Der IS-Terror erreicht den Iran: Polizisten mit Schutzkleidung besprechen ihren Einsatz nach dem Attentat im Parlament in Teheran. (Foto: Imago/ZUMA PRESS)
Ausland

Der Iran im Visier

Erstmals haben Terroristen des Islamischen Staates (IS) den Iran direkt angegriffen: In der Hauptstadt Teheran explodierten zwei Bomben an symbolisch wichtigen Orten, und zwar im Parlament und im Khomeini-Mausoleum. 18 Menschen kamen ums Leben.

ie Anschlagsserie der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Fastenmonat Ramadan reißt nicht ab. Zwei Terroranschläge mit mindestens 18 Toten haben die iranische Hauptstadt Teheran erschüttert. Der IS reklamierte die Tat für sich. Die sechs Täter, die sich als Frauen verkleidet hatten, waren nach offiziellen Angaben iranische Staatsbürger. Zwei der Angreifer sprengten sich selbst in die Luft, vier weitere wurden in anschließenden Schusswechseln von der Polizei getötet.

Vier Männer hatten sich als Frauen verkleidet ins Parlament geschlichen. Drei von ihnen wurden erschossen, einer sprengte sich in die Luft, wie Medien berichteten. Auch im Mausoleum des verstorbenen iranischen Revolutionsführers Ayatollah Chomeini in Süden Teheran gab es einen Selbstmordattentäter, ein weiterer Angreifer wurde erschossen. Bei den Anschlägen kamen außerdem mindestens zwölf Wächter und Zivilisten ums Leben. Mehr als 40 Menschen wurden verletzt.

Verschwörungstheorien rund um Trump und Saudi-Arabien

„Das war wieder ein feiger Angriff und ein nutzloser Versuch, uns einzuschüchtern“, sagte Parlamentspräsident Ali Laridschani. Der Iran werde Terroristen weiterhin konsequent bekämpfen und alle ihre Terrorzellen im Iran zerstören. Für die sunnitische IS-Terrormiliz ist der schiitische Iran ein Erzfeind. Vom Iran gesponserte Milizen sind sowohl in Syrien als auch im Irak im Einsatz. Teheran ist – wie auch Russland – ein treuer Unterstützer des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Der Iran hatte stets betont, das sicherste Land im Nahen Osten zu sein.

Staaten, die den Terrorismus fördern, riskieren, selbst Opfer des Bösen zu werden, das sie fördern.

US-Präsident Trump, an die Adresse Irans

Weitere Irritationen rief die Kondolenz-Botschaft von US-Präsident Donald Trump hervor. „Staaten, die den Terrorismus fördern“, riskierten, „selbst Opfer des Bösen zu werden, das sie fördern“, erklärte der Präsident. Trump wirft dem Iran seit Langem vor, den Terrorismus zu unterstützen. Irans Außenminister bezeichnete diese Aussage Trumps als „widerlich“. Die iranischen Revolutionsgarden hatten den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien unmittelbar nach dem Doppelanschlag eine Verwicklung in den Anschlag vorgeworfen. Sie unterstellen zudem Saudi-Arabien seit langem, den IS zu unterstützen.

„Heiliger“ Ramadan ist islamischer Terrormonat

Nach Bagdad, Kabul und London ist die Tat in Teheran schon der vierte große Anschlag seit Beginn des Fastenmonats Ramadans, den der IS für sich reklamiert. Schon im März hatte es Aufrufe des IS gegeben, den Iran anzugreifen. Eigentlich soll der Fastenmonat eine Zeit des Friedens sein. Dschihadisten wie der IS rufen ihre Anhänger in dieser Zeit hingegen ausdrücklich zum Kampf und zu Anschlägen auf. Sie sehen sich damit in der Tradition des Propheten Mohammed, der eine seiner wichtigsten Schlachten im Ramadan geführt hatte.

Die IS-Propaganda-Plattform „Amak“ veröffentlichte ein kurzes Video im Internet. Auf einem Video, das angeblich von einem der Angreifer aus dem Parlament stammt, ist ein Büroraum zu sehen, auf dessen Boden ein erschossener Mann liegt. Einer der Angreifer schreit „Glaubt ihr, wir werden gehen?“. Ein anderer ruft: „Wir werden bleiben bis zum jüngsten Gericht!“ Es sind mehrere Schüsse zu hören. Das Video soll nach Ansicht von Experten ein Beweis dafür sein, dass der IS hinter der Tat steckt.

Die Situation in der Region ist ohnehin spannungsgeladen: Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Ägypten, der Jemen und Mauretanien hatten kurz zuvor alle diplomatischen Kontakte zu Katar abgebrochen. Auch Jordanien fuhr seine diplomatischen Beziehungen zurück. Katars Nachbarländer schlossen zudem die Grenzen und unterbanden weitgehend den Luftverkehr. Die arabischen Staaten beschuldigen Katar, Terrororganisationen wie den IS zu unterstützen. Gleichzeitig stoßen sie sich an den angeblich guten Beziehungen Katars zum schiitischen Iran. Das sunnitische Königreich Saudi-Arabien sieht in Teheran einen Erzrivalen in der Region.