Das Wenzelschloss in Lauf, eine spätmittelalterliche Burg, die von Kaiser Karl IV. erbaut wurde. Sie erstrahlt nun in neuem Glanz und beherbergt eine Ausstellung über die Bauten des Kaisers. (Foto: Wolfram Göll)
Wenzelschloss in Lauf

Neues Leben für böhmisch-fränkische Burg

Das Wenzelschloss von Kaiser Karl IV. ist das Wahrzeichen der mittelfränkischen Stadt Lauf an der Pegnitz. Der Kaiser baute es als sicheren Posten an der „Goldenen Straße“ zwischen Prag und Nürnberg – damals kulturelle und wirtschaftliche Achse Europas. Jetzt eröffneten Finanzminister Markus Söder und Kultusminister Ludwig Spaenle eine Ausstellung in den für 1,4 Millionen Euro renovierten Räumen.

Die mittelalterliche Burg in Lauf, das Wenzelschloss, erstrahlt in neuem Glanz: Nach mehrmonatigen Renovierungsarbeiten eröffneten Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU), Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) und Laufs Bürgermeister Benedikt Bisping (Grüne) eine Ausstellung über den Erbauer der Burg, Kaiser Karl IV., und seine Bauwerke in Franken und Böhmen. Der einzigartige Wappensaal, der Kaisersaal und die Herrenstube sind erstmals wieder im original mittelalterlichen Glanz zu erleben.

„Das ist nicht nur die Wiederbelebung eines geschichtsträchtigen Gebäudes, nicht nur die Schaffung eines neuen kulturellen Zentrums in Lauf. Sondern es ist auch eine politische Aussage, ein Signal in dieser sehr wechselvollen Geschichte zwischen Deutschland und Böhmen“, betonte Söder bei der Eröffnung. Allein im „fürchterlichen“ 20. Jahrhundert seien Deutsche und Tschechen „aus Nachbarn und Freunden Feinde und nun wieder Freunde“ geworden, so Söder. Nun aber sei die Zeit reif, um „aus dem ehemaligen Eisernen Vorhang eine goldene Kette zu schmieden“.

Mit Blick ins 14. Jahrhundert die Zukunft Europas erahnen

1,4 Millionen Euro hat der Freistaat Bayern in die Wiederbelebung der Burg investiert, die auf einer Insel mitten in der Pegnitz steht. Sie wurde von Kaiser Karl IV. Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut und diente als Vorposten an der „Goldenen Straße“ zwischen Prag und Nürnberg, der zentralen wirtschaftlichen Achse in Karls Reich. Diese Straße markiert gleichzeitig das geographische und kulturelle Zentrum des Kontinents. „Mit Blick in das 14. Jahrhundert ahnen wir, wie die Zukunft ausschauen könnte“, so Söder. Denn Franken und Böhmen sei damals ein gemeinsamer Kultur- und Wirtschaftsraum gewesen.

Söder lobte ausdrücklich den früheren mittelfränkischen CSU-Europaabgeordneten Martin Kastler, der jetzt Repräsentant der Hanns-Seidel-Stiftung in Prag ist. Kastler habe immer dafür geworben, dass Bayern den Blick auf den tschechischen Nachbarn richte und dass Deutsche und Tschechen friedlich und freundschaftlich zusammenleben, so Söder. Der Finanzminister betonte, das gemeinsame Europa könne nur in gegenseitigem Respekt gebaut werden. Dazu gehöre auch, dass es in der EU keine „einseitigen Kommandos aus Deutschland“ geben dürfe, vor allem auch nicht in der Flüchtlingsfrage.

Normalität ist jetzt das Besondere

Ihm als Heimat- und Finanzminister – und damit Chef über die Schlösser in Bayern – sei es wichtig, „neben den weltberühmten Prunkbauten im Süden auch das reiche historische Erbe in Franken in den Mittelpunkt zu stellen“. Söder machte klar, dass es nicht selbstverständlich sei, in München eine Millionensumme für eine mittelalterliche Burg in Lauf lockerzumachen. Von außen habe die Burg schon lang gut ausgesehen, nur innen sei sie nie öffentlich zugänglich gewesen. Das ändere sich jetzt endlich, sagte Söder: So könnten ab sofort im neu erstrahlenden Wappensaal Trauungen durchgeführt werden.

Bayerns Kulturminister Ludwig Spaenle (CSU) nannte die Region Franken-Böhmen „die geographische und kulturelle Mitte Europas“. Die eigentliche Normalität sei jetzt das Besondere, nämlich „dass die Nachbarschaft nun wieder zu Freundschaft führt“. Spaenle erinnerte daran, dass zu Pfingsten mit Kulturminister Daniel Herman erstmals ein tschechischer Minister auf dem Sudetendeutschen Tag gesprochen habe (der Bayernkurier berichtete), dass auch der tschechische Premierminister deutliche versöhnliche Worte zur Vertreibung der Sudetendeutschen gefunden habe. Und nun habe der Freistaat Bayern ein „altes böhmisches Gebäude wie das Wenzelschloss in Lauf so prächtig renoviert und restauriert“, zählte Spaenle auf. „Ein glücklicher Moment, zu dem der Altbayer staunend und herzlich gratuliert“, so der Kultusminister.

Gemeinsame bayerisch-tschechische Kabinettssitzung in Karls Kaisersaal?

Der jetzt wieder in altem Glanz erstrahlende Kaisersaal, so schlug Bürgermeister Bisping vor, könnte doch zu einer gemeinsamen Sitzung der bayerischen und der tschechischen Regierungskabinette genutzt werden. Der Saal war jahrzehntelang mit abgehängter Decke in Büroräume für das bis 1982 hier untergebrachte Amtsgericht genutzt worden. Erst jetzt kann man die originalen gotischen Bögen mit dem Gewölbe wieder sehen. Ähnlich der Wappensaal, der bis 1982 als nüchterner Gerichtsraum genutzt wurde. Die mehr als 100 Wappen der entweder zu Karl IV. direkt gehörenden oder mit ihm verbündeten Herzogtümer, Grafschaften und Rittergüter waren jahrzehntelang unter weißem Putz verborgen und sind erst jetzt wieder sichtbar.

Die sehenswerte Ausstellung, die zum Begleitprogramm der Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung zum 700. Geburtstag von Kaiser Karl IV. gehört, zeigt viele wichtige Bauten des Kaisers – und zwar verständlich erklärt und übersichtlich dargestellt, teilweise im Modell, teilweise sogar dreidimensional animiert. Neben dem Laufer Wenzelschloss sind das auch die von Karl IV. angelegte Prager Neustadt, die Burgen Karlstein/Karlštejn bei Prag, Elbogen/Loket bei Karlsbad und Karlsberg/Kašperk im Böhmerwald. Die Ausstellung ist bis 7. März 2017 täglich geöffnet.

Nach dem Ende der Ausstellung plant die Stadt Lauf in der Burg gemeinsam mit der IHK die Einrichtung eines internationalen, wirtschaftlich orientierten Sprachenzentrums, in dem ein Teil der Sprachen Karls IV. gelehrt werden soll: Deutsch, Tschechisch, Französisch und Englisch. Für Latein, das der Kaiser ebenfalls gut beherrschte, könnte es knapp werden. Aber die genaue Ausgestaltung ist ja noch offen.