Ob Grundschulen oder Gymnasien: Den Kommunen kommen ihre Schulen teuer zu stehen. (Foto: Fotolia/T.Michel)
Nürnberg

Mehr als 500 Millionen für die Schulen

Mindestens eine halbe Milliarde Euro muss die Stadt Nürnberg bis 2026 in ihre Schulen investieren – in Neubauten, Erweiterungen und Modernisierungen. Das hat Schulreferent Klemens Gsell (CSU) bekanntgegeben. Doch die Kosten könnten nochmals erheblich steigen, denn in Nürnberg werden immer mehr Kinder eingeschult.

260 Millionen, eine gute Viertelmilliarde Euro, muss die Stadt Nürnberg bis 2026 in Erweiterung, Renovierung und Modernisierung ihrer Schulen stecken. Einen großen Teil davon verschlingt das baufällige Sigmund-Schuckert-Gymnasium mit benachbarter Realschule im Stadtteil Röthenbach und die Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Langwasser.

Was wir in den nächsten Jahren für Schulbauten ausgeben müssen, frisst die städtischen Einnahmen aus der Gewerbesteuer locker dreimal auf.

Klemens Gsell (CSU), Nürnbergs Schulbürgermeister

Mehr noch: Weil wegen des Wirtschaftsbooms immer mehr Familien in die Noris ziehen und immer mehr Kinder eingeschult werden, muss die Stadt für eine weitere knappe Viertelmilliarde (240 Millionen) fünf bis sechs neue Grundschulen bauen, um die wachsende Kinderschar zu beschulen. Außerdem besteht im Westen Nürnbergs schon jetzt dringender Bedarf für ein weiteres Gymnasium.

Einige Flächen sind bereits reserviert

Das hat Schulbürgermeister Klemens Gsell (CSU) bekanntgegeben. Macht zusammen eine Investition von einer halben Milliarde Euro in die Schulen der Stadt. „Was wir in den nächsten Jahren für Schulbauten ausgeben müssen, frisst die städtischen Einnahmen aus der Gewerbesteuer locker dreimal auf“, sagte Gsell den Nürnberger Nachrichten.

Die CSU-Stadtratsfraktion begrüßt und unterstützt die Planung des Schulbürgermeisters und die Investitionen in die Zukunft unserer Kinder.

CSU-Stadtratsfraktion Nürnberg

Im Bayerischen Rundfunk zählte Gsell einige mögliche Standorte auf: So habe die Stadt schon Flächen für Grundschulen im Tiefen Feld, in der Forchheimer Straße und im Baugebiet Brunnäcker Straße reserviert. Gesucht werden noch Grundstücke im Bereich des Quelle-Geländes sowie im Nürnberger Osten

Gründe: Babyboom und Arbeitnehmer-Zuzug

Eile ist geboten, denn all diese Schulbauten benötigten drei bis vier Jahre Vorlauf, die eigentliche Bauzeit betrage dann nochmals zwei bis drei Jahre, rechnet Gsell vor. Die bisher jüngste Grundschule im Stadtteil St. Leonhard, eine fünfzügige Schule mit 20 Klassen, habe mit Bau und Planung 40 Millionen Euro gekostet. Dies mal Faktor sechs ergibt überschlagsweise eine Neubau-Summe von 240 Millionen Euro.

Der Hintergrund ist eigentlich ein erfreulicher: In Nürnberg werden immer mehr Kinder geboren, und immer mehr Zuzügler – meist aus anderen Bundesländern und dem Rest der EU, aber auch viele Flüchtlingskinder – bedeuten nochmals mehr Schüler. Die Stadt plant auch mehrere Neubaugebiete in mehreren Stadtteilen, daher sind neue Grundschulen die logische Folge. Doch nun könnte der Investitionsbedarf noch deutlich höher ausfallen.

Halbe Millliarde wird nicht ausreichen

Doch so imposant sich die Zahl 500 Millionen Euro auch anhört – sie ist erstens nicht ganz neu und wird zweitens am Ende wohl auch nicht ausreichen: Genau dieser Investitionsbedarf war nämlich im Wesentlichen bereits 2014 im Wesentlichen bekannt. Die Nürnberger CSU hatte bereits in ihrem Wahlprogramm für die Kommunalwahl 2014 ein Investitionsprogramm von einer halben Milliarde angekündigt und gefordert. Diese Summe basierte auf den damals aktuellen Bevölkerungsprognosen.

Nürnberg soll attraktive Stadt für junge Familien sein, Investitionen in Sanierung und Neubau von Schulen sind dabei genauso unerlässlich wie die geplante Digitalisierung in den Klassenzimmern.

CSU-Stadtratsfraktion Nürnberg

Laut einer neuen Zuzugs- und Geburtenprognose von 2016 könnte es allerdings sein, dass im Jahr 2026 nicht „nur“ rund 15.500 Kinder an den Nürnberger Grundschulen unterzubringen sind, sondern sogar bis zu 17.200. Also ein Plus von 1700 Grundschülern gegenüber der Schätzung von 2014. Das teilte die CSU-Stadtratsfraktion auf BAYERNKURIER-Anfrage mit. Rechnet man 20 bis 25 Kinder pro Klasse, bedeuten diese 1700 zusätzlichen Kinder rund 70 bis 80 zusätzliche Klassen – und das sind nur die Grundschulen.

Großer Unsicherheitsfaktor: G8 oder G9?

Ein noch größerer Unsicherheitsfaktor bedeutet die mögliche Rückkehr Bayerns zum neunjährigen Gymnasium. Ein weiteres Jahr Gymnasium – die dann wieder eingeführte 13. Klasse – würde laut Schulbürgermeister Gsell für Nürnberg etwa 1700 weitere Gymnasiasten bedeuten. Das entspricht rechnerisch mindestens einem weiteren Gymnasium und wird sich wohl kaum mit Erweiterungsbauten der bestehenden Gymnasien abdecken lassen.

Bei allen Sorgenfalten im Hinblick auf die Finanzierung dieses gewaltigen Investitionsprogramms: Wenigstens kann sich Gsell auf die Unterstützung der CSU im Nürnberger Stadtrat verlassen: „Die CSU-Stadtratsfraktion begrüßt und unterstützt die Planung des Schulbürgermeisters und die Investitionen in die Zukunft unserer Kinder“, so ein Fraktionssprecher. „Die überraschend positive Entwicklung der Bevölkerungszahlen in Nürnberg bringt auch Investitionsbedarf in Infrastruktur mit sich. Nürnberg soll attraktive Stadt für junge Familien sein, Investitionen in Sanierung und Neubau von Schulen sind dabei genauso unerlässlich wie die geplante Digitalisierung in den Klassenzimmern.“

(BR/NN/wog)