Nur der rasche Bau vieler neuer Wohnungen kann den Wohnungsmangel und die horrenden Preissprünge auf dem Immobilienmarkt bremsen. (Foto: Ginas Sanders/Fotolia)
Nürnberg

Hohe Wohnqualität und teurere Wohnungen

Eine gute und eine schlechte Nachricht: Nürnberg schneidet im weltweiten Vergleich der Wohnqualität sehr gut ab; besser als beispielsweise San Francisco oder Singapur. Allerdings sind – vielleicht auch deshalb – die Immobilienpreise 2015 stark gestiegen, sowohl zum Kauf als auch zur Miete: Um bis zu 16 Prozent. Die Stadt legt nun ein Wohnungsbauprogramm auf.

Nürnberg übertrifft sogar weltbekannte Metropolen in puncto Wohnqualität. In einer Studie der international tätigen US-amerikanischen Beratungsgesellschaft Mercer rückte Nürnberg weltweit auf Platz 24 vor und lässt damit weltbekannte Metropolen wie Singapur (26), San Francisco (28), Paris (71) oder London (72) hinter sich.

Die bestplatzierten deutsche Städte waren in der Mercer-Studie München (Rang 4), Düsseldorf (6), Frankfurt am Main (7), Berlin (13) und Hamburg (18). Bewertet wurden 39 Kriterien in den Bereichen Politik, Soziales, Wirtschaft und Umwelt. Erstmals wurde auch das persönliche Sicherheitsempfinden von Mitarbeitern im Ausland untersucht.

Als hauptsächliche Pluspunkte deutscher Städte gelten „vergleichsweise wenig Kriminalität“, effiziente Strafverfolgung und stabile politische und soziale Verhältnisse. Wegen der hohen Terrorgefahr fielen heuer besonders Paris und London weit zurück.

Besonders ältere Immobilien ziehen im Preis enorm an

Der Nachteil der hohen Wohnqualität und des anhaltenden Arbeitsplatz-Booms: Die Immobilienpreise sind in Nürnberg stark gestiegen. Der städtische Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU) stellte den neuen Grundstücksmarktbericht vor, der Folgendes ausweist: Die Teuerung bei gebrauchten Wohnungen betrug elf Prozent; bei Wohnungen, die vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurden, volle 16 Prozent. Neu gebaute Eigentumswohnungen kosten – je nach Ausstattung und Lage – jetzt zwischen 2900 und 4800 Euro pro Quadratmeter, ein Anstieg von vier Prozent.

Bei Mehrfamilienhäusern verzeichnet die Statistik einen Preisanstieg um neun Prozent – vor allem bei älteren Gemäuern. Hier wurden zwischen 400.000 und einer Million Euro gezahlt. Bei Einfamilienhäusern wurde die Millionengrenze fünfmal überschritten: Neue Reihenhäuser und Doppelhaushälften kosten in der Regel zwischen 400.000 und 550.000 Euro, gebrauchte zwischen 220.000 und 410.000 Euro. Wegen ihrer Individualität sind ältere freistehende Häuser sehr begehrt, sie kosten in der Regel zwischen 300.000 und 740.000 Euro. In diesem Bereich wurde die Millionengrenze fünfmal überschritten.

Zuzug, Konjunktur und niedrige Zinsen

Fraas erklärte, der „kontinuierliche Einwohnerzuwachs“, die gute Konjunktur und die niedrigen Zinsen seien die Gründe für den starken Anstieg. Die Zahl der Immobilienkäufe in Nürnberg sei um fünf Prozent gestiegen und betrage im Gesamtumfang rund 1,9 Milliarden Euro. Die Preise seien 2015 schon im sechsten Jahr in Folge gestiegen, ein Ende des Trends sei nicht absehbar. Ein früherer Preisboom nach der Wiedervereinigung Anfang der 1990er Jahre sei nach einigen Jahren jedenfalls wieder abgeebbt.

Die Stadt Nürnberg hat unterdessen ein Sonderprogramm Wohnungsbau aufgelegt. 1200 Wohnungen aller Preisklassen sollen demnächst in zehn verschiedenen Stadtteilen entstehen. Außerdem will die Stadt drei neue Wohnbaugebiete entwickeln – Gesamtgebiet: 45 Hektar.

1200 neue Wohnungen sollen bald entstehen

Michael Fraas wies außerdem darauf hin, dass der Freistaat Bayern den Wohnungsbau stark unterstützt. So gebe es Zuschüsse in Höhe von 300 Euro pro Quadratmeter neu gebautem Wohnraum. Die Zuweisungen des Freistaats an die Adresse der Stadt für Wohnungs-Neubau seien von zwölf auf volle 35 Millionen Euro gestiegen. Für Sanierungen erhielt Nürnberg 5,5 Millionen Euro im Rahmen des bayerischen Modernisierungsprogramms.

Fraas sagte, er hoffe auf die Wiedereinführung der degressiven Abschreibung im Mietwohnungsbau; dieser Schritt könnte dem Wohnungsbau einen starken Schub versetzen. Nach Plänen des Bundes könnten in der ersten drei Jahren bis zu 35 Prozent der Baukosten von der Steuer abgesetzt werden. Das Gesetz befinde sich allerdings erst in der Pipeline.

NZ/wog