Ungeliebtes Textil: Ministerin Ilse Aigner im vergangenen November mit Kopftuch in Persien. (Foto: STMWI)
Iran-Reise

An die Spielregeln halten

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner reist zu Gesprächen in den Iran - und trägt dort Tuch auf dem Haupt. Sie halte sich schlicht an die Gesetze des muslimischen Landes, erklärt sie. Im Gegenzug erwartet sie aber, „dass sich Gäste in unserem Land an die hiesigen Gesetze und Gebräuche halten". Grundsätzlich lehnt sie den Kopftuch-Zwang ab, weil er Frauen entwürdige.

Nach dem Ende der Sanktionen gegen den Iran lockt das Land Unternehmer, Manager, Wirtschaftsdelegationen aus aller Welt. Viele hoffen auf die Anbahnung vielversprechender Joint-Ventures – und auf die erwachende Kaufkraft von 75 Millionen Konsumenten. Schon zum zweiten Mal binnen eines Jahres reist Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner deshalb an diesem Wochenende nach Persien. Vier Tage lang will sie in Teheran günstige Bedingungen für Unternehmen aus dem Freistaat schaffen. Unter anderem plant sie Gespräche mit mehreren führenden Banken, um den Zahlungsverkehr für Investoren zu erleichtern.

Ich halte mich an die Gesetze des Landes und erwarte umgekehrt, dass sich Gäste in unserem Land an die hiesigen Gesetze und Gebräuche halten.

Ilse Aigner, CSU

Im Iran landesübliche Kopfbedeckung

Im Gepäck hat die Ministerin aber nicht nur Pläne für wirtschaftliche Zusammenarbeit – sondern auch ein Kopftuch. „Ich werde im Iran ein Kopftuch tragen“, sagt Frau Aigner, „ich halte mich an die Gesetze des Landes und erwarte umgekehrt, dass sich Gäste in unserem Land an die hiesigen Gesetze und Gebräuche halten.“ Den Kopftuch-Zwang akzeptiere sie deshalb aber noch lange nicht.

Vor dem Hintergrund der Debatte in Deutschland über die Gesichtsverschleierung bei Musliminnen will sie ihre Kopfbedeckung nicht als Kotau vor den Kleidervorschriften im Islam verstanden wissen. „Respekt vor der Religion schließt Menschenrechtsverstöße nicht ein. Mit dem Kopftuch wird die Frau entwürdigt, verliert ihr menschliches Antlitz und wird zu einem Phantom“, erklärt Aigner. Für die Bundesrepublik seien Kleidervorschriften, die eine Frau herabwürdigen, undenkbar. Weil hinter den Kleidervorschriften eine Haltung stecke, „die mit unseren Grundwerten nicht vereinbar ist“, betonte die bayerische Wirtschaftsministerin.

Mit dem Kopftuch wird die Frau entwürdigt, verliert ihr menschliches Antlitz und wird zu einem Phantom. Es ist deshalb auch richtig, dass wir unseren Widerspruch artikulieren.

Ilse Aigner, CSU