Vor einigen Jahren hatte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer den Augsburgern ein schriftliches Versprechen gegeben. In seinem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt schrieb der CSU-Chef: „Die Uniklinik kommt.“ Jetzt, nach langer Planungsphase vielen Debatten, und der schließlich erfolgten Zustimmung des Wissenschaftsrates steht fest: Die Fuggerstadt wird Standort eines Universitätsklinikums.
Umweltmedizin und Medizininformatik als Schwerpunkte
Schwerpunkte der medizinischen Forschung sollen in Augsburg die Umweltmedizin und die Medizininformatik werden – zwei innovative Bereiche, von denen sich nicht nur die Fuggerstadt selbst, sondern die gesamte Region immense Impulse versprechen. Kultusminister Ludwig Spaenle zeigte sich daher hocherfreut über die anstehende Aufwertung des Forschungsstandorts am Lech. „Das ,Ja‘ des Wissenschaftsrats ist ein wichtiger Erfolg bayerischer Wissenschaftspolitik. Die Gründung einer neuen medizinischen Fakultät ist bundesweit einmalig“, fügte der CSU-Politiker an. Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl nannte die Entscheidung gar ein „historisches Ereignis“, Ministerpräsident Seehofer – mit seinem Einsatz maßgeblich für die Entscheidung mitverantwortlich – sprach von einem „Jahrhundertprojekt, das seine Strahlkraft in Schwaben und weit darüber hinaus“ entfalten werde.
1500 Medizinstudenten und 100 Professoren
Im Laufe der Jahre sollen sich in Augsburg 1500 Medizinstudenten und 100 Professoren sowie etwa 1000 weitere Mitarbeiter mit den Schwerpunktthemen Umweltmedizin und Medizininformatik befassen. An der medizinischen Fakultät der Universität Augsburg wird außerdem eine Art „Modellstudiengang“ eingeführt – mit ihm zusammen soll die Forschung vorangetrieben werden. Die Uniklinik Augsburg – bisher als „Zentralklinikum“ bekannt – wird die sechste Uniklinik im Freistaat. Bislang gibt es zwei Standorte in München sowie Kliniken in Würzburg, Regensburg und Erlangen. „Von der Uniklinik wird nicht nur Augsburg, sondern ganz Schwaben profitieren“, sagte auch Schwabens CSU-Chef Markus Ferber beim Bezirksparteitag am Wochenende in Memmingen.
Beispiele zeigen großen Nutzen für die Region
Wie groß der Nutzen eines Universitätsklinikums für die gesamte Region ist, zeigt etwa ein Blick nach Regensburg. Mit ihm hat sich die Hauptstadt der Oberpfalz zu einem medizinischen Zentrum Deutschlands entwickelt. Die enge Verzahnung der medizinischen Versorgung mit der Forschung hat seit Gründung des Klinikums 1978 dazu geführt, dass das Klinikum international anerkannt ist: Mit einem sogenannten „Case-Mix-Index“ – also die Behandlung besonders schwieriger medizinischer Fälle – von 1,99 liegt das „UKR“ an der Spitze der deutschen Universitätsklinika und versorgt damit die schwersten Krankheitsbilder bundesweit. Im Windschatten der Universitätsklinik haben sich außerdem zahlreiche medizintechnische Unternehmen in der Region Regensburg angesiedelt und so zahlreiche hochqualifizierte Jobs in die Oberpfalz gebracht.
Wichtig für Augsburg ist laut Oberbürgermeister Gribl aber auch der Umstand, dass für ein Universitätsklinikum wesentlich mehr Gelder zur Verfügung stehen als für das bislang existierende Zentralklinikum. Das schon heute riesengroße Krankenhaus im Nordwesten der Stadt behandelt pro Jahr etwa eine Viertelmillion Patienten, die aus ganz Schwaben kommen. Das bescherte den Trägern stets Defizite. Mit dem Aufstieg zum Uniklinikum eröffnen sich in Schwabens medizinischer Landschaft also ganz neue Perspektiven.