Probieren und entdecken können Besucher auf der Biofach. (Bild: Nürnberg Messe)
Messe in Nürnberg

Auf den Geschmack gekommen: Biofach 2016

Immer mehr Aussteller - in diesem Jahr acht Prozent mehr als 2014 - präsentieren sich auf dem Messe-Duo Biofach und Vivaness. Ab dem 10. Februar dreht sich dort alles um nachhaltig erzeugte Produkte. Ein Blick auf die Branche zeigt: Ökologische Erzeugung boomt vor allem in Bayern. Die Zahl der Biobauern im Freistaat ist 2015 um etwa zehn Prozent angestiegen.
Gleich zwei Messen locken vom 10. bis 13. Februar internationales Publikum in die Frankenmetropole. Während Aussteller auf der Biofach ökologisch erzeugte Produkte präsentieren, dreht sich auf der Vivaness alles um Naturkosmetik. Insgesamt 2544 werden erwartet, acht Prozent mehr als im Vorjahr. Stolz sind die Veranstalter nicht nur über das deutliche Plus, sondern auch über die Internationalität des Messe-Duos. Aus 77 Ländern kommen die Aussteller.

Besonderheiten des Messe-Duos

Highlights sind neben den Erlebniswelten der Treff für Profiköche, cook + talk. Das Fachpublikum erfährt dort in Vorträgen und Kochshows unter anderem, wie Bio-Wein und -Olivenöl sowie vegane Bio-Produkte stimmig und erfolgreich in der Gastronomie zum Einsatz kommen. Gut besucht ist auch der internationale Bio-Kongress. Dort geht es in diesem Jahr unter der Überschrift Organic 3.0 um das weltweite „Handeln für mehr Bio“. Bei der kleineren Messe Vivaness mit 245 Aussteller stehen internationale Start-ups und Nischenmarken auf der Sonderfläche Breeze sowie die Premiere des Gemeinschaftsstandes für Naturkosmetik made in Germany mit deutschen Newcomern im Mittelpunkt.

Produkte mit Gesicht

Wie immer blicken Aussteller wie Besucher auf die Trends. 2016 sind es authentische Produkte mit Gesicht und Geschichte, Convenience „ready to eat“, exotische Getreide und getreideähnliche Rohstoffe sowie Regionalität. Must-haves im Bereich Naturkosmetik: natürliche Rohstoffe neu definiert, regional-typische Wirkstoffe und Naturparfums.

Die Nachfrage der Verbraucher nach Bio ist ungebrochen. Sie steht sicher in enger Verbindung mit einer wachsenden Sensibilität gegenüber Ernährungsthemen und Lebensmittelqualität sowie einem insgesamt auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Konsumverhalten.

Petra Wolf, Mitglied der Geschäftsleitung NürnbergMesse

Diskussionen um Organic 3.0

Wie die Zukunft von Bio und eine ökologische Lebensmittelwirtschaft aussehen, darüber diskutieren Teilnehmer des Kongressschwerpunktes „Organic 3.0 – Handeln für mehr Bio“. Fachbesucher informieren sich 2016 in insgesamt 110 Veranstaltungen. Diskutiert wird dort zum Beispiel, wie man mit Bio zu einer nachhaltigen Land- und Lebensmittelwirtschaft kommt und wie die Werte von Organic 3.0 am besten an Verbraucher vermittelt werden.

Auf den Geschmack gekommen

Den Bio-Sortimenten Vegan, Olivenöl und Wein sind eigene Ausstellungsbereiche gewidmet. Beim Internationalen Weinpreis wurden dieses Mal 492 Weine eingereicht und 209 Prämierungen, darunter 11 Mal großes Gold, vergeben. Verkostet werden können die Weine ebenso wie zahlreiche weitere Bio-Tropfen auf der Fläche Mundus Vini Biofach und in der Vinothek. Neu sind in diesem Jahr 40 internationale Winzer, die ihren Wein an speziell für sie konzipierten Ständen ausschenken.

Stimmung optimistisch

Die Aussteller der Biofach blicken optimistisch in die Zukunft. Über alle Vertriebskanäle hinweg rechnen sie mit wachsenden Umsätzen. Das ergab eine Online-Umfrage unter ihnen. Besonders optimistisch äußerten die Befragten sich in puncto Naturkost- sowie Naturkosmetikfachhandel und erwarten steigende Umsätze aus dem Onlinegeschäft. Über 90 Prozent nutzen das Messe-Duo zur Erfassung von Trends, bei 80 Prozent wirken sich diese auf die zukünftige Produktstrategie aus. Zu den Herausforderungen zählen die Sicherung der Rohstoffbeschaffung und die Erschließung neuer Vertriebswege.

Deutsche Verbraucher knausern bei Bio

Ob in Naturkostläden oder in konventionellen Supermärkten – immer mehr Bundesbürger greifen Branchenangaben zufolge nach Bio-Lebensmitteln. Allein im Vorjahr sei der Umsatz mit Naturkost um 11 Prozent auf 8,62 Milliarden Euro gewachsen, berichteten Branchenexperten am Mittwoch zum Auftakt der Messe. Erstmals seit 2008 verzeichnete der Markt damit wieder ein zweistelliges Wachstum, wie der Arbeitskreis Biomarkt betonte, der die Zahlen ermittelt. Deutschland ist im europäischen Vergleich der größte Bio-Lebensmittel-Markt. Doch in anderen Ländern wie der Schweiz, Österreich oder Dänemark geben die Verbraucher pro Kopf mehr für Öko-Produkte aus. Auch bei einzelnen Produktsparten sind unterschiedlich stark verbreitet. Spitzenreiter sind Bio-Eier mit einem Umsatzanteil von 14 Prozent, Schlusslicht bildet dagegen biologisch erzeugtes Fleisch mit einem Anteil von nur zwei Prozent.

Bayern – Land der Biobauern

Biolandbau wird für Landwirte in Bayern wirtschaftlich attraktiv. So stellen immer mehr Bauern ihren Betrieb auf ökologische Erzeugung um. Die Zahl der Biobauern im Freistaat ist 2015 um etwa zehn Prozent auf ungefähr 7350 angestiegen. Auch die Agrarfläche, die ökologisch bewirtschaftet wird, hat um zehn Prozent auf 230.000 Hektar zugenommen. Damit arbeiten aktuell gut sieben Prozent der Bauern nach ökologischen Vorgaben. Der Anteil des ökologisch bewirtschafteten Agrarlandes beträgt 7,2 Prozent.

Bleibt Bio rentabel?

Damit der Boom anhält, müsste die Bayerische Staatsregierung allerdings weiterhin investieren, beispielsweise in Zuschussprogramme. Außerdem müssen die Verbraucher bereit sein, für Bioprodukte mehr zu zahlen. Ein Landwirt erhält knapp 50 Cent für den Liter Biomilch, der Preis für konventionell erzeugte Milch ist auf unter 30 Cent gefallen. So zählte etwa die Hälfte der Landwirte, die 2015 auf Bio umgestellt haben, zu den Milchbauern. Insgesamt sind etwa 4000 der 7350 bayerischen Biobauern Milchlandwirte.

Brunner hat ehrgeizige Ziele

Landwirtschaftsminister Helmut Brunner hatte 2012 per Regierungserklärung verkündet, dass er die Zahl der Biobauern bis 2020 auf 13.000 verdoppeln will. Die Fläche des ökologisch bewirtschafteten Agrarlandes soll sich ebenfalls auf etwa 400.000 Hektar verdoppeln. Von diesem Ziel sind Bayerns Biobauern noch ein Stück entfernt. Um es zu erreichen, müssten pro Jahr wenigstens 1100 Bauern auf Bio umstellen.