Hier, genau zwischen Tisch und Fahrradständer, hat sich der Terrorist Mohammad Daleel in die Luft gesprengt und dabei 15 Menschen verletzt. Es handelt sich um den Freibereich einer Gaststätte. Im Hintergrund der Durchgang zur Reitbahn der Ansbacher Residenz, wo Daleel zuvor der Zugang zu dem Popkonzert verwehrt wurde. (Foto: Wolfram Göll)
Terror in Ansbach

IS veröffentlicht Bekenner-Video

Der „Islamische Staat“ hat ein Video veröffentlicht, in dem sich der Attentäter von Ansbach angeblich zu der Organisation bekennt und den Anschlag rechtfertigt. Der abgelehnte Asylbewerber Mohammad Daleel hatte sich in der mittelfränkischen Bezirkshauptstadt in die Luft gesprengt und damit das erste islamistische Selbstmordattentat Deutschlands verübt. 15 Menschen wurden verletzt.

In einem vermeintlichen Bekennervideo hat der mutmaßliche Attentäter von Ansbach den Selbstmordanschlag in der mittelfränkischen Bezirkshauptstadt angekündigt. Das Video wurde in der Nacht zum Dienstag von Amak, dem Sprachrohr der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), im Internet verbreitet. Es zeigt eine Person, die sich ein schwarzes Tuch um den Kopf gebunden hat, so dass nur die Augen zu sehen sind. Die Echtheit des Videos ließ sich zunächst nicht überprüfen.

Der Vermummte, der laut Beschreibung der Selbstmordattentäter von Ansbach sein soll, schwört in dem Video dem IS-Führer Abu Bakr al Bagdadi zunächst die Treue und rechtfertigt die bevorstehende Tat mit den Angriffen der internationalen Koalition auf Muslime. Der Attentäter, ein abgelehnter Asylbewerber, starb bei dem Angriff, 15 Menschen wurden verletzt.

Syrischer Flüchtling schwört Rache gegen Deutsche

Das Video könnte das entscheidende Indiz darauf sein, dass der 27-Jährige Syrer ein Mitglied des IS war. Er hatte unter dem Namen Mohammad Daleel in einem Asylbewerberheim in Ansbach gewohnt. In dem Video wird er mit einem Kampfnamen „Abu Yusuf al-Karar“ genannt. Auf einem Handy des Terroristen in Ansbach hatten die Polizisten zuvor bereits ein Video gefunden, in dem er einen Racheakt gegen Deutsche als Vergeltung ankündigt, weil sie Muslime umbrächten. In einer ersten Übersetzung des arabischen Textes heißt es nach Angaben der Behörden, der Täter handle im Namen Allahs. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen.

 Der 27-jährige Syrer sollte nach Bulgarien abgeschoben werden.

Nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) hat der Attentäter von Ansbach, der im Juli 2014 als Flüchtling eingereist war, kurz vor seiner Tat eine Abschiebeanordnung erhalten. Ob diese Anordnung die Attentatsabsicht beschleunigt habe, sei im Moment aber Spekulation, sagte Herrmann in der ARD. Der 27-jährige Syrer sollte nach Bulgarien abgeschoben werden. Der Flüchtling war offenbar in Bulgarien in die Europäische Union eingereist und als Asylbewerber registriert worden. Später reiste der Mann nach Deutschland weiter, wo das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) aber seinen Asylantrag ablehnte und eine Rückführung nach Bulgarien anordnete.

BAMF selbst hob Abschiebung auf

Ein Verwaltungsgericht habe die Entscheidung bestätigt, sagte Herrmann. Das BAMF habe dann aber selbst die Abschiebeanordnung wieder aufgehoben, wohl wegen gesundheitlicher Probleme des Syrers. Zwölf Tage vor dem Anschlag habe das BAMF dann neuerlich eine Abschiebung nach Bulgarien unter dem sogenannten Dublin-Verfahren angeordnet, sagte Herrmann. Diese Anordnung wäre innerhalb von 30 Tagen zu vollziehen gewesen. Gemäß den Dublin-Regeln ist dasjenige EU-Land für Asylbewerber zuständig, das sie als erstes betraten.

Beim Ansbacher Schloss sind am Montagabend Rechtsradikale auf linke Gegendemonstranten getroffen. Die rechtsradikale Organisation „Dritter Weg“ hatte zu einer Kundgebung gegen Zuwanderung aufgerufen, die untersagt wurde. Danach versammelten sich 53 Rechte „spontan“ und trafen auf etwa 100 linke Gegendemonstranten, die sich ebenso „spontan“ unter dem Titel „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ versammelt hatten. 45 Polizisten hielten die beiden Gruppen auf Abstand, so dass es nicht zu ernsthaften Zusammenstößen kam.

(dpa/wog)