Britisches Sicherheitskabinett tagt
Täglich versuchen mehrere hundert Migranten, von Calais aus durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu kommen. Das kleine Städtchen am Ärmelkanal wird von bis zu 5000 Migranten belagert. Wegen der Krise tagt nun das britische Sicherheitskabinett. Die Regierung in London will knapp zehn Millionen Euro für zusätzliche Sicherungsmaßnahmen in Calais ausgeben.
Migranten-Ansturm

Britisches Sicherheitskabinett tagt

Täglich versuchen mehrere hundert Migranten, von Calais aus durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu kommen. Das kleine Städtchen am Ärmelkanal wird von bis zu 5000 Migranten belagert. Wegen der Krise tagt nun das britische Sicherheitskabinett. Die Regierung in London will knapp zehn Millionen Euro für zusätzliche Sicherungsmaßnahmen in Calais ausgeben.

Der britische Premierminister David Cameron hat angesichts des Andrangs von Flüchtlingen auf den Ärmelkanaltunnel das Nationale Sicherheitskabinett (Cobra) einberufen. Das Gremium solle am Freitagmorgen unter Camerons Leitung zusammentreffen, teilte das Büro des Premierministers in der Nacht bei Twitter mit. Es solle sichergestellt werden, dass die Regierung unternehme, was sie kann, um der Situation in Calais zu begegnen. Cameron bezeichnete die Lage als „sehr besorgniserregend“. Cameron hatte eine striktere Einwanderungspolitik angekündigt.

Dem Sicherheitskabinett, das in nationalen Notlagen zusammenkommt, gehören Regierungsmitglieder, aber je nach Lage auch weitere Funktionsträger, etwa Militärs oder Geheimdienstmitarbeiter, an. Die britische Innenministerin Theresa May kündigte an, sieben Millionen Pfund (9,9 Millionen Euro) zusätzlich bereitzustellen. Mit dem Geld soll die Sicherheit am Eingang des Tunnels auf der französischen Seite erhöht werden. Vergangene Woche hatte Eurotunnel von Frankreich und Großbritannien 9,7 Millionen Euro für die Sicherung des Bauwerks gegen Flüchtlinge in Calais verlangt.

Hunderte Flüchtlinge hatten in den vergangenen Tagen versucht, vom französischen Calais aus durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen. Auf der französischen Seite des Kanaltunnels hat Betreiber Eurotunnel allein in diesem Jahr 37.000 Fluchtversuche gezählt. Nach Schätzungen warten ständig zwischen 3000 und 5000 Migranten in Calais auf eine Gelegenheit, nach Großbritannien zu kommen. Sie erhoffen sich dort bessere Asylchancen und Lebensbedingungen als in Frankreich. Angesichts der Flüchtlingskrise wollen Großbritannien und Frankreich für mehr Sicherheit am Tunnel sorgen.

Täglich dringen bis zu 200 Migranten auf das Eurotunnel-Gelände vor

Wie die französische Nachrichtenagentur AFP meldete, stoppten Sicherheitskräfte in der Nacht erneut rund 200 Menschen, die versuchten, auf das Eurotunnel-Gelände vorzudringen. Am frühen Morgen gegen 01.00 Uhr patrouillierten demnach rund um den Bahnhof noch immer zahlreiche Polizeifahrzeuge. Seit Anfang Juni waren auf der Fluchtroute durch den Eurotunnel mindestens zehn Menschen umgekommen und viele weitere verletzt worden. Rund 150 Migranten sollen es Berichten zufolge über die Grenze geschafft haben; offizielle Angaben dazu gibt es nicht.

Gestern hatten ebenfalls rund 150 Flüchtlinge versucht, durch den Eurotunnel von Frankreich nach Großbritannien zu gelangen. Wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete, hätten sie mit den Sicherheitskräften Katz und Maus gespielt. Die Flüchtlinge hätten für etwa eine Stunde eine Ausfahrt für Personenwagen blockiert. Die Nutzer mussten einen anderen Weg nehmen. Die Flüchtlinge versuchen, auf wartende Lastwagen oder direkt auf die Züge zu klettern, die durch den Tunnel fahren.

wog/dpa