Eine Arbeitsstelle ist grundlegende Voraussetzung für Integration. Doch viele Flüchtlinge und Migranten in Deutschland haben geringe Chancen auf Arbeit, weil ihnen die Schulbildung fehlt. (Bild: Imago/HRSchulz)
Arbeitsmarkt

Flüchtlinge ohne Abschluss

Wie viele der in Deutschland lebenden Flüchtlinge und Migranten haben einen Schulabschluss? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Neue Berechnungen legen nahe: Fast 60 Prozent der Migranten könnte der Schulabschluss fehlen.

Hunderttausende der Migranten und Flüchtlinge in Deutschland haben keinen Schulabschluss – so viel steht fest. Nur: Wie viele sind es genau, denen die schulische Bildung fehlt?

Dazu gibt es unterschiedliche Studien. 2016 kam eine gemeinsame Studie vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, des mit der Bundesagentur für Arbeit verbundene Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) sowie das Wirtschaftsforschungsinstitut DIW zu diesen Ergebnissen:

  • 37 Prozent der erwachsenen Flüchtlinge haben eine weiterführende Schule besucht (32 Prozent haben sie auch abgeschlossen).
  • 31 Prozent haben Mittelschulen besucht (22 Prozent mit Abschluss).
  • 10 Prozent haben lediglich eine Grundschule besucht.
  • 9 Prozent haben gar keine Schule besucht, sind also Analphabeten.
  • 19 Prozent waren auf Hochschulen (13 Prozent mit Abschluss).
  • 12 Prozent waren auf beruflichen Bildungseinrichtungen (6 Prozent mit Abschluss).
  • Insgesamt 26 Prozent verließen die Schule ohne Abschluss.

Zwei Haken hatte diese Studie:

  • Ein Teil der Asylbewerber beteiligte sich nicht an der Umfrage.
  • Die Bildungsabschlüsse sind qualitativ nicht vergleichbar. Bildungsforscher der OECD haben bei Vergleichen etwa für Syrien festgestellt: Legt man die Ergebnisse der internationalen Schulstudien Pisa und Timss von 2011 zugrunde, könnten zwei Drittel der Schüler in Syrien „nur sehr eingeschränkt lesen und schreiben“ sowie „nur einfachste Rechenaufgaben lösen“.

Abhängig vom Herkunftsland

Die BILD-Zeitung berichtet nun von einer neuen Untersuchung des Bundesinstitutes für Berufsbildung (BIBB). Demnach hätten je nach Herkunftsland bis zu drei Viertel der Arbeitssuchenden keine oder nur geringe Schulbildung.

Das BIBB habe laut BILD die Zahlen einer anderen Bundesbehörde nachgerechnet – eben der Bundesagentur für Arbeit (BA). Deren Statistik sei lückenhaft, rund 25 Prozent der 500.000 Arbeitssuchenden Migranten hatte keine Angabe zu ihrem Schulabschluss gemacht.

BBIB: 59 Prozent ohne Abschluss

Das BIBB folgert: Es ist wahrscheinlich, dass diese Personen keinen Abschluss haben. Als Konsequenz rechnet das Institut diese 25 Prozent zur Gruppe derer, denen der Schulabschluss fehlt.

Das Ergebnis ist entsprechend drastisch: Sollte das BIBB mit seiner Rechnung richtig liegen, hieße dass, dass im Schnitt 59 Prozent der Arbeitssuchenden aus den wichtigsten Herkunftsländern keinen Schulabschluss haben. In der BA-Statistik sind es 26 Prozent.