Gefährliche Einsätze: Berliner Polizei und Feuerwehr bei einem Wohnungsbrand. (Bild: Imago/Seeliger)
Berlin

Angriff auf die Polizei

Mit einer emotionalen Botschaft im Internet hat die Berliner Polizei auf mehrfachen Steinhagel gegen Polizeiwagen reagiert. "In unseren Fahrzeugen befinden sich Menschen", mahnte das Social-Media-Team auf Facebook.

Das Social-Media-Team postete außerdem ein Video mit Bildern der demolierten Wagen. Unbekannte hatten in Berlin-Mitte mehrere Polizeiwagen mit Steinen beworfen. Ein Polizist wurde am Auge und im Gesicht verletzt, wie die Sicherheitskräfte mitteilten. Laut Polizei wurde gegen 2.00 Uhr ein Streifenwagen des Objektschutzes während einer Streifenfahrt angegriffen. Als wenig später vier Polizeiwagen zur Unterstützung eintrafen, wurden auch diese mit Steinen beworfen. Die Täter entkamen unerkannt. Die Polizei vermutet einen politischen Hintergrund, der Staatsschutz ermittelt.

Polizistinnen und Polizisten sind Männer und Frauen, Väter und Mütter, Freundinnen und Freunde.

Polizei Berlin, zu den Steinewerfern

„Die Polizistinnen und Polizisten leisten eine harte Arbeit. Sie haben es nicht leicht“, heißt es in dem Text. „Die vielen Überstunden, wechselnde Dienste – auch an Wochenenden und in der Nacht, unvorhersehbare Alarmierungen, von all dem können auch die Familien und Angehörigen zur Genüge berichten. Ja richtig. Angehörige. Die zuhause darauf hoffen, dass Sie gesund nach Hause kommen. Denen Sie in die Augen sehen müssen und erklären, weshalb Sie es ‚mal wieder nicht rechtzeitig zum Abendbrot schaffen‘ oder ‚warum sie auf der Geburtstagsfeier von XY mal wieder fehlen‘ werden.“ Polizistinnen und Polizisten seien Männer und Frauen, Väter und Mütter, Freundinnen und Freunde, die sich für diese Entbehrungen bei der Berufswahl entschieden hätten. „Wofür sie sich jedoch nicht entschieden haben – und was sie sich auch nicht gefallen lassen müssen, sind solche feigen Angriffe.“

Bevölkerung unterstützt die Polizei

Inzwischen unterstützten Tausende Menschen die Botschaft der Berliner Polizei bei Facebook mit „Likes“. Unterstützung kam auch vom Bundesinnenministerium via Twitter: Es sei „eine Botschaft, die wir wichtig finden und gerne teilen“.

Ich möchte Euren Text noch ergänzen: ‚ …. Polizisten sind auch Söhne und Töchter!‘ Unser Sohn ist auch dabei und niemand kann sich vorstellen, wie auch Eltern barmen, wenn das eigene Kind im Einsatz ist für die Sicherheit der Menschen in dieser Stadt.

Facebook-Kommentar, zum Post der Berliner Polizei

Wie wichtig Polizeibeamte sind, kann man in einem weiteren Facebook-Post der Berliner Polizei nachlesen: Ein junges Elternpaar stand Samstagnacht in Neukölln mit ihrem leblosen Baby verzweifelt am Straßenrand der Karl-Marx-Straße. Ein Streifenteam wurde auf die beiden aufmerksam und hielt an. Das Paar erzählte ihnen, dass ihr Baby nicht mehr atmet und sich nicht mehr bewegt. Die Polizisten riefen sofort den Rettungsdienst, erkannten aber auch den Ernst der Lage und entschieden, den im Dezember geborenen Jungen sofort ins Krankenhaus zu fahren. Noch auf der Fahrt – als der Polizist auf der Beifahrerseite gerade mit der Reanimation des Säuglings in seinem Schoß beginnen wollte, begann der Winzling wieder zu atmen und konnte den Ärzten im Krankenhaus zur Versorgung übergeben werden. Am Sonntag konnte der Kleine das Krankenhaus gesund und munter wieder verlassen. Nun stelle man sich vor, die Steinewerfer hätten auf dieses Einsatzfahrzeug gezielt.

Das linke Schweigen

Die Steinwurfangriffe auf Polizeifahrzeuge in Berlin sind in den vergangenen Jahren angestiegen, meldete das Facebookportal „Polizist=Mensch“. Danach wurden 2010 drei Streifenwagen Ziel einer Steinwurfattacke, in den darauf folgenden Jahren sogar 12-15 pro Jahr, und das „meist in der Nähe linksextremistischen Szeneobjekten wie der ‚Köpi‘ (Köpenicker Straße) oder der Rigaer Strasse“. Zwar hätten vor einem Jahr der damalige Innensenator Frank Henkel und Polizeipräsident Klaus Kandt angekündigt, „dass Polizeifahrzeuge in den gefährdeten Abschnitten mit Splitterschutzfolie ausgestattet werden sollen, aber wie man auf den Bildern sehen kann, ist bislang nicht viel passiert“.

Wer Steine auf Funkwagen schmeißt, nimmt ohne mit der Wimper zu zucken in Kauf, dass Menschen verletzt oder gar getötet werden.

Facebookportal „Polizist=Mensch“

Angriffe auf Polizisten gibt es in Berlin oft und fast immer durch Linksextreme, die die Beamten als Vertreter des Staates, den sie als „Schweinesystem“ ablehnen“, brutal attackieren. Dennoch hatte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) Linksextremismus zu Beginn ihrer Amtszeit 2013/2014 als „aufgebauschtes“ Problem bezeichnet. Insgesamt registrierte der Verfassungsschutz aber schon 2013 mehr als 1100 linke Gewalttaten, ein Plus um 26,7 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Im Jahr 2015 gab es über 2500 linksextreme Gewaltdelikte (plus 62 Prozent), davon allein 1430 gegen die Polizei. Auch für 2016 wird ein weiterer Anstieg linker Gewalt befürchtet. Allein bei einer Räumung in der Rigaer Straße in Berlin wurden 123 Polizisten durch Linksextreme verletzt, mit Pflastersteinen, Böllern und Flaschen. „Man hat das Thema links liegen lassen, und damit spreche ich auch für meine Partei. Es herrscht weitgehend Hilflosigkeit, wie mit dieser Szene umzugehen ist“, sagte sogar der Berliner Innenpolitiker Tom Schreiber (SPD) 2016 über das Schweigen gegenüber linker Gewalt. Deutschlandweit geht der Verfassungsschutz immerhin von 7700 gewaltbereiten Linksextremisten aus (und von 9600 Rechtsextremen).

Auf dem linken Auge blind?

Mitte 2016 veröffentlichte die Huffington Post eine bedenkliche Studie: Bei der Berichterstattung über extremistische Gewalt geht es in deutschen Medien meist um Taten mit rechtsradikalem Hintergrund, nur selten um linksextremistische Taten. Die Studie des Analyseinstituts Mediatenor wertete dafür knapp 450.000 Beiträge aus ARD, ZDF, Bild, Focus und Spiegel seit 2001 aus. Während die Rechtsextremen teilweise mehr als 200 mal in den Medien auftauchten, brachten es die Linksextremen nur auf rund 20 Nennungen. Dabei verüben die Linksextremen laut BKA-Berichten seit 2009 immer mehr Gewalttaten als die Rechtsextremen. So wurden im Jahr 2015 in Deutschland 1408 Gewalttaten mit rechtsextremistisch und 1608 Gewalttaten mit linksextremistisch motiviertem Hintergrund verübt, 2014 waren es 990 rechte und 995 linke Gewalttaten, 2014 insgesamt 1110 linke und 801 rechte Gewalttaten. Zwar verüben Rechtsextreme insgesamt weit mehr Straftaten als die Linksextremen, das liegt aber vor allem daran, dass Delikte wie Volksverhetzung und Propagandadelikte nur im rechtsextremen Bereich angeklagt werden. Es ist zwar verboten, Hakenkreuze zu malen oder Hitler zu preisen, kommunistische Symbole oder Massenmörder wie Stalin oder Mao zu preisen, das ist erlaubt.

Hier der Facebook-Text der Berliner Polizei im Wortlaut:

+++ In unseren Fahrzeugen befinden sich Menschen +++

Unbekannte haben vergangene Nacht mehrfach Steine auf Polizeiautos geworfen. Das stellt einen Angriff dar, zu dem wir den Tätern aber auch der Öffentlichkeit etwas zu sagen haben… Unsere Kolleginnen und Kollegen sind auf der Straße für jeden von Ihnen rund um die Uhr da. Ihre Aufgaben sind vielfältig. Um nur einige Beispiele zu nennen: Sie helfen, trösten, trauern, (be-)schützen, passen auf und hören zu. Aber sie schlichten auch Streits, sorgen Nachts für Ruhe, überprüfen, kontrollieren, finden klare Worte, wo diese angebracht sind und nehmen fest.  Natürlich machen sie sich dabei auch bei dem Einen oder Anderen unbeliebt. Das ist quasi Berufsrisiko und gehört ebenso wie der Dank vieler Berlinerinnen und Berliner zum Dienst dazu. Was jedoch gar nicht geht, sind feige Übergriffe, wie in der letzten Nacht. Dort wurde zunächst gegen 2 Uhr ein Fahrzeug unseres Zentralen Objektschutzes während einer Streifenfahrt in der Köpenicker Straße in Höhe der Adalbertstraße mit Steinen beworfen.

Als wenige Minuten später die alarmierten Funkwagen eintrafen, prasselten erneut Steine nieder und trafen die Autos unserer Kolleginnen und Kollegen. Ein Angestellter des Objektschutzes wurde bei dem Angriff leicht verletzt. Die Täter flüchteten anschließend und blieben bislang unerkannt. Insgesamt wurden fünf Polizeiautos stark beschädigt. Der Polizeiliche Staatsschutz unseres LKA ermittelt. Wir wünschen dem Kollegen des Objektschutzes gute Besserung und möchten noch eines mit auf den Weg geben: Die Polizistinnen und Polizisten leisten eine harte Arbeit. Sie haben es nicht leicht. Die vielen Überstunden, wechselnde Dienste – auch an Wochenenden und in der Nacht, unvorhersehbare Alarmierungen, von all dem können auch die Familien und Angehörigen zur Genüge berichten. Ja richtig. Angehörige. Die zuhause darauf hoffen, dass Sie gesund nach Hause kommen. Denen Sie in die Augen sehen müssen und erklären, weshalb Sie es „mal wieder nicht rechtzeitig zum Abendbrot schaffen“ oder „warum sie auf der Geburtstagsfeier von XY mal wieder fehlen werden“.  Polizistinnen und Polizisten sind Männer und Frauen, Väter und Mütter, Freundinnen und Freunde, die sich für diese Entbehrungen bei der Berufswahl entschieden haben. Wofür Sie sich jedoch nicht entschieden haben – und was sie sich auch nicht gefallen lassen müssen, sind solche feigen Angriffe. Sorry für diesen langen Text. Kommen Sie gut und sicher durch den Sonntag. Wenn was ist – unsere Kolleginnen und Kollegen sind für Sie da. LG vom Social Media Team der Polizei Berlin.