Absperren hilft? Diebe haben ein Fahrrad mehrheitlich mitgehen lassen - bis auf den Vorderreifen, der angekettet blieb. (Foto: Imago/Dean Pictures)
Diebstahl

Die Klau-Kapitalen der Radldiebe

Eine Auswertung polizeilicher Statistiken ermittelt die deutschen Städte mit höchster Diebstahlgefahr für Fahrräder. Ganz vorne: Kommunen im Norden und Osten der Republik. In Bayern schlagen die Diebe nur in wenigen Orten massiv zu: Landshut und Regensburg. Insgesamt kommen im gesamten Freistaat aber weniger Zweiräder weg als in Berlin, der Hauptstadt der Velo-Knacker.

Das regnerische Wetter hindert derzeit viele Radler, per Velo in die Arbeit oder zu einer Verabredung zu sausen. Wenn der Sommer aber erst mal kommt, kann sie eigentlich nur mehr weniges aufhalten: die eigene Faulheit oder Fahrradklau.

Ja, mia san mi’m Radl weg

In manchen Städten der Republik sind Radldiebe zur regelrechten Landplage geworden. Die meisten dieser Kommunen liegen, wie eine statistische Auswertung polizeilicher Daten durch das Internetportal „billiger.de“ zeigt, im Norden und Osten Deutschlands. So verzeichnet die inoffizielle Fahrrad-Hauptstadt Münster nicht nur die höchste Zweirad-Dichte, sondern auch die höchsten Diebstahl-Fallzahlen. Insgesamt wurden 2015 in der westfälischen Studentenstadt 5.193 Fahrräder entwendet, dicht gefolgt von Magdeburg, Cottbus, Halle, Emden und Potsdam.

Nur zwei bayerische Städte finden sich unter den Orten mit „hohem Diebstahlrisiko“, nämlich Landshut und Regensburg, wo 883 respektive 1.458 Stahl- und Alurösser verschwanden. Im Mittelfeld der Auswertung tauchen auch Rosenheim, Bamberg und Nürnberg auf. Auffallend wenige Räder wurden in Passau, München, Bayreuth, Würzburg und Kempten gestohlen. Auf Landkreis-Ebene ergibt sich ein ähnliches Bild. Unter den bundesweit besonders gefährdeten Kreisen findet sich kein einziger im Freistaat. Am niedrigsten von allen deutschen Regionen jedoch liegen die Fallzahlen im niederbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau – mit nur 11 gemeldeten Fahrraddiebstählen im Jahr 2015.

Höchstes Risiko in Bremen, Hamburg, Berlin

Im Bundesländer-Vergleich finden sich die drei Stadtstaaten Bremen (1.029 Diebstähle je 100.000 Einwohner), Hamburg (977) und Berlin (929), sowie Sachsen-Anhalt (672) an der Spitze der Auswertung, die ihre Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik des Bundeskriminalamtes bezieht. Bayern liegt hier auf den hinteren Rängen mit „geringem Diebstahlrisiko“ – 234 Fälle je 100.000 Einwohner. Insgesamt kamen im gesamten Land im vergangenen Jahr 29.842 Tretmühlen weg, und damit sogar weniger als in Berlin. Die Bundeshauptstadt wurde mit 32.245 entwendeten Radln auch zur Klau-Kapitale (hier die gesamte Studie zu den Hochburgen des Fahrradklaus).

Insgesamt beobachtet der für die Auswertung zuständige Statistiker Thomas Neubert: „Die Zahl der Diebstähle geht zwar zurück, aber die Schadenssummen steigen.“ Seine Statistik weist 335.174 Diebstähle in ganz Deutschland aus – Zweiräder im Wert von 160 Millionen Euro. Den wachsenden Wert des Diebesguts führt er auf die zunehmende Zahl von geklauten E-Bikes und Pedelecs zurück, die neben teuren Mountainbikes und Rennrädern zu den bevorzugten Zielen der Diebe zählen. Neuberts Unternehmen verfolgt mit der Diebstahlsstatistik auch eigene Interessen, wie er bestätigt: die Internetplattform vertreibt auch Fahrradschlösser.