Gillamoos 2016: Spektakel in der Hallertau
Für die einen ist das Volksfest Gillamoos ein großes Spektakel mit Blasmusik, für die anderen ein verbaler Schlagabtausch. Beim politischen Frühschoppen ging es in diesem Jahr vor allem um eines: das Wahlergebnis von Mecklenburg-Vorpommern und dessen Folgen. Kanzlerin Merkel wurde massiv kritisiert, hatte aber auch einen prominenten Fürsprecher aus Berlin vor Ort im Bierzelt.
Abensberg

Gillamoos 2016: Spektakel in der Hallertau

Für die einen ist das Volksfest Gillamoos ein großes Spektakel mit Blasmusik, für die anderen ein verbaler Schlagabtausch. Beim politischen Frühschoppen ging es in diesem Jahr vor allem um eines: das Wahlergebnis von Mecklenburg-Vorpommern und dessen Folgen. Kanzlerin Merkel wurde massiv kritisiert, hatte aber auch einen prominenten Fürsprecher aus Berlin vor Ort im Bierzelt.

Zünftige Blasmusik, weiß-blaue Fahnen, frisch gezapftes Bier und ein politischer Schlagabtausch: Beim Gillamoos ging es in diesem Jahr erneut hoch her. Wer allerdings nach der herben Wahlniederlage für die CDU in Mecklenburg-Vorpommern von Kanzleramtsminister Peter Altmaier eine Kurskorrektur erwartet hatte, wurde recht schnell enttäuscht.

Der CDU-Politiker rief die Union im niederbayerischen Abensberg vielmehr zur Geschlossenheit auf und warb um Unterstützung für die Kanzlerin. „Die Wähler der Union wollen nicht, dass wir uns streiten. Sie wollen, dass CDU und CSU gemeinsam erfolgreich sind. Wir müssen wieder die Kraft für Gemeinsamkeit finden“, sagte Altmaier, der damit wohl mehr die Sicht der CDU ausspracht. Von den anwesenden CSU-Anhängern im Bierzelt applaudierten jedenfalls die wenigsten.

Trotz aller Meinungsunterschiede sei es an der Zeit, die Probleme im Land anzugehen, fuhr Altmaier fort. Wenn es nach der Kanzlerin und Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer gehe, „dann bleibt Deutschland Deutschland und Bayern Bayern.“ Angesichts des AfD-Resultats von 21 Prozent sagte Altmaier: „Das muss jeden Demokraten zutiefst beunruhigen.“

Prominente Redner in Niederbayern

Neben Altmaier waren auch die Grünen-Chefin Simone Peter, Hamburgs Oberbürgermeister Olaf Scholz (SPD) und der Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger nach Abendsberg gekommen. Scholz rief zu einer möglichst schnellen Integration bleibeberechtigter Flüchtlinge auf.

Selber arbeiten, den eigenen Lebensunterhalt verdienen, das ist die beste Integration.

Olaf Scholz, SPD-Vize

Grünen-Chefin Simone Peter kündigte nach dem Ausscheiden ihrer Partei aus dem Landtag in Mecklenburg-Vorpommern einen noch entschiedeneren Kampf gegen die AfD an. Das Wahlergebnis sei ein Schock. „Wir stellen uns dem Hass und der Hetze der AfD entgegen. Jetzt erst recht,“ sagte Peter.

Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger attackierte Merkel scharf. Die Bürger müssten wieder über die Richtung der Politik bestimmen können, sagte er. Das Vertrauen der Bürger zu den Regierenden sei angesichts der Flüchtlingskrise weggebrochen. Die Wahl in Mecklenburg-Vorpommern nannte Aiwanger einen „Hilferuf der Bevölkerung an die Bundesregierung“.

Einer der größten Jahrmärkte

Mit mehr als 250.000 Besuchern zählt der Gillamoos zu einem der größten und ältesten Jahrmärkte in Niederbayern. Am Volksfestmontag, dem letzten Tag des fünftägigen Festes, treten traditionell Spitzenpolitiker parallel in fünf verschiedenen Bierzelten auf. Dass sie zur gleichen Zeit auftreten und fünf verschiedenen Parteien angehören, zeichnet den Politischen Gillamoos-Montag aus. Die Besucher wandern von Bierzelt zu Bierzelt, um sich über die politische Situation und die Programme der Parteien zu informieren. Nicht zuletzt warten die Gäste auf eine Abrechnung mit den politischen Gegnern. Nach dem Politischen Aschermittwoch ist der Schlagabtausch das größte Politikspektakel in Niederbayern.

dpa/AS