Blick auf den Kochelsee. (Bild: AS)
Alpenstrategie

Selfies vom Gipfel

Mehr Forschung an Hochschulen, stabiler Mobilfunk, Zuschüsse für Almwirtschaften und Berggasthöfe, bessere Seilbahnen, Umgehungsstraßen - damit soll der Alpenraum attraktiver werden. Das hat der Ministerrat in einem Maßnahmenpaket beschlossen.

Wer das Gipfelkreuz erreicht, soll das Foto von der Spitze des Berges gleich per Smartphone versenden können – ohne Verbindungsprobleme. Aber auch Notrufe sollen natürlich leichter abgesetzt werden können. Die Digitalisierung des Alpenraums hat der Ministerrat zu einer seiner Prioritäten in Sachen Zukunftsstrategie erklärt. Denn der Alpenraum ist eine der bedeutendsten Tourismusregionen im Freistaat. Doch trotz seiner Beliebtheit stehen einige Regionen vor massiven Problemen. Bei der Steuerkraft bildete das Berchtesgadener Land im vergangenen Jahr das Schlusslicht in Oberbayern und ist bayernweit auf Platz 54 von insgesamt 71 Landkreisen abgerutscht. Und das, obwohl mehr als ein Fünftel aller Ankünfte und fast ein Drittel aller Übernachtungen in Bayern auf diese Region entfallen.

Mehr WLAN, mehr Vernetzung

Die „Alpenstrategie für den bayerischen Alpenraum“ soll daher helfen, die Destinationen in Bayerns Bergen zukunftsfähig zu machen. Zum Maßnahmenpaket, das der Ministerrat unter dem Motto „Schützen und Nützen“ auf den Weg gebracht hat, zählen nicht nur stabiler Mobilfunk in Tälern und auf Gipfeln und freie WLAN-Internetzugänge. Auch die Hochschulen in Rosenheim und Kempten werden erweitert, um die Forschung zum autonomen Fahren und zu vernetzter Mobilität weiterzuentwickeln. Das soll vor allem für junge Leute die Heimat attraktiver machen.

Dabei gilt es die Balance zu finden zwischen lukrativem Wirtschaftsstandort. touristischen Angeboten, attraktivem Lebensraum und schützenswerten Gebieten. So sollen Almwirtschaften und Berggasthöfe finanzielle Zuschüsse für Sanierungen erhalten. Auch die Qualität der Seilbahnen in kleinen Skigebieten soll verbessert werden. Weil Pendlerströme, Warendurchgangsverkehr und Urlauber – vor allem Tagestouristen – die Alpentäler in besonderer Weise belasten, setzt Bayern auf eine moderne Infrastruktur: Umgehungsstraßen auf Strecken mit viel Verkehr, mehr Busverbindungen und Bahnhalte. Wie der Plan schrittweise umgesetzt werden soll, liegt jetzt in der Hand der einzelnen Ministerien.

Mit der Alpenstrategie schaffen wir die Voraussetzungen dafür, dass sich neue wirtschaftliche Perspektiven ergeben, ohne die Einzigartigkeit von Natur und Kultur zu gefährden.

Ilse Aigner, bayerische Wirtschaftsministerin

Spagat zwischen Wirtschaftsstandort und Naturschutz

Bereits 2016 hatte die Staatsregierung in einem Beschluss den Grundstein zu einer bayerische Alpenstrategie gelegt, die nun Hand in Hand mit der EU-Strategie für den Alpenraum umgesetzt wird. Gedacht ist sie weniger als festgeschriebener Plan, sondern als ein Appell an Kommunalpolitiker und Unternehmer. So soll der Alpenraum aus der Region heraus mit allen Akteuren gestaltet werden. Der Plan setzt an vielen Punkten an: ein leistungsfähigeres Verkehrsnetz, Infrastruktur, Forschungseinrichtungen, starkes Internet, Gewerbe und Handwerk sollen weiterentwickelt werden. Wie der Spagat zwischen attraktivem Lebensraum, Wirtschaftsstandort und Naturschutz geschafft werden kann, zeigt die Entwicklung in Berchtesgaden-Königssee.

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Juwel der Alpen: Nationalpark Berchtesgaden