Der Weiße Saal im Schloss Fantaisie bei Bayreuth. (Bild: Bayerische Schlösserverwaltung)
Tourismus

Unterwegs unter Kronleuchtern

Jährlich zieht es Millionen Gäste zu den Schlössern, Burgen und Residenzen in Bayerns Regierungsbezirken. Immer mehr Attraktionen sollen jetzt auch im Internet in 3D-Ansicht erlebbar werden. Besuchermagnet Schloss Neuschwanstein ist bereits online.

Mehr als fünf Millionen Gäste besuchten 2016 die staatlichen Schlösser, Burgen und Residenzen in Bayern. Das waren zwar etwa 100.000 Besucher weniger als im Vorjahr, aber man sei damit immer noch auf ähnlich hohem Niveau geblieben, wie Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) sagte.

Unsere bayerischen Kulturgüter sind weltberühmt und echte Touristenmagnete.

Markus Söder, Heimatminister

Frankens Zugpferd: Residenz Würzburg

Besuchermagnet war im vergangenen Jahr erneut Schloss Neuschwanstein mit mehr als 1,43 Millionen Besuchern. Das waren allerdings 100.000 weniger als im Jahr 2015.

Einen Rekord heimste dafür die Residenz München ein. Dort nahm die Besucherzahl des Residenzmuseums auf rund 328.000 zu. Zur Kaiserburg Nürnberg reisten 180.000 Gäste. Die Residenz Ansbach verzeichnete ein Plus von 23,5 Prozent auf 20.319 Besucher. In das Schloss Ellingen kamen mit 29.211 Besucher 43,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Schloss Dachau konnte dank der Baselitz-Ausstellung die Besucherzahlen mit 8.202 mehr als verdoppeln. In Unterfranken ist Zugpferd das Unesco-Weltkulturerbe Residenz Würzburg mit mehr als 355.000 Besuchern. Neu hinzu kam ein Objekt in der Oberpfalz, die Walhalla, die seit 2016 zur Bayerischen Schlösserverwaltung gehört. Dorthin kamen mehr als 131.000 Besucher.

Per Klick durchs Schloss

Noch mehr Menschen sollen künftig mit Angeboten im Netz erreicht werden. So können bereits vier Schlösser und Burgen originalgetreu in 3D online besucht werden. Dazu zählen Schloss Neuschwanstein, Schloss Linderhof, das Königshaus am Schachen und die Kaiserburg. Die Schlösser wurden nach Lasermessungen digital modelliert und sind von außen und innen interaktiv über das Internet erlebbar. Nutzer können sich beispielsweise durch den Thronsaal in Schloss Neuschwanstein klicken und den herrschaftlichen Raum aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Weitere Gebäude, wie die Residenz Würzburg und die Neue Residenz Bamberg, sollen folgen. Dabei dient das Angebot nicht nur interessierten Schlossliebhabern, sondern auch der Archivierung.

Alltag auf der Hohenzollernburg

Zu den kommenden Highlights zählen im Juni 2017 das neue Burgerlebnismuseum „HerrschaftsZeiten – Erlebnis Cadolzburg“ auf der Cadolzburg im Landkreis Fürth. Im Mittelpunkt der interaktiven Ausstellung steht das alltägliche Leben auf der Hohenzollernburg. 2018 zeigt die Münchner Residenz eine neue Porzellan-Ausstellung. Exquisite Sammlungen von Porzellan, Silber und Miniaturen der Wittelsbacher werden dazu auf vier Ebenen präsentiert, darunter Prozellanplattengemälde von König Ludwig I. Noch als Kronprinz ließ Ludwig diese Kunstwerke von akademisch ausgebildeten Malern der Nymphenburger Manufaktur nach Vorbildern der königlichen Gemäldegalerie ausführen.

Schlösser, Gärten und Seen im Freistaat stellen mehr als zehn Prozent der Top-100-Sehenswürdigkeiten in Deutschland. Damit das so bleibt, wird das historische Erbe saniert und für Besucher attraktiver gemacht. So laufen derzeit Baumaßnahmen mit einem Gesamtvolumen von einem dreistelligen Millionenbetrag, darunter die Sanierung der Venusgrotte in Linderhof, die Restaurierung der Prunkräume von Schloss Neuschwanstein und die Generalsanierung der Festung Marienberg.

Wenn es aber für Besucher aus aller Welt einen Sehnsuchtsort in Deutschland gibt, dann ist es Schloss Neuschwanstein. Mindestens die Hälfte der 1,4 Millionen Touristen reist aus dem Ausland an. Neuschwanstein steht in ihren Augen für Deutschland wie der Eiffelturm für Frankreich und die Pyramiden für Ägypten. Was aber ist es, das unter vielen denkbaren Zielen ausgerechnet dieses Schloss aus dem 19. Jahrhundert so anziehend macht? Lesen Sie dazu: Ansturm auf einen Sehnsuchtsort.

Verwaltung der Superlative

Die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, kurz Schlösserverwaltung, ist eine der traditionsreichsten Verwaltungen des Freistaates. Als Hofverwaltung der Kurfürsten und der Könige entstanden, ist sie heute mit 46 Schlössern, Burgen und Residenzen, 27 historischen Gartenanlagen und 21 Seen in allen Regierungsbezirken Bayerns vertreten und der größte staatliche Museumsträger in Deutschland. Um die Kulturgüter zu pflegen und zu erhalten beschäftigt sie rund 850 Mitarbeiter, darunter Spezialisten für die Restaurierung, Kunsthistoriker, Baufachleute, Gärtner und Gastronomen.

Die Schlösserverwaltung geht in ihren Ursprüngen auf den Obersthofmeisterstab zurück, einen der vier Stäbe der Kurfürstlichen Hofverwaltung. Dieser war schon Ende des 18. Jahrhunderts für die Betreuung der Residenzen und Schlösser in Bayern zuständig. Unter Graf Montgelas wurden die Schlösser und Residenzen in der Konstitution von 1808 zum unveräußerlichen Staatsgut erklärt und in die so genannte „Zivilliste“ aufgenommen. Zum Ausgleich dafür übernahm der Staat neben dem Unterhalt der Residenzen, Schlösser und Hofgärten den gesamten finanziellen Bedarf der königlichen Hofhaltung.