Bestmögliche Sicherheit: Die Polizei wird die Wiesn auch in diesem Jahr wieder besonders im Blick haben. (Archivbild: Imago/Ralph Peters)
Wiesn

Zwischen Festung und Feier

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat im Landtag Stellung zum Sicherheitskonzept für das Münchner Oktoberfest bezogen. Die Sicherheitsmaßnahmen hätten sich bewährt, erstmals wird es jedoch Bodycams bei Polizeibeamten geben.

„Das zwischen der Landeshauptstadt München und der Münchner Polizei abgestimmte Sicherheitskonzept zum Oktoberfest 2016 hat sich bewährt“, erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann vor dem Innenausschuss im Bayerischen Landtag. Auch Münchens Bürgermeister und Wiesnreferent Josef Schmid (CSU) hatte daran mitgewirkt. Vor allem die zusätzlichen Ordner (insgesamt bis zu 450), die erhöhte Polizeipräsenz (2016 waren es bis zu 600) und die intensivierten Zugangskontrollen hätten zu noch mehr Sicherheit und auch zur Erhöhung des Sicherheitsgefühls beigetragen. Die Einsatzerfahrungen der vergangenen Jahre tragen laut Herrmann nun dazu bei, die Sicherheitsmaßnahmen weiter zu verbessern.

Wir wollen die Wiesn nicht zu einer Festung ausbauen, aber es wäre unverantwortlich, die aktuelle Bedrohungslage (…) nicht ernst zu nehmen.

Joachim Herrmann, Innenminister

Bewährt hat sich nach den Worten des Innenministers auch die nunmehr durchgängige Umzäunung des Festgeländes. Es handelt sich um einen Sicherheitszaun, der sich im Falle einer Panik sehr schnell öffnen lässt, mit insgesamt 13 Eingängen. Gut angenommen wurde auch das Verbot von größeren Taschen und Rucksäcken mit einem Volumen von mehr als drei Litern. Diese müssen auch heuer an den Gepäckaufbewahrungsstellen abgegeben werden. Poller und Blumenkästen aus Beton sollen vor Lastwagen-Angriffen schützen.

Auch moderne Technik habe noch einmal einen zusätzlichen Sicherheitsgewinn gebracht, etwa der Einsatz eines modernen Messenger-Dienstes als unterstützende Kommunikationsmittel. „Unsere Einsatzkräfte auf dem Festgelände und im Wiesn-Umfeld waren mit Smartphones ausgestattet. So konnten sie zum Beispiel Bilder oder Videosequenzen von Maßkrugschlägern schnell an die Einsatzgruppen übermitteln“, so Herrmann. Diese Technik werde künftig bei der Bayerischen Polizei als Ergänzung zum Digitalfunk eingesetzt. Der Vorteil dabei seien kürzere Reaktionszeiten und ein schnelleres Eingreifen von Einsatzkräften.

Es geht noch besser

Der Innenminister sah auch noch Verbesserungsmöglichkeiten für die Konzeption in diesem Jahr: „Insbesondere die Besucherströme können wir noch besser lenken. Wir stellen deshalb ab diesem Jahr zusätzliche Lautsprechanlagen auf dem Festgelände auf.“ Er kündigte zudem eine qualitative Verbesserung der Videoüberwachung an, insbesondere im Bereich der Eingänge. 2016 wurden insgesamt 29 Kameras eingesetzt, 28 schwenk- und zoombar sowei eine mit einer 360-Grad-Rundumsicht. Wegen der erheblich gestiegenen Attacken und Angriffe gegen die Einsatzkräfte auf dem Oktoberfest werden im Jahr 2017 erstmals Bodycams bei den eingesetzten Polizeikräften eingesetzt – auch um damit weitere Erfahrungen für Einsätze bei Großveranstaltungen sammeln zu können.

Herrmann sagte abschließend: „Wir wollen die Wiesn nicht zu einer Festung ausbauen, aber es wäre unverantwortlich, die aktuelle Bedrohungslage insbesondere durch den islamistischen Terrorismus und die Auswirkungen der Terroranschläge in Europa nicht ernst zu nehmen. Hundertprozentige Sicherheit kann niemand versprechen. Wir wollen aber das Menschenmögliche leisten, um den Besucherinnen und Besuchern auf der Wiesn ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten.“ Das Münchner Oktoberfest sei ein Ort der Gastfreundschaft und des friedlichen Feierns, es stehe für Lebenslust und Weltoffenheit. „Die Wiesn ist und bleibt ein Aushängeschild bayerischer Lebensart.“

Ein Gefühl der Unsicherheit

Nach den Terroranschlägen der vergangenen zwei Jahre fühlt sich jeder Zweite in Deutschland unsicherer als zuvor. Das ergab eine Umfrage des Instituts YouGov Deutschland im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Dabei kam auch heraus: Die allermeisten Menschen (85 Prozent) befürworten die verschärften Vorkehrungen bei Veranstaltungen, etwa beim Oktoberfest.

(dpa/PM)