Terrorverdächtiger als Flüchtlinge eingereist
Mit Razzien in der Islamistenszene in Berlin, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen haben Polizisten möglicherweise einem geplanten Terroranschlag in Berlin verhghindert. Zwei verdächtige Algerier wurden festgenommen, einer davon ist 2015 als angeblicher syrischer Flüchtling nach Deutschland eingereist. Sie sollen beim Islamischen Staat (IS) in Syrien eine Terror-Ausbildung durchlaufen haben.
IS-Zelle in Deutschland

Terrorverdächtiger als Flüchtlinge eingereist

Mit Razzien in der Islamistenszene in Berlin, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen haben Polizisten möglicherweise einem geplanten Terroranschlag in Berlin verhghindert. Zwei verdächtige Algerier wurden festgenommen, einer davon ist 2015 als angeblicher syrischer Flüchtling nach Deutschland eingereist. Sie sollen beim Islamischen Staat (IS) in Syrien eine Terror-Ausbildung durchlaufen haben.

Nach den Razzia gegen eine mutmaßliche islamistische Terrorzelle in Deutschland liefern Fotos Hinweise auf die Kampfausbildung eines der Verdächtigen in Syrien. „Die Fotos sind ein Grund, warum wir den Hinweis besonders ernst genommen haben“, sagte ein Sprecher der Berliner Polizei. Ein Foto belege demnach die militärische Ausbildung eines der Verdächtigen in Syrien.

Die beiden im Sauerland verhafteten Terrorverdächtigen sind möglicherweise gezielt von Planern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nach Deutschland geschickt worden, um Attentate zu verüben. Nach Informationen der dpa aus Sicherheitskreisen gehen die Ermittler entsprechenden Indizien nach. Einen Beleg dafür haben die Fahnder demnach jedoch nicht – sie erhoffen sich weitere Hinweise aus der Auswertung von Computern und Mobiltelefonen, die sie am Donnerstag bei der Anti-Terror-Razzia sichergestellt hatten.

Hauptverdächtiger reiste im Dezember als angeblicher syrischer Flüchtling ein

Die mutmaßliche Terrorzelle war bei einer Razzia von Hunderten Polizisten in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zerschlagen worden. Ermittelt wird gegen vier Algerier im Alter zwischen 26 und 49 Jahren wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Es gab drei Festnahmen. Der Hauptverdächtige, der in einer Flüchtlingsunterkunft im Sauerland verhaftet wurde, sollte noch heute einem Haftrichter vorgeführt werden.

Nach Informationen des Spiegel posiert der 34-Jährige, der im Sauerland festgenommen worden war, auf einem der Bilder in Kampfmontur neben Leichen. Zudem gebe es ein Foto, das ihn beim Essen mit einer Person aus dem Umfeld der Attentäter zeige, die für die Pariser Terrorserie im November verantwortlich sein sollen. Nach Informationen der Welt stand er in Kontakt zum IS-Planungschef für Terroranschläge im Ausland und wurde zusammen mit ihm fotografiert.

Der IS schleust bewusst Terroristen unter den Flüchtlingen ein.

Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz

Dem Spiegel-Bericht zufolge reiste der gebürtige Algerier am 28. Dezember 2015 mit gefälschtem Pass als syrischer Flüchtling nach Deutschland ein. „Wir haben bei den Terroranschlägen in Paris vom 13. November gesehen, dass der IS bewusst Terroristen unter den Flüchtlingen einschleusen will und eingeschleust hat“, sagte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen im ZDF. „Danach haben wir auch wiederholt gesehen, dass Terroristen – man kann sagen camoufliert, verdeckt – als Flüchtlinge eingeschleust werden.“

Planung für Anschlag in Berlin

Hinweise auf einen kurzfristig geplanten Anschlag habe der Verfassungsschutz nicht. Es habe aber konkrete Hinweise gegeben, „dass es Leute in Deutschland gibt, die Planungen verfolgen, Anschläge zu begehen“, sagte Maaßen. Die Algerier hatten nach Angaben der Staatsanwaltschaft womöglich einen Anschlag in Berlin geplant. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen wurde ihr Vorhaben im Frühstadium durchkreuzt, konkrete Anschlagsziele waren noch nicht ausgekundschaftet.

Deutschland sei in der Terrorabwehr gut aufgestellt, betonte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, bei n-tv. Auf europäischer Ebene gebe es aber „sicherlich noch erhebliche Optimierungspotenziale“. So gebe es kein gemeinsames Terrorismusabwehrzentrum. Wünschenswert sei eine entsprechende Ausweitung von Europol.

Wir haben weiterhin allen Grund, wachsam und vorsichtig zu sein.

Frank Henkel (CDU), Berliner Innensenator

Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) erklärte, die Bedrohungslage durch militante Islamisten bleibe hoch. „Wir haben weiterhin allen Grund, wachsam und vorsichtig zu sein.“ Ein konsequentes Vorgehen gegen die Islamistenszene sei geboten – vor allem, wenn es um mögliche IS-Bezüge geht.

Enge Abstimmung mit Verfassungsschutz und BKA

Die Razzien seien eng abgestimmt gewesen mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz, dem Bundeskriminalamt und unter den drei Bundesländern, erklärte die Berliner Polizei: „Den Ermittlungen liegt der Vorwurf zugrunde, dass die vier Männer möglicherweise an der Planung von Gewalttaten in Deutschland beteiligt sind und Kontakte zur Terrorgruppierung IS haben.“

dpa/Welt/wog