Entfremdung vom Westen: Russlands Präsident Wladimir Putin. (Bild: Imago/Itar-Tass/Mikhail Metzel)
Russland

Anschlag in St. Petersburg

Nach der Explosion in der U-Bahn der russischen Millionenmetropole St. Petersburg hat sich die Zahl der Todesopfer nach Behördenangaben auf 14 erhöht, rund 50 Menschen wurden verletzt. Eine zweite Bombe wurde entschärft. Das staatliche Ermittlungskomitee geht von einem Terroranschlag aus.

Eine Bombe explodierte am Montag gegen 14.40 Uhr Ortszeit in einer U-Bahn der Linie 2 während der Fahrt zwischen den Stationen „Sennaja Ploschtschad“ und „Technologisches Institut“. Der Fahrer fuhr den Zug noch in die letztgenannte Station. 11 Menschen seien vor Ort gestorben, drei weitere später ihren Verletzungen erlegen, teilte Gesundheitsministerin Weronika Skworzowa mit. 49 Menschen werden noch in Krankenhäusern behandelt. Mehrere davon befanden sich in kritischem Zustand. Zuvor hatten die Behörden von mindestens elf Toten gesprochen. Eine zweite Bombe in der U-Bahn-Station „Ploschtschad Wosstanija“ wurde rechtzeitig entschärft.

Terroranschlag vermutet

Das staatliche Ermittlungskomitee geht von einem Terroranschlag aus. Bei einem der Täter soll es sich nach Medienberichten um einen Mann aus Zentralasien, genauer Kirgisistan, handeln. „Es gibt eine Version, nach der die Bombe von einem Selbstmordattentäter getragen wurde“, sagte eine Quelle innerhalb der Sicherheitsbehörden der Agentur Interfax. Nach bisherigem Kenntnisstand soll der Mann laut Nachrichtenagentur Interfax ein 23-jähriger russischer Staatsbürger mit kirgisischer Abstammung sein und radikal-islamistische Verbindungen haben. Zunächst hatte es geheißen, dass der Anschlag nicht von einem Selbstmordattentäter verübt worden sei.

Die Sicherheitsvorkehrungen in St. Petersburg wurden nach dem Anschlag massiv verstärkt. Alle Zugänge zu den U-Bahnen würden zusätzlich bewacht, teilte der Metro-Betreiber mit. Zudem würden Busse und Straßenbahnen stärker überprüft. Wenige Stunden nach dem Anschlag nahmen die U-Bahnen aber ihren Betrieb wieder auf. Die Metro der Linie 2, auf der es zu der Explosion kam, werde zunächst jedoch nur einige Stationen anfahren, teilte der U-Bahn-Betreiber der Agentur Interfax zufolge mit. Für weitere Ermittlungen bleibe auch eine zweite U-Bahn-Station gesperrt. Auch in der Hauptstadt Moskau patrouillieren zahlreiche Polizisten an den Flughäfen, Bahnhöfen und in den Metro-Stationen.

Präsident Putin, der am Abend rote Rosen am Eingang der Metrostation Technisches Institut ablegte, sei über alle Entwicklungen informiert, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Putin hielt sich zur Zeit des Anschlages in St. Petersburg auf, war aber nicht gefährdet.

Weltweit Entsetzen und Anteilnahme

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilte den „barbarischen und feigen Terroranschlag“. UN-Generalsekretär Antonio Guterres drückte den betroffenen Familien sein tiefes Mitgefühl aus. „Die Verantwortlichen dieser schrecklichen Tat müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, teilte sein Sprecher mit. US-Präsident Donald Trump verurteilte nach Angaben des Weißen Hauses in einem Telefonat mit Putin die Tat und bot volle Unterstützung bei der Jagd nach den Tätern an. Er habe zudem den Opfern und ihren Angehörigen sowie dem russischen Volk sein tiefstes Beileid ausgesprochen.

Der barbarische Anschlag trifft unsere moderne Zivilisation und unsere Art zu leben.

Horst Seehofer

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich in einem Kondolenztelegramm an Putin über die Attacke entsetzt gezeigt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte in Berlin: „Mit Entsetzen und Trauer verfolge ich die Nachrichten aus St. Petersburg, wo ein zur Explosion gebrachter Sprengsatz zahlreiche Tote gefordert hat.“ Ministerpräsident Horst Seehofer hat dem russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin in einem Kondolenzschreiben sein Beileid ausgesprochen: „Mit großer Bestürzung hören wir in Bayern von dem schrecklichen Anschlag, der Ihre Heimatstadt St. Petersburg erschüttert hat. Unser herzliches Beileid gilt den Hinterbliebenen der Opfer, den Verletzten unser tiefes Mitgefühl. Wir beten für deren schnelle Genesung. In der U-Bahn sind die Menschen der brutalen Gewalt von Terroristen hilflos ausgeliefert. Der barbarische Anschlag trifft unsere moderne Zivilisation und unsere Art zu leben. Umso mehr fühlen wir uns in diesen Stunden und Tagen den Bürgerinnen und Bürgern Russlands verbunden.“

St. Petersburg trauert

Die Stadtverwaltung von St. Petersburg rief eine dreitägige Trauer aus. Zahlreiche Menschen stellten vor den Zugängen der U-Bahn-Stationen und in Moskau in der Nähe der Kremlmauer Kerzen auf und legten Blumen für die Opfer nieder.

Die FIFA sieht nach dem Bombenanschlag in St. Petersburg derzeit keine Notwendigkeit für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen beim Confederations Cup und der WM. Man habe volles Vertrauen in das geplante umfassende Sicherheitskonzept, sagte ein Sprecher des Fußball-Weltverbandes. St. Petersburg ist Hauptspielort des Confed Cups in der zweiten Juni-Hälfte. Die deutsche Mannschaft würde dort frühestens im Endspiel antreten. Bei der WM im Sommer 2018 ist St. Petersburg zweitwichtigster Spielort nach Moskau.

(dpa)