Reince Priebus, Vorsitzender des „Republican National Committee“, eröffnet den Nominierungsparteitag der US-Republikaner in Cleveland. (Foto: Imago/UPI Photo)
US-Wahlkampf

Trumps Gegner scheitern mit Machtprobe

Am ersten Tag des Republikaner-Parteitags sind die Gegner des designierten Präsidentschaftskandidaten Donald Trump mit dem Versuch gescheitert, eine offene Abstimmung über die Regeln des Treffens durchzusetzen. Und Trumps Frau Melania sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, ihre Rede abgeschrieben zu haben.

Tag eins des Parteitages von Cleveland: Nach überraschend offenem Streit zum Auftakt haben die US-Republikaner mit harten Angriffen auf den politischen Gegner den Wahlkampf weiter verschärft. In der Nacht trat überraschend der voraussichtliche Präsidentschaftskandidat Donald Trump selber auf. Er stellte seine Frau Melania vor, die eine kurze Rede hielt.

Melania Trump, geborene Knauss, die der deutschen Minderheit in Slowenien entstammt, erinnerte an ihre eigene, gelungene Integration. Es gebe keine größere Ehre als die amerikanische Staatsbürgerschaft. Politisch war ihre Rede harmlos. Die Trump-Familie ist auf dem Parteitag sichtlich bemüht, Trump als freundlichen und weniger aggressiven Kandidaten aufzubauen als im Vorwahlkampf.

Innere Sicherheit im Mittelpunkt

Das Motto des ersten Tages von Cleveland lautete „Make America Safe Again“. Die voraussichtliche Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, wurde von vielen Rednern als Feindbild und Hassfigur gezeichnet. Die USA dürften nicht zulassen, dass sie das Land nach acht Jahren Präsidentschaft Barack Obamas weiter in den Untergang führe.

Trump wurde dagegen von einer Reihe der vielen Redner als der Einzige geschildert, der das Land beschützen, wieder sicher machen und richtig führen könne. Für die tödliche Attacke auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi im Jahr 2012 machte die Mutter eines der vier Opfer Clinton persönlich verantwortlich, die damals Außenministerin war. Clinton hätte es verdient, ins Gefängnis zu gehen. Am Abend wurde Clinton sogar aufgefordert, wegen ihrer E-Mail-Affäre das Rennen sofort zu verlassen.

Trump-Gegner scheitern bei erster Machtprobe

Eine erregt geführte Auseinandersetzung des Parteitages drehte sich um die Frage, ob den Gegnern Trumps eine offene Abstimmung über die Regeln des Parteitags zugestanden würde oder nicht. Das Präsidium des Parteitags lehnte dies ab. Daraufhin kam es zu lautem, wütendem Protest.

Eine Abstimmung über die Regeln hätten die Gegner wahrscheinlich verloren, sie war aber symbolisch bedeutend, um der Opposition gegen Trump Ausdruck zu verleihen. Die heftigen Auseinandersetzungen in der Halle offenbaren den tiefen Riss, der durch die Partei geht.

Für den Dienstagabend (Ortszeit) ist die offizielle Nominierung Trumps geplant, also spät in der kommenden Nacht mitteleuropäischer Zeit. Der zweite Tag steht unter dem Motto „Make America Work Again“. Unter den Rednern sind Donald Trump Jr. und Tochter Tiffany, außerdem der Ex-Präsidentschaftsbewerber Ben Carson.

Anti-Trump-Proteste blieben friedlich

Aus Angst vor Ausschreitungen und gewalttätigen Protesten ist die Veranstaltung sehr scharf gesichert. Die bisherigen Demonstrationen blieben aber allesamt friedlich. Rund zwei Stunden vor dem Auftritt des mutmaßlichen Kandidaten und seiner Frau hatten am Abend vor der Halle mehrere Dutzend Anti-Trump-Demonstranten protestiert. Sie wollten unter anderem auf Polizeigewalt gegen Schwarze und das Recht auf Abtreibung aufmerksam machen. Polizeikräfte standen Spalier, um den Akkreditierten den Zugang zur Halle zu ermöglichen. Die Proteste lösten sich nach einigen Minuten auf.

Überall in der Stadt waren die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt zu sehen. Die Stadtvorderen hatten im Vorfeld angekündigt, dass sie rund 5.000 Polizisten für die Veranstaltung aus mehreren Bundesstaaten zusammenziehen wollen.

Hat Trumps Ehefrau bei Michelle Obama abgeschrieben?

Der erste Tag des Nominierungsparteitags der Republikaner in Cleveland endete mit einem Plagiatsvorwurf. Ausgerechnet die Rede von Melania Trump, der Ehefrau des designierten Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, soll von Michelle Obamas Rede aus dem Jahr 2008 abgekupfert worden sein. Eigentlich war das ehemalige Model aus Slowenien für die versöhnlichen Töne in dieser Nacht voller Wut und Härte zuständig. Sie berichtet in ihrer Rede von der Liebe und dem Mitgefühl ihres Ehemanns. Doch einige Teile des Textes ähnelten bis auf den Wortlaut jener Rede, die Michelle Obama vor acht Jahren auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten hielt.

So sprach Trumps Ehefrau von den „Werten, dass man im Leben hart arbeiten muss, für das, was man will, dass man zu seinem Wort stehen muss und das tut, was man sagt und sein Wort hält und das man die Menschen mit Respekt behandelt“. Ein wenig später hieß es, man müsse „diese Lektionen an die kommenden Generation weitergeben. Denn wir wollen, dass unsere Kinder in diesem Land wissen, dass die einzige Grenze dessen, was man erreichen kann, in der Stärke der Träume liegen und darin, wie hart man bereit ist, für sie zu arbeiten.“

Die New York Times veröffentlichte den Plagiatsvorwurf

Diese Zeilen aus Melania Trumps Rede ähneln denen von Michelle Obama. Das lässt sich aus Redeauszügen erkennen, die die New York Times gegenüberstellte. Teilweise sind ein paar Worte ausgetauscht, doch an vielen Stellen ist es genau die gleiche Ausdrucksweise. Melania Trump hat laut dem Fernsehsender CNN zwar behauptet, die Rede „mit so wenig Hilfe wie möglich“ geschrieben zu haben, doch bezeichnen es die Kommentatoren als wahrscheinlicher, dass sie von jemandem aus Donald Trumps Stab verfasst wurde.

Trumps Kommunikationsberater Jason Miller ging nicht direkt auf die Plagiatsvorwürfe ein. Er erklärte, Melania Trumps Redenschreiber hätten sich von den Lebenserfahrungen des ehemaligen Models inspirieren lassen. Es seien Fragmente eingeflossen, welche die „eigenen Gedanken“ der 46 Jahre alten Melania Trump reflektierten.

dpa/wog