Datenklau im Parlament: Abgeordnete und Partei-Mitarbeiter wurden im August Ziel eines Hackerangriffs (Foto/Collage: Imago/STPP)
IT-Sicherheit

Hacker-Attacke auf den Bundestag

Das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik warnt Bundestagsabgeordnete und Mitarbeiter der Parteien vor neuen Attacken auf das Mailsystem des Parlaments. Während der Sommerpause hatten Hacker versucht, mittels gefälschter E-Mails eine Spähsoftware auf den Servern zu platzieren. CSU-Digitalexperte Hansjörg Durz meint: "Ganz grundsätzlich steigen die Gefahren, wir müssen aufpassen."

Mehrere Bundestagsabgeordnete und Vertreter politischer Parteien sind offenbar im Sommer Ziel eine Cyberangriffs geworden. Medienberichten zufolge hatten Mitarbeiter der Linke-Fraktion, aber auch der Jungen Union und der CDU im Saarland am 15. und am 24. August E-Mails erhalten, die ihrer Kennung nach angeblich aus dem Hauptqartier der NATO kamen. Tatsächlich kam die elektronische Post aber von Hackern und enthielt einen Link, über den Schad- und Spähsoftware auf den Rechner gespielt werden sollte. Nach Warnungen von NATO und Bundesnachrichtendienst setzte der Präsident des Bundesamtes für Sicherheit und Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, Anfang September die Fraktionen des Bundestages über die erneuten Cyberattacke auf das Parlament in Kenntnis.

Einfluss auf Wahlkämpfe

Das BSI befürchtet, dass die Angreifer versuchen könnten, bei Fishing-Raubzügen gewonnene Informationen zu benutzen, um die öffentliche Meinung vor der Bundestagswahl im Herbst 2017 zu beeinflussen. IT-Experten rechnen den Angriff russischen Hackern zu, die für den dortigen Geheimdienst arbeiten könnten.

„Der BSI-Präsident hat überraschend deutlich gesagt, dass die Ereignisse im Kontext mit der amerikanischen Präsidentschaftswahl stehen. Dort beeinflussen russische Nachrichtendienste die Stimmung bereits“, erklärt Thomas Rid auf faz.net, Professor für Security Studies am Londoner King’s College. Damit meint er „das Hacken und Leaken von Informationen, etwa sensiblen E-Mails von Hillary Clinton“. Rid empfiehlt, deutsche Abgeordnete und Parteien müssten ihre Rechner besser vor solchen Anzapf-Versuchen schützen. „Und wir müssen die deutschen Meinungsführer für das Problem sensibilisieren.“ In den USA sei die Medienlandschaft von liberal bis konservativ derart scharf polarisiert, dass Interventionen mit kompromittierenden Informationen immer wieder funktionieren.

CSU wohl nicht betroffen

Die CSU-Landesgruppe im Bundestag versucht nach Angaben einer Sprecherin derzeit herauszufinden, ob auch Abgeordnete ihrer Fraktion im August die fraglichen Fishing-Mails erhalten haben. CSU-Parlamentarier Hansjörg Durz, der Mitglied im Bundestagsausschuss „Digitale Agenda“ ist, sagte gegenüber dem Bayernkurier, seiner Kenntnis nach sei dies nicht der Fall. Durz rät jedoch zu erhöhter Aufmerksamkeit: „Es ist eine Entwicklung, dass unser Leben immer digitaler wird. Damit wird auch unsere Anfälligkeit immer größer.“ Deshalb müssten sich Privatleute, Unternehmen, aber auch Behörden und Politiker „besser rüsten“.

Wir müssen uns besser rüsten.

Hansjörg Durz, CSU-Bundestagsabgeordneter

Nach einem vergleichbaren Hackerangriff auf die Server des Bundestages im Juni 2015 hatten die IT-Fachleute des Hauses während der Sommerpause alle Rechner für mehrere Tage heruntergefahren. Sie setzten nicht nur die Sicherheits-Software neu auf, sondern tauschten auch ganze Server aus. Die damals von Hackern verschickten Mails mit einem so genannten „Trojaner“ hatte auch Durz‘ Büro erhalten, sie aber anders als die Büros von Parlamentskollegen sofort gelöscht. „Die Sicherheits-Updates danach waren aufwendig“, sagt der CSU-Abgeordnete für Wahlkreis Augsburg-Land, „aber ganz grundsätzlich steigen die Gefahren, wir müssen immer wieder aufpassen.“ Nach seiner Kenntnis warnt das BSI immer wieder von Computerattacken auf deutsche Unternehmen und Behörden, die von Rechnern in Russland, China und einigen Ländern in Südamerika gestartet werden.