Die Bank of England hat trotz der Brexit-Turbulenzen darauf verzichtet, die Leitzinsen für das britische Pfund zu senken. (Foto: Imago/Christian Ohde)
Bank of England

Keine Zinssenkung im Brexit-Land

Überraschend hat die britische Zentralbank es abgelehnt, die Leitzinsen zu senken. Damit wäre einerseits die nach dem Brexit-Votum gefährdete Konjunktur gestützt worden, aber das britische Pfund hätte an Kaufkraft verloren.

Trotz einer drohenden Rezession nach dem Brexit-Votum lässt sich die Notenbank in London mit einer Leitzinssenkung noch Zeit. Für den August stellten die Währungshüter aber eine Lockerung der Geldpolitik in Aussicht, sollte die Wirtschaft des Landes dies benötigen. Niedrige Zinsen können über günstigere Kredite etwa Investitionen anschieben und auch den Konsum beflügeln.

Der Zinssatz bleibe aktuell auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent, teilte die Bank of England (BoE) in London mit. Die Entscheidung sei mit einer Gegenstimme gefallen. Volkswirte hatten bereits jetzt einen Rückgang auf 0,25 Prozent erwartet. Aktienhändler wurden auf dem falschen Fuß erwischt: Der britische Leitindex rutschte vorübergehend ins Minus.

Pfund legt zu, Aktien stürzen ab

„Der geldpolitische Ausschuss hat sich verpflichtet zu tun, was immer nötig ist, um das Wachstum zu stützen und die Inflation innerhalb eines angemessenen Zeitraums auf die Zielrate zurückzubringen“, erklärte die Notenbank. „Aus diesem Grund erwarten die meisten Mitglieder des Ausschusses eine geldpolitische Lockerung im August.“

Zugleich signalisierte die BoE für August den Schritt nach unten, den die Finanzmärkte bereits jetzt erwartet hatten. Das britische Pfund legte nach der Entscheidung zu, während es bei britischen Staatsanleihen wenig Bewegung gab. Bei 0,5 Prozent liegt der Leitzins nun seit mehr als sieben Jahren.

Niedrigere Zinsen gelten als probates Mittel, eine konjunkturelle Talfahrt abzufedern. Dadurch verbilligen sich Kredite, wovon die Wirtschaft und auch die Aktienmärkte profitieren können. Dennoch verzichtete die Notenbank darauf. Sie begründete ihre Vorsicht damit, dass sie zunächst die im August anstehenden eigenen Konjunkturprognosen abwarten will.

Wertpapier-Kaufprogramm liegt weiter auf Eis

Die Notenbank sah zudem davon ab, ein milliardenschweres Wertpapier-Kaufprogramm zu reaktivieren. Im Zuge der Finanzkrise hatte die Bank of England Staatsanleihen und andere Vermögenswerte für insgesamt 375 Milliarden Pfund in ihre Bücher genommen, um die Marktzinsen zusätzlich zu drücken. Auch andere mächtige Zentralbanken wie die EZB setzen auf ähnliche Kaufprogramme – nun ist das Ziel aber, über die Steigerung der Geldmenge das gefährlich niedrige Zinsniveau wieder etwas anzuheizen.

Seit dem Herbst 2012 ruhten die Wertpapierkäufe bei der britischen Notenbank. Experten hatten vor der Zinsentscheidung die Möglichkeit ins Spiel gebracht, das Programm könnte fortgeführt werden. Notenbankenchef Mark Carney hatte Ende Juni eine geldpolitische Lockerung „im Laufe des Sommers“ signalisiert. Die nächste Zinsentscheidung wird nach derzeitiger Planung im August fallen.

(dpa/Reuter/wog)