Die Initiatoren und Schulleiter der beteiligten Schulen während der Auftaktveranstaltung. (Bild: vbw)
Digitalisierung

„Wat is`n Suchmaschin?“

An acht Schulen in Bayern testen Lehrer und Schüler Konzepte und Werkzeuge für das digitale Lernen und Arbeiten. Was sich bewährt, soll nach Abschluss des Modellversuchs in drei Jahren bayernweit von Pädagogen etabliert werden.

„Wat is’n Dampfmaschin?“, fragte Professor Bömmel seine Schüler in dem Filmklassiker „Die Feuerzangenbowle“. Heute fragen Lehrer eher: „Wat is’n Suchmaschin?“ Damit sich Schüler besser in der digitalisierten Welt zurechtfinden, starten acht Schulen in Bayern – darunter alle Schultypen, von der Grundschule bis zum Gymnasium – den sogenannten Modellversuch „Digitale Schule 2020“. Ziel des dreijährigen Projekts ist es, Handlungsempfehlungen zu entwickeln, um digitale Lernkonzepte bayernweit an Schulen zu etablieren. Durchgeführt wird das Modell von der Stiftung Bildungspakt Bayern. Finanzielle Unterstützung kommt vom bayerischen Bildungsministerium und der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw).

Der kompetente Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien stellt heute neben Lesen, Schreiben und Rechnen eine vierte Kulturtechnik dar.

Georg Eisenreich, Bildungsstaatssekretär

Eva Stolpmann, stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Bildungspakt Bayern, sieht die Herausforderungen vor allem darin, Infrastrukturen für das digitale Arbeiten an den Schulen zu schaffen. Dazu zählt neben dem Breitbandausbau und technischen Geräten auch, geeignete Schulbücher zu entwickeln, die das digitale Lernkonzept ergänzend begleiten.

Oberstes Bildungsziel: Kritik und Urteilsvermögen

Bildungsstaatssekretär Georg Eisenreich sagte anlässlich der Auftaktveranstaltung am 27. März, dass aber nicht nur die Ausstattung der Schulen und die Technik, sondern auch Leitbilder entscheidend seien. Das oberste Bildungsziel bleibe auch in einer digitalen Welt gleich: selbstständiges, eigenverantwortliches Handeln und die Fähigkeit, Dinge kritisch zu hinterfragen und sich ein eigenes Urteil bilden zu können.

Sabine Seufert, Professorin an der Universität St. Gallen, wies darauf hin, dass das Internet kein Bildungsautomat sei. Studien zeigten, dass sich Schüler oft im Umgang mit digitalen Medien überschätzten. Deshalb sei es wichtig, ihnen schon so früh wie möglich beizubringen, wie beispielsweise Recherche im Netz funktioniere.

Weiterbildung von Lehrkräften

Bereits seit dem vergangenen Schuljahr werden Lehrkräfte der am Modellversuch beteiligten Schulen in Fortbildungen auf den Schulversuch vorbereitet. Zum neuen Schuljahr startet die konkrete Umsetzung an den acht Schulen in verschiedenen Fächern und Jahrgangsstufen.

Der Schulversuch fördert die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler umfassend. Er zeigt, wie sich digitale Lern- und Lehrprozesse  in der Schule systematisch und ganzheitlich verankern lassen.

Michael Lindemann, vbw, Abteilung Bildung

Die Modellschulen stehen dabei untereinander in regelmäßigem Austausch. Bis zum Abschluss des Projekts im Jahr 2020 erarbeiten und erproben sie Konzepte und Strategien für das Lernen mit digitalen Medien, die im Anschluss allen anderen Schulen zur Verfügung stehen sollen. Dazu arbeiten die Schüler beispielsweise mit elektronischen Büchern oder Lernvideos. Die Modellschulen bauen dabei auf vorhandenen Ansätzen auf und entwickeln sie weiter. Ein wissenschaftlicher Beirat begleitet den Modellversuch. Zu den teilnehmenden Schulen zählen die Comenius-Grundschule Buchloe, das Gymnasium Casimirianum Coburg, die Mittelschule Ebern, die Realschule am Europakanal, die Staatliche Realschule Erlangen II, die Mittelschule Neunburg vorm Wald, die Grundschule Offenstetten, das Gymnasium Ottobrunn und die Staatliche Realschule Schöllnach.