Was übrig bleibt, können Gäste mit nach Hause nehmen: das vermeidet Speisemüll. (Bild: Too good to go)
Initiative

Weniger Reste

Rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich im Müll. Dabei könnte ein Großteil des Abfalls vermieden werden. Eine bundesweite Kampagne will das erreichen. Bayern beteiligt sich mit verschiedenen Projekten an der Initiative.

Einige Lebensmittel entsprechen nicht den Normen oder das Mindesthaltbarkeitsdatum läuft ab: Allein im Handel fallen jährlich 550.000 Tonnen Lebensmittelabfall an. Ebenfalls alarmierend ist die Situation in den Privathaushalten. Jedes achte gekaufte Lebensmittel werfen Verbraucher weg. Das sind pro Bundesbürger und Jahr durchschnittlich 82 Kilogramm Lebensmittel. Dabei wären schätzungsweise bis zu zwei Drittel des Abfalls vermeidbar. Hinzu kommt die Außer-Haus-Verpflegung. Dort landen rund 24 Kilogramm pro Person jährlich im Müll. Insgesamt sind es rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel, die in der Industrie, bei Großverbrauchern, im Handel und in Privathaushalten in Deutschland jedes Jahr weggeworfen werden.

Manager per App

Eine bundesweite Kampagne soll das ändern. Lebensmittelretter können sich auf der neuen Bund-Länder-Plattform lebensmittelwertschaetzen.de vernetzen und finden dort Anregungen und Projekte, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Gastronomen und Unternehmer finden beispielsweise Checklisten und Kalkulationstabellen. In Bayern ist bereits der „Ressource Manager Food“ in mehr als 15 Einrichtungen, darunter Hotels, Pflege- und Krankenhäuser, Kantinen, Studentenwerke und Schulen im Einsatz. Per App können Gastronomen Verluste während der Zubereitung und anfallende Speisereste tages-, wochen- und monatsgenau dokumentieren. So bekommen sie Übersichten über Art und Menge sowie Ursache der Lebensmittelverschwendung. Fest eingeplante Monitoring-Zyklen (zum Beispiel alle vier Wochen für fünf Tage) reichen dabei aus, um den Status quo zu erfassen. Um Speisereste zu vermeiden, bieten sich unter anderem verbesserte Gar- oder Weiterverwertungsverfahren sowie ein Speiseplanmanagement an. Der Ressource Manager Food kann als Web-Applikation kostenlos genutzt werden unter: www.rmfood.de.

Helmut Brunner, bayerischer Ernährungsminister, ruft dazu auf, die Bund-Länder-Plattform intensiv zu nutzen. „Sie eröffnet ganz neue Möglichkeiten, eigene Initiativen und Ideen über die weißblauen Grenzen hinaus bekannt zu machen und Mitstreiter zu gewinnen“, sagt er. Von den rund 80 zum Start beteiligten Initiativen kommen neun aus Bayern. Darunter auch das von Brunner ins Leben gerufene Bündnis „Wir retten Lebensmittel!“, dem inzwischen 40 verschiedene Organisationen, Verbände, Unternehmen und sonstige Akteure angehören. Gemeinsames Ziel des Bündnisses ist es, neue Wege für einen ressourcenschonenden Umgang mit Lebensmitteln zu finden.

Weg aus der Wegwerfgesellschaft

Ob Joghurt oder Reisgericht – tonnenweise Lebensmittel landen unnötig im Müll. Die App „Too good to go“ könnte da Abhilfe schaffen. Und auch die bayerische Einzelhandelskette AEZ hat ein Projekt gegen Lebensmittelverschwendung gestartet. Lesen Sie hier mehr dazu: Weg aus der Wegwerfgesellschaft.