Polizei hat „Hochrisikospiel“ im Griff
Erfreulich friedlich verlief aus Sicht der Polizei das Frankenderby zwischen Fürth und Nürnberg. Viel dazu beigetragen hat ein großes Polizeiaufgebot. Dennoch lehnt Bayerns Innenminister Herrmann finanzielle Beteiligung der Proficlubs an solchen Polizeieinsätzen entschieden ab.
Frankenderby

Polizei hat „Hochrisikospiel“ im Griff

Erfreulich friedlich verlief aus Sicht der Polizei das Frankenderby zwischen Fürth und Nürnberg. Viel dazu beigetragen hat ein großes Polizeiaufgebot. Dennoch lehnt Bayerns Innenminister Herrmann finanzielle Beteiligung der Proficlubs an solchen Polizeieinsätzen entschieden ab.

Das mit 13.000 Zuschauern erneut ausverkaufte Frankenderby Greuther Fürth gegen 1. FC Nürnberg ist aus Sicht der Polizei erwartungsgemäß zum „Hochrisikospiel“ geworden. Einmal gilt praktisch jedes Lokalderby als Hochrisikospiel, wie die Sprecherin des Polizeipräsidiums Nürnberg, Elke Schönwald, auf Anfrage des BAYERNKURIERS erklärte. Zum anderen zeigt ein Blick in die Geschichte, dass Nürnberger und Fürther Ultras immer wieder gewaltsam aufeinander losgingen, wenn Gelegenheit dazu bestand. Zuletzt krachte es im November 2016 – und das sogar bei einem Derby der beiden U19-Jugendmannschaften in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest, als nach Spielschluss 25 bis 30 Nürnberger Fans das Spielfeld in Fürth stürmten. Hier waren laut Medienberichten offenbar zu wenig Einsatzkräfte vorhanden.

Wenn das Derby in Fürth stattfindet, brauchen wir knapp doppelt so viel Einsatzkräfte wie in Nürnberg.

Elke Schönwald, Polizeisprecherin Nürnberg

Die Polizei war also vor dem „großen“ Frankenderby doppelt gewarnt. Zwar wird die genaue Zahl der eingesetzten Polizisten – wie üblich – geheimgehalten. Aber: „Wenn das Derby in Fürth stattfindet, brauchen wir knapp doppelt so viel Einsatzkräfte wie in Nürnberg“, erklärt Polizeisprecherin Schönwald. Grund sei die Örtlichkeit: Das Fürther Stadion liege nun einmal mitten in einem Wohngebiet. Die Sicherung des Umfelds und die notwendige „Trennung der rivalisierenden Fangruppen“ sei daher deutlich personalintensiver als im Fall des Nürnberger Stadions, das vom Reichsparteitagsgelände, dem Dutzendteich und einer Kleingartenanlage umgeben ist. Damit ist das Gelände für die Polizei leichter zu kontrollieren und die Fangruppen leichter örtlich zu trennen.

Beide Fangruppen müssen über die Ludwigsbrücke

An den beengten Verhältnissen in Fürth liege es auch, dass die rivalisierenden Ultra-Gruppen zeitlich verzögert von vorher festgelegten Sammelpunkten und auf vorher festgelegten Routen zum Stadion geführt wurden, so Schönwald. „Beide Gruppen müssen die Ludwigsbrücke benutzen.“ Die 800 organisierten Fürther Fans hätten sich um 9.15 Uhr beim Rathaus getroffen und seien mit Polizei-Begleitung ab 9.30 zum Ronhof-Stadion geführt worden – ziemlich früh, wenn man bedenkt, dass das Spiel erst um 13.30 Uhr begann. Doch die Fürther Fans hätten selbst die relativ frühe Abmarschzeit gewählt, so die Polizeisprecherin.

Die rund 750 Nürnberger Ultras hätten sich ebenfalls bereits etwa um 9.15 Uhr getroffen, aber am Fürther Stadttheater. Abmarsch sei für die Nürnberger Fans etwa um 10.15 Uhr gewesen, und zwar mit Ausnahme der Engstelle Ludwigsbrücke auf einer ganz anderen Route – und mit einem anderen Stadion-Eingang als Zielpunkt. Die Nürnberger Fans, die zu den Gästeblocks O und P wollten, sollten das Südtor benutzen, während die Fürther Fans und alle mehr oder weniger „neutralen“ Zuschauer über den Nordeingang eingelassen wurden, so die Polizeisprecherin. Nach dem Spiel ging es mit einer ähnlichen zeitlichen Abstufung wieder auf getrennten Wegen zurück.

Polizei dankt allen Beteiligten für „umsichtiges Verhalten“

Während dieser Fußmärsche wurden die betroffenen Straßen komplett gesperrt, der Verkehr wurde umgeleitet. Die Fangruppen wurden dabei jeweils von starken Polizeikräften eskortiert und gleichzeitig isoliert. Alles in allem bilanzierte die Polizei einen friedlichen Verlauf des Spiels sowie der An- und Abreise: „Das Einsatzkonzept der mittelfränkischen Polizei hat gegriffen und trug zum ruhigen Einsatzverlauf bei. Insbesondere die strikte Fantrennung und die im Vorfeld getroffenen präventivpolizeilichen Maßnahmen mit Bereichsbetretungsverboten und Meldeauflagen für erkannte gewaltbereite Fans und Rädelsführer zeigten Wirkung. Die Auflagen wurden von den betroffenen Personen mit einer Ausnahme eingehalten“, heißt es im offiziellen Bericht.

Für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung liegt die originäre Zuständigkeit beim Staat.

Joachim Herrmann, Innenminister

„Bei beiden Märschen wurden mehrere Rauchtöpfe bzw. Pyrotechnik gezündet. Nach bisherigen Erkenntnissen wurden dabei keine Personen verletzt oder gefährdet“, so die weitere Beschreibung. Die Zahl der Festnahmen hielt sich mit insgesamt 13 im überschaubaren Rahmen: Sechs Festnahmen wegen Beleidigung gegen Polizeibeamte, zwei wegen Einsatz von Pyrotechnik, vier wegen Verstoßes gegen das Vermummungsverbot und eine wegen Sachbeschädigung. Von den Festnahmen waren sieben Nürnberger und fünf Fürther Fans sowie eine Person ohne Fußballbezug betroffen, heißt es im Bericht. In der Gesamtschau dankt die Polizei allen Beteiligten für ihr „umsichtiges Verhalten“.

Innenminister Hermann gegen finanzielle Beteiligung der Vereine

Man kann also zusammenfassen: Unter anderem der vorbeugende, sehr personalintensive und gut organisierte Polizeieinsatz hat jede potenzielle Gewalttat im Ansatz erstickt. Trotz des für ein Zweitligaspiel enormen Polizeieinsatzes lehnt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) eine finanzielle Beteiligung der Profivereine an derlei Großeinsätzen ab: „Für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung liegt die originäre Zuständigkeit beim Staat und damit bei der Polizei“, erklärte Herrmann. Als Beispiel führte er an: „Wenn HSV-Fans am Marienplatz randalieren, kann man nicht den FC Bayern dafür verantwortlich machen.“ Der Beitrag der Vereine müsse sein, Gewalttäter auf Dauer von Fußballspielen auszuschließen und gegen Pyrotechnik einzuschreiten.

Das hochverschuldete rot-grün regierte Bremen hatte 2014 gefordert, dass Polizeieinsätze bei gewinnorientierten Veranstaltungen mit über 3000 Beteiligten, bei denen Gewalt zu befürchten ist, bezahlt werden müssen: Im Blick hatte Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) dabei besonders Hochrisiko-Bundesligaspiele. Allerdings lehnten damals auch die Innenminister aus Schleswig-Holstein, Hessen, Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern den Bremer Vorstoß ab.