Kern der Heimat: Familie, Freunde, Kultur, Kirche, die eigene Stadt, das eigene Dorf. Hier Detwang, ein Stadtteil von Rothenburg ob der Tauber in Mittelfranken. (Symbolbild: Imago/Michael Kneffel)
Studie

„Heimat“ hat einen guten Klang

Für 85 Prozent der Deutschen ist der Begriff „Heimat“ wichtig und eindeutig positiv besetzt mit Familie, Freunden, Geburts- oder Wohnort, Kultur und Religion. Nur Grüne und Linke fremdeln mit dem Wort. Das ergab eine Studie.

Die Heimat-Strategie der CSU hat sich im Bund durchgesetzt. Bundesinnenminister und CSU-Chef Horst Seehofer ist der erste Heimatminister Deutschlands, soeben hat er im Bundestag seine Strategie für umfassende Strukturverbesserungen und die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in ganz Deutschland vorgestellt.

Nun erbringt eine Studie einen klaren Nachweis: Der Begriff „Heimat“ ist den Deutschen sehr wichtig, der Begriff ist eindeutig positiv besetzt. Die Deutschen verbinden mit „Heimat“ vor allem Freunde, Familie, Geborgenheit, der eigene Wohnort, die eigene Region und die eigenen Wurzeln, aber auch die deutsche Kultur und das Vaterland. Die Blut-und-Boden-Ideologie der Nazis, mit denen linke Politiker den Heimat-Begriff jahrzehntelang verunglimpft hatten, spielt in den Köpfen der allermeisten Deutschen keine Rolle.

Krieg, Terror und ungeordnete Migration als Hauptgefahren

Bei einer repräsentativen Studie des Info-Meinungsforschungsinstituts im Auftrag des Bundesinnenministeriums nannten 39 Prozent der Frauen und 28 Prozent der Männer auf die Frage, was für sie „Heimat“ bedeute, ihr privates Umfeld. Geburtsort, Kindheit, Jugend und die eigenen Wurzeln spielen demnach für 35 Prozent der Ostdeutschen und 26 Prozent der Westdeutschen eine wichtige Rolle. Die Ergebnisse dieser neuen Studie decken sich weitgehend mit einer Forsa-Studie vom März dieses Jahres. Auch damals wurde ermittelt, dass „Heimat“ nichts mit Nationalismus oder Fremdenhass zu tun hat. Allerdings zeigte sich auch, dass Anhänger von Grünen und Linkspartei mit dem Heimatbegriff fremdeln (s.u.).

Rund 85 Prozent der Bevölkerung halten den Begriff „Heimat“ laut der neuen Studie für wichtig. Für die allermeisten Deutschen ist das Wort positiv besetzt. Europa wird zwar von der überwiegenden Mehrheit der Befragten auch als „Heimat“ empfunden, jedoch deutlich seltener als Deutschland oder der eigene Wohnort. Nur etwa fünf Prozent der Menschen seien „Heimat-Ungebundene“, stellten die Meinungsforscher fest. Angehörige dieser Gruppe fühlten sich in erster Linie europäisch. Auf die Frage, was die „Heimat“ in Gefahr bringen könnte, gaben Männer und Frauen teilweise sehr unterschiedliche Antworten. Während Frauen am häufigsten Krieg, Terror, Gewalt und den Verlust des sozialen Umfelds nannten, spielten für Männer eher eine „hohe Zuwanderung“ und politische Entwicklungen eine wichtige Rolle.

Zuerst belächelt

Die CSU hatte in den Koalitionsverhandlungen mit CDU und SPD – nach bayerischem Vorbild – erstmals ein Bundesheimatministerium durchgesetzt, das zusammen mit dem Bereich Bauen in dem von Horst Seehofer geleiteten Innenministerium angesiedelt wurde. Wie Seehofer erzählt, haben linke Kommentatoren und Politiker ihn und die CSU häufig wegen der Heimatstrategie belächelt oder als rückwärtsgewandt bezeichnet. Dabei habe er als bayerischer Ministerpräsident hautnah erlebt, wie man „abgehängte Regionen“ durch kluge Strukturpolitik beleben könne.

Derzeit arbeiten rund 150 Mitarbeiter in der neugeschaffenen Heimat-Abteilung des Innenministeriums. Sie haben die Grundlinien der von Seehofer vorgestellten Strukturoffensive ausgearbeitet. Zu den Aufgaben dieser Abteilung gehört auch die Begleitung der vom Bundeskabinett eingesetzten Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“, der Seehofer vorsteht. Sie soll noch detailliertere Vorschläge für gleichwertigere Lebenschancen für alle Menschen in Deutschland erarbeiten. Co-Vorsitzende sind Familienministerin Franziska Giffey (SPD) und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU). Eingebunden sind auch die Länder und Kommunen.

Andere Studie – gleiches Ergebnis

Bereits im März dieses Jahres hatte das Institut Forsa im Auftrag von n-tv und RTL ermittelt, was die Deutschen mit dem Begriff Heimat verbinden: Für 92 Prozent aller Bundesbürger und sogar 100 Prozent der CSU-Anhänger ist Heimat demnach ein positiver Begriff. Nur unter den Anhängern der Grünen (15 Prozent) und der Linken (19 Prozent) ist eine nennenswerte Zahl anderer Auffassung und empfindet beim Begriff „Heimat“ einen eher negativen Beigeschmack.

Für 85 Prozent der Deutschen war bereits bei der Forsa-Studie das Gefühl heimatlicher Verbundenheit auch persönlich wichtig. Dieser Auffassung sind 83 Prozent der Westdeutschen (ohne Bayern), 89 Prozent der Bayern und 91 Prozent der Ostdeutschen. Unwichtig ist das Heimatgefühl am ehesten Anhängern der Linken (20 Prozent) und der Grünen (26 Prozent).

Heimat ist vor allem Familie und Freunde

Für 48 Prozent der Deutschen ist Heimat der Mittelpunkt von Familie und Freunden, für 36 Prozent der Ort oder auch die Region, wo man geboren wurde oder wohnt. Für 12 Prozent ist die Nation (Deutschland) die „Heimat“. Am ehesten empfinden Ostdeutsche (15 Prozent), Anhänger der FDP (16 Prozent), über 60-Jährige (17 Prozent) sowie Anhänger der AfD (20 Prozent) Deutschland insgesamt als Heimat.

Das gleiche Ergebnis zeigt sich, wenn die Bürger all das nennen können, was sie mit dem Begriff Heimat verbinden. 58 Prozent der Befragten empfinden ihre Verwurzelung mit dem Geburts- oder Wohnort, 49 Prozent die Geborgenheit, die Familie und Freunde vermitteln, als Heimat. Als Ausdruck „gemeinsamer Werte“ – wie Kultur oder Religion – empfinden „Heimat“ ein gutes Drittel der Bundesbürger (35 Prozent).

Nation spielt untergeordnete Rolle

Für 17 Prozent wird Heimat durch die Besonderheiten der jeweiligen Landschaften oder Regionen geprägt. Während für Frauen vor allem ihre Verwurzelung mit dem Wohnort (62 Prozent) sowie mit der Familie und den Freunden (54 Prozent) das Heimatgefühl bestimmt, sind für 42 Prozent der Männer auch die gemeinsamen kulturellen und religiösen Werte wichtig. Das gilt in besonders starkem Maße auch für die Anhänger der CSU (53 Prozent) und der AfD (58 Prozent).

Wenn Heimatverbundenheit verloren geht, dann machen 21 Prozent der Befragten den Verlust sozialer Kontakte, 10 Prozent das „Verhalten der Menschen untereinander“ und 8 Prozent die aktuelle „politische und ökonomische Situation“ dafür verantwortlich. Nur jeweils 7 Prozent der Befragten beklagen, das Heimatgefühl gehe durch „kulturellen Verfall“ oder den „Zuzug von Ausländern“ verloren. Das sehen viele Anhänger der AfD anders. Sie beklagen, die Heimatverbundenheit sei durch den kulturellen Verfall (18 Prozent) und den Zuzug von Ausländern (19 Prozent) gefährdet. Ein Drittel der Befragten (33 Prozent) sieht nicht, dass die Verbundenheit mit der Heimat verloren gehe, und kann auf diese Fragestellung keine Antwort geben.