Ein Lkw ist in einen Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin gerast. (Bild: Imago/Pacific Press Agency)
Weihnachtsmarkt

Terror in Berlin

Bei einem Anschlag mit einem Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin sind am Abend mindestens zwölf Menschen getötet und mindestens 48 teilweise schwer verletzt worden. Nach ersten Ermittlungen schließt die Polizei mittlerweile einen Unfall aus und spricht von Terror. Aus der ganzen Welt kommen Solidaritätsbekundungen mit der Bundesrepublik.

Nach anfänglicher Vorsicht spricht die Berliner Polizei mittlerweile von einem Terroranschlag auf einen Weihnachtsmarkt in der Bundeshauptstadt. Am Montagabend war ein schwarzer Sattelschlepper mit polnischer Nummer in die Menschenmenge auf dem Markt auf dem Breitscheidplatz, in unmittelbarer Nähe der Gedächtniskirche, gerast. Mittlerweile bestätigen die Behörden zwölf Todesopfer und mindestens 48 Verletzte.

Attentäter kam offenbar als Flüchtling nach Deutschland

Über Täter und Motiv der Tat ist noch wenig bekannt. Bisher wissen die Behörden nur, dass sich in dem Lkw zwei Personen befunden haben – der Beifahrer konnte nur noch tot aufgefunden werden, der mutmaßliche Fahrer flüchtete zunächst und wurde kurze Zeit später von der Polizei festgenommen. Zur Zeit wird er verhört. Mehreren Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem Mann um einen Pakistaner oder Afghanen, der im vergangenen Jahr als Flüchtling über Passau nach Deutschland gekommen sei. Nach Erkenntnissen der Behörden, aus denen die dpa zitiert, war der Mann als Flüchtling über die Balkanroute nach Deutschland eingereist und soll in einer Berliner Flüchtlingsunterkunft gelebt haben.

Die genaue Identifizierung des Mannes gestalte sich auch deswegen schwierig, weil der Verdächtige mehrere Namen benutzt haben soll. Den Sicherheitsbehörden sei der Mann durch kleinere Delikte bereits auffällig geworden sein. Bestätigungen für diese Berichte gibt es von offizieller Seite allerdings bisher nicht.

Lkw gehörte polnischer Spedition

Der Lkw, mit dem der Anschlag verübt worden war, gehört einer polnischen Speditionsfirma und war auf dem Weg von Italien über Berlin nach Stettin. Von dem eigentlichen Fahrer- dem Cousin des polnischen Spediteurs – fehlt nach Angaben der Spedition seit Montagnachmittag jede Spur. Daher untersuchen die Behörden die Möglichkeit, dass der Lkw gestohlen worden sein könnte. Ob es sich bei dem mittlerweile toten Beifahrer um den eigentlichen Fahrer des Lastwagens handelt, ist noch nicht bekannt. Allerdings konnte der Mann bereits als polnischer Staatsbürger identifiziert werden.

Parallelen zu Nizza

Die Parallelen zu dem Anschlag im französischen Nizza vom Juli diesen Jahres sind unverkennbar. Ausländische Geheimdienste sollen die Bundesregierung in den vergangenen Wochen auch vor Attacken auf Weihnachtsmärkte gewarnt haben. Zudem gerieten Weihnachtsmärkte immer wieder ins Visier von islamistischen Terrorgruppen, zuletzt etwa in Straßburg und Ludwigshafen 2016.

Sicher in Berlin ist jedenfalls: Bei dem Anschlag mit dem großen Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin sind am Abend mindestens neun Menschen getötet und mindestens 50 Menschen teils lebensgefährlich verletzt worden.

Tiefe Betroffenheit

Unterdessen meldeten sich zahlreiche Vertreter der nationalen und internationalen Politik zu dem Attentat zu Wort. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich bestürzt. „Wir trauern um die Toten und hoffen, dass den vielen Verletzten geholfen werden kann“, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. Merkel sei mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller in Kontakt.

Das ist ein schlimmer Abend für Berlin und unser Land, der mich wie zahllose Menschen sehr bestürzt.

Joachim Gauck, Bundespräsident

Bundespräsident Joachim Gauck äußerte sich ebenfalls betroffen. „Das ist ein schlimmer Abend für Berlin und unser Land, der mich wie zahllose Menschen sehr bestürzt“, teilte Gauck mit. Ähnlich äußerten sich Frankreichs Präsident François Hollande, Italiens Ministerpräsident Paolo Gentiloni und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker.

Stephan Mayer: „Unsere schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet“

Für die CSU meldete sich unter anderem EVP-Fraktionschef Manfred Weber zu Wort: Auf Twitter teilte er mit, er sei „schockiert von den Ereignissen in Berlin und in Trauer um die Opfer“. In Gedanken sei er „bei allen Angehörigen und den Berlinern“. Der CSU-Innenexperte Stephan Mayer sagte: „Mit dem mutmaßlichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin haben sich unsere schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet“. Jetzt müssten die Sicherheitskonzepte aller Weihnachtsmärkte in Deutschland überprüft werden, forderte Mayer – „bis hin zu der Frage, ob sie überhaupt noch weiter statt finden können.“ CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer teilte auf Facebook mit, auch seine Gedanken seien bei den Opfern und deren Angehörigen.

Pressekonferenz und Trauergottesdienst

Weitere Details wollen Politik und Ermittlungsbehörden in einer Pressekonferenz um 13 Uhr bekanntgeben. Um 18 Uhr soll dann ein Trauergottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, in unmittelbarer Nähe des Anschlagsortes, stattfinden. Innenminister de Maizière hat für den Dienstag bundesweite Trauerbeflaggung angeordnet.

(avd/dos/dpa)