer blieb auch im Jahr 2017 hoch, bei steigender Tendenz: 5,2 Prozent für das ganze Jahr, 6,4 Prozent für den Dezember.

Beunruhigend ist die Entwicklung für das bevölkerungsreichste Land Afrikas: Nigeria. Für das ganze Jahr 2016 entfielen 12.709 oder 1,8 Prozent der Asylanträge auf Nigerianer. Im Dezember waren es mit 609 Anträgen 3,2 Prozent. Im Jahr 2017 machten 7811 nigerianische Asylanträge schon 3,9 Prozent der Gesamtzahl aus. Im Dezember 2017 kamen Nigerianer mit 632 Anträgen gar auf 5,2 Prozent. Bei sinkenden Gesamtzahlen wächst der Anteil der Asylsuchenden aus Nigeria kontinuierlich.

Immer mehr Klagen gegen Bamf-Bescheide

Als großen Erfolg verbucht es die Bundesanstalt, dass ein regelrechter Berg von alten Asylverfahren abgebaut werden konnte. Anfang 2017 hatten die Bamf-Mitarbeiter noch 433.719 alte Verfahren abzuarbeiten. Ende des Jahres blieben nur 68.245 Fälle unbearbeitet.

Insgesamt erhielten 123.909 Personen im Jahr 2017 die Rechtsstellung eines Flüchtlings nach der Genfer Konvention (20,5 Prozent aller Asylbewerber). 98.074 Personen erhielten subsidiären Schutz (16,3 Prozent) und 39.659 (6,6) Abschiebeschutz. 232.307 Anträge (38,5) wurden abgelehnt, anderweitig erledigt wurden 109.479 Anträge (18,1).

Im Schnitt konnte jedes Asylverfahren innerhalb von 2,3 Monaten entschieden werden. Aber immer häufiger nicht endgültig. Denn gegen fast jede zweite Entscheidung des Bamf zogen die betroffenen Asylbewerber vor Gereicht, gegen abgelehnte Bescheide sogar 90 Prozent, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. In den ersten neun Monaten des Jahres 2017 hatten 44 Prozent der Kläger damit Erfolg – im gesamten Jahr 2016 waren es nur 29 Prozent gewesen.