Blick auf Kronach in Oberfranken. (Bild: AS)
Demographie

Vitale Orte für Oberfranken

Ein Uni-Campus für Kulmbach, Geld für touristische Attraktionen und hübschere Ortskerne: damit Oberfranken die Trendwende beim demografischen Wandel schafft, hat das bayerische Kabinett verschiedene Förderprogramme beschlossen.

Das soziale Umfeld und die geringeren Lebenshaltungskosten sind für immer mehr Leute Gründe, in ländliche Regionen zu ziehen. In allen Regierungsbezirken gibt es inzwischen wieder eine positive Bevölkerungsentwicklung, laut aktuellem Heimatbericht. Auch in Oberfranken ist die Zahl zum ersten Mal seit 2001 wieder gestiegen (+ 0,3 Prozent). Der Regierungsbezirk habe sich in den vergangenen Jahren hervorragend entwickelt, betonte Ministerpräsident Horst Seehofer nach der Kabinettssitzung in Kulmbach. Die Zahl der Studienanfänger sei ebenso gestiegen wie die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs.

Oberfranken hat beste Zukunftschancen.

Horst Seehofer, bayerischer Ministerpräsident

Doch für die kommenden 20 Jahre sagen Experten für den Regierungsbezirk einen Bevölkerungsrückgang von fünf Prozent voraus. Vor allem an der jungen Generation wird es fehlen. Im Landkreis Kronach leben 2035 laut Prognosen voraussichtlich 42 Prozent weniger Jugendliche.

Die Staatsregierung steuert dem demographischen Wandel deshalb mit verschiedenen Förderprogrammen entgegen. Für über 140 Projekte stehen in diesem Jahr 20 Millionen Euro zur Verfügung. Damit trotz des Bevölkerungsrückgangs Dörfer und Städte attraktiv bleiben, bekommen etwa Kommunen Unterstützung, wenn sie Leerstände im Ortskern beseitigen.

Heimat für Ärzte und Handwerker

Die Minister beschlossen in Kulmbach zudem, der Stadt einen Campus einzurichten: In Kooperation mit der Universität Bayreuth sollen sich Wissenschaftler und Studenten künftig mit den Bereichen Lebensmittel und gesunde Ernährung befassen. Kulmbach gilt bereits als profilierter Lebensmittelstandort mit etablierten Unternehmen der Lebensmittelbranche sowie Forschungsinstituten des Bundes und des Freistaates. Wie genau der Campus ausgestaltet sein soll, ist nach Worten von Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) noch offen. Eine neue „Genussakademie Bayern“ soll ab Ende August am Kompetenzzentrum für Ernährung in Kulmbach das Angebot ergänzen. Genussbotschafter für Käse-, Wein, Bier- oder Edelbrand finden dort einheitliche Ausbildungsstandards.

Am Klinikum Bayreuth soll die Ausbildung von Medizinern in Zusammenarbeit mit der Uni Erlangen ausgeweitet werden. Die Staatsregierung hofft, dass sich angehende Ärzte danach entscheiden, in Oberfranken sesshaft zu werden. So soll der drohende Ärztemangel abgemildert werden.

Zudem wird ein dualer Bachelorstudiengang Denkmalpflege etabliert, der gemeinsam von der Universität Bamberg und der Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg getragen wird. Mit dem neuen Studiengang werden künftig auch heimische Handwerker in alten Restaurierungstechniken ausgebildet.

Mehr Behörden, mehr Zentren

Oberfranken profitiert mit über 900 verlagerten öffentlichen Stellen und Studienplätzen außerdem so stark wie kein anderer Regierungsbezirk von der Behördenverlagerung. Dazu zählen beispielsweise in Marktredwitz der Bau einer neuen Justizvollzugsanstalt (186 Arbeitsplätze) oder in Kronach der Fachbereich Finanzwesen der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern (15 Arbeitsplätze, 200 Studienplätze). Bis Ende 2018 sollen 15 Prozent der Beschäftigten an den neuen Dienstorten arbeiten.

Grüne Zentren in Bamberg und Kulmbach sollen zudem das Netzwerk Oberfrankens stärken. Grüne Zentren sind ein Zusammenschluss von Behörden, Einrichtungen und Organisationen aus dem Bereich Land- und Forstwirtschaft an einem Standort. Sie sollen die Zusammenarbeit aller Akteure verbessern.

Surfen mit BayernWLAN

Nicht nur der Breitbandausbau auch der Ausbau der BayernWLAN-Hotspots soll in Oberfranken vorankommen. In ganz Bayern sollen in den kommenden drei Jahren 20.000 Hotspots entstehen. Bisher gibt es knapp 800 eingerichtete BayernWLAN- Hotspots im Bezirk Oberfranken.

Etliche Verkehrsprojekte stehen außerdem auf der Agenda. Im Bereich der Staatsstraßen enthält der Ausbauplan für Oberfranken ein Investitionsvolumen von rund 113 Millionen Euro. Der Schienenausbau der Strecke Nürnberg – Erfurt geht Ende des Jahres in Betrieb. Vom ICE-Knoten Bamberg und dem neuen ICE-Halt Coburg aus sind dann München, Berlin und weite Teile Ostdeutschlands deutlich schneller zu erreichen. Oberfranken profitiert außerdem vom Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs, insbesondere der Erweiterung des S-Bahnnetzes mit der Linie S 1 von Nürnberg nach Bamberg.

Ausflüge mit dem Mountainbike

Damit auch der Tourismus in Oberfranken in Fahrt kommt, soll das Höllental als touristisches Highlight im Landkreis Hof durch zwei Hängebrücken zwischen der Burg Lichtenberg und dem Gemeindegebiet Issigau attraktiver werden. Außerdem sollen eine Mountainbike-Basisstation und eine sogenannte Tubing-Bahn den Kornberg aufwerten. Falls sich für die Projekte keine privaten Investoren finden, steckt der Freistaat Geld in den Ausbau. Damit die Bayreuther Festspiele ihre internationale Strahlkraft nicht verlieren, plant die Staatsregierung zudem für die Sanierung des Festspielhauses zehn Millionen Euro ein.

Unterwegs in Oberfranken

Junge Leute, die ihre Heimat einst verlassen haben, kommen gerne zurück – im Gepäck haben sie oft erste Berufserfahrungen. Aber die Bedingungen müssen passen, damit Oberfranken die Trendwende beim demografischen Wandel wirklich schafft. Der BAYERNKURIER hat auf einer Reise durch Oberfranken verschieden Akteure getroffen. Sie begreifen den demographischen Wandel sogar als Chance. Lesen Sie hier mehr dazu: Willkommen zurück!