Singhammer mit Staatspräsident Al-Sisi während seiner Ägyptenreise Mitte Februar. (Bild: Singhammer/fkn)
Migration

Schlüsselland Ägypten

Gastbeitrag "Ägypten bleibt Schlüsselland für das Zusammenleben der Religionen", sagt Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer nach seiner Ägyptenreise Mitte Februar. Er appelliert für die Zusammenarbeit mit dem nordafrikanischen Land.

Wenn es den Menschen in Afrika schlecht geht, dann wird es Europa nicht gut gehen. Welchen Weg Afrika und der Nahe Osten nehmen, entscheidet sich maßgeblich in der führenden arabischen Nation Ägypten mit bald 100 Millionen Einwohnern. Und Deutschland beeinflusst als wirtschaftlich stärkste Nation maßgeblich die Geschichte Europas. Deshalb macht es Sinn, mit Ägypten das intensive Gespräch zu suchen.

Für uns Deutsche stehen die Türen offen.

Johannes Singhammer

Für uns Deutsche stehen die Türen offen. Mit Staatspräsident Al-Sisi, Parlamentspräsident Ali Abdel Aal, dem Premierminister und weiteren Kabinettsmitgliedern gab es einen ausführlichen Gedankenaustausch. Das Zusammentreffen mit den führenden Politikern Ägyptens ist ein Zeichen, welche Bedeutung die CSU hat.

Ägypten setzt auf eine umfassende wirtschaftliche Kooperation. Unser duales berufliches Ausbildungssystem ist auch für Ägypten ein begehrter deutscher Exportartikel. Die Freigabe des Wechselkurses für das ägyptische Pfund war mutig und schafft für deutsche Unternehmen mehr Sicherheit für Investitionen.

Warum sollten Deutschland, aber auch Europa, ihre Interessen verschämt leugnen bei der Zusammenarbeit in der Migrationskrise? Dabei geht es im Vordergrund nicht um die Errichtung von Aufnahmezentren, sondern gezielt um die Vermeidung lebensgefährlicher Mittelmeerfluchten, organisiert durch eine Schleusermafia. Ägypten hat nach eigenen Angaben mindestens 500.000 Flüchtlinge nur aus Syrien aufgenommen. Deutschland ungefähr die gleiche Anzahl.

Perspektiven statt Flucht

Ägyptens Bevölkerung wächst jährlich um etwa zwei Millionen Menschen, 800.000 junge Männer, aber auch zunehmend Frauen, brauchen jedes Jahr einen neuen Arbeitsplatz, 30 Millionen Menschen sind jünger als 20 Jahre. Es ist unser Interesse, unseren Beitrag zu leisten, damit möglichst viele junge Menschen eine Perspektive im eigenen Land sehen.

Ägypten bleibt Schlüsselland für unseren Schicksalsnachbarkontinent Afrika und für das Zusammenleben der Religionen.

Johannes Singhammer

Ägypten ist das Land im Nahen Osten, mit dem größten christlichen Bevölkerungsanteil. Rund zehn Millionen Kopten haben mit Erleichterung registriert, dass Staatspräsident Al-Sisi mehrfach demonstrativ den christlichen Weihnachtsgottesdienst besucht hat. Ein gutes symbolhaftes Zeichen, das in dieser spannungsreichen Region nicht selbstverständlich ist. Bei meinem Treffen mit dem koptischen Patriarchen Tawadros II. war deshalb auch Hoffnung zu spüren. Maßgeblich für einen Islam, der politischen Extremismus ablehnt, ist die anerkannte Al-Azhar-Universität. Der Großscheich Al Tayyeb hat bei einem fast 90-minütigen Gespräch präzise Vorschläge auch für die Ausbildung von Imamen aus Deutschland eingebracht. Aus der Zielsetzung – Extremismus zu vermeiden – und ein richtiges Verhältnis zum Staat zu erreichen, hat er zweimonatige Weiterbildungskurse aber auch Stipendien für eine mehrjährige Ausbildung vorgeschlagen.

Wir in Deutschland sollten diese Vorschläge nicht leichtfertig ablehnen: Ägypten bleibt Schlüsselland für unseren Schicksalsnachbarkontinent Afrika und für das Zusammenleben der Religionen. Wir sollten zusammenarbeiten und dabei unsere Werte einbringen.