Kathedrale der Kopten im Visier
Bei einem Bombenanschlag auf die christlich-koptischen Markus-Kathedrale in Kairo sind während des Sonntagsgottesdienstes 25 Menschen getötet und 49 verletzt worden. Die Kathedrale ist der Hauptsitz des koptischen Papstes. Der Weltkirchenrat fordert von der internationalen Gemeinschaft einen besseren Schutz für die Christen im Nahen Osten.
Anschlag

Kathedrale der Kopten im Visier

Bei einem Bombenanschlag auf die christlich-koptischen Markus-Kathedrale in Kairo sind während des Sonntagsgottesdienstes 25 Menschen getötet und 49 verletzt worden. Die Kathedrale ist der Hauptsitz des koptischen Papstes. Der Weltkirchenrat fordert von der internationalen Gemeinschaft einen besseren Schutz für die Christen im Nahen Osten.

Bei einem Bombenanschlag in unmittelbarer Nähe der christlich-koptischen Markus-Kathedrale von Kairo sind während der Sonntags-Liturgie mindestens 25 Menschen getötet worden. Wie das Staatsfernsehen unter Berufung auf das Gesundheitsministerium weiter meldet, sind mindestens 49 weitere Menschen verletzt worden. Bislang hat sich keine Terror-Gruppe zu dem Anschlag bekannt. Die Bombe explodierte in der Peter-und-Paul-Kapelle explodierte, die unmittelbar an die Kathedrale angrenzt.

Zum Ablauf des Attentats gibt es unterschiedliche Angaben: Ägyptens staatliche Nachrichtenagentur Mena meldet, ein Unbekannter habe die Bombe durch ein Kirchenfenster in das voll besetzte Gebäude geworfen. Augenzeugen berichten hingegen, der Sprengsatz sei in der Kirche versteckt gewesen. Eine andere Zeugin behauptet, eine Selbstmordattentäterin habe den Sprengsatz an ihrem Körper versteckt und während des Gebets im für Frauen bestimmten Teil der Kapelle gezündet. Bislang hat sich noch niemand zu dem Attentat bekannt.

Angegriffene Kathedrale ist Sitz des Koptischen Papstes

Die Markus-Kathedrale in Kairo ist die Kathedralkirche des Papstes und Patriarchen von Alexandria der Koptischen Kirche, Tawadros II. Die 1968 geweihte, über 100 Meter lange Basilika im Zentrum von Kairo ist eines der größten Kirchengebäude auf dem afrikanischen Kontinent. Sie trägt den Namen des Begründers des Christentums in Ägypten, des Evangelisten Markus. Ein Teil von dessen Reliquien werden in der Kathedrale aufbewahrt. Der Patriarch von Alexandria gilt traditionell nach denen von Rom und Konstantinopel als der dritthöchste Bischof der Weltkirche.

Schätzungen zufolge sind derzeit noch etwa zehn Prozent der 90 Millionen Ägypter christliche Kopten. Sie betrachten sich als legitime Nachfahren der Ur-Ägypter, die bereits zur Zeit der Apostel das Christentum angenommen haben. Die heutige Mehrheitsbevölkerung besteht hingegen aus den Nachfahren der arabisch-muslimischen Invasoren.

Muslimbrüder untergraben das jahrzehntelange friedliche Zusammenleben

Das Zusammenleben der Christen mit der muslimischen Mehrheit im Land war jahrzehntelang größtenteils friedlich. Seit dem Aufkommen des radikalen Islams und der Muslimbruderschaft kam es in den letzten Jahren aber immer öfter zu Brandanschlägen auf Kirchen, tätlichen Angriffen und Mordanschlägen gegen Christen sowie zu gezielten Vergewaltigungen christlicher Frauen.

Die Kopten in Ägypten waren in den vergangenen Jahren mehrmals das Ziel von islamistischen Gewalttätern.

Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Weltkirchenrates

Vor allem nach dem Sturz des Muslimbruder-Präsidenten Mursi 2013 durch General al-Sisi und seine Militärs brannten radikale Islamisten in ganz Ägypten Kirchen und Geschäfte von Christen nieder. Im Jahr 2016 waren tätliche Angriffe auf Christen besonders in kleineren Städten und Dörfern Oberägyptens „alltäglich“, wie Beobachter sagen. Kirchen und Klöster stehen großteils unter Polizeischutz.

Weltkirchenrat ist alarmiert

Nach dem Anschlag in Kairo hat der Weltkirchenrat einen besseren Schutz für die religiöse Minderheit gefordert. Das Massaker zeige, wie stark Christen in Ägypten und im ganzen Nahen Osten bedroht seien, erklärte der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit, in Genf.

Tveit erinnerte daran, dass Kopten in den vergangenen Jahren in Ägypten mehrmals das Ziel von islamistischen Gewalttätern gewesen seien. Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen bezeichnete die Ermordeten als „Märtyrer für ihren Glauben“.

(dpa/FAZ/PM/wog)