Irans Präsident Hassan Rouhani (l.) mit dem italienischen Regierungschef Matteo Renzi. Bild: Imago/Zuma (Press)
Atomgipfel

Die Angst vor der „schmutzigen“ Bombe

Vor dem Hintergrund terroristischer Bedrohungen und grassierenden Atomschmuggels hat in Washington ein Gipfeltreffen zur nuklearen Sicherheit begonnen. Der Einladung von US-Präsident Obama folgen mehr als 50 Staats- und Regierungschefs sowie zahlreiche internationale Organisationen. Ziel ist es, die weltweiten Bestände radioaktiven Materials zu verringern und so gut wie möglich zu sichern.

Erstmals will der Gipfel auch über Möglichkeiten sprechen, auf terroristische Attacken in Städten zu reagieren und wie man den Schmuggel mit Plutonium oder angereichertem Uran erschweren kann. Es ist der vierte und voraussichtlich letzte Gipfel dieser Art (2010/Washington, 2012/Seoul, 2014/Den Haag). Nukleare Sicherheit ist ein Kernanliegen Obamas, der das Gipfelformat 2009 in Prag ins Leben gerufen hatte. Es begründete 2009 seinen Friedensnobelpreis mit.

Russland nimmt an dem Gipfel nicht teil. Laura Holgate, Obamas Spitzenberaterin für nukleare Sicherheit, sagte in Washington: „Das Ziel dieses Gipfels ist es nicht, jemanden anzuklagen. Wir wollen herausfinden, welche Schritte wir gemeinsam gehen können – und sicherlich auch, welche Schritte einzelne Länder gehen können.“ Bindende Beschlüsse werden in Washington nicht gefasst. Der Haupttag des Gipfels ist der Freitag, er wird mit einer Pressekonferenz Obamas am frühen Abend (Ortszeit) abgeschlossen. Nach der Ankunft der Delegationen kommt es zu zahlreichen bi- und multilateralen Treffen, unter anderem zum Thema Nordkorea. Aus Deutschland reist Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen an.

Nuklearer Terrorismus ist eine der größten Bedrohungen unserer gemeinsamen Sicherheit.

US-Regierung

Vagabundierendes Nuklearmaterial ist für viele Regierungen weltweit Anlass zu großer Sorge. Nach Berichten der internationalen Atomenergieorganisation IAEA verschwindet jährlich etwa 100 Mal irgendwo auf der Welt radioaktives Material. Allerdings ist dieses nicht immer hoch angereichert, was für die äußerst komplizierte Herstellung einer Atombombe nötig wäre. „Nuklearer Terrorismus ist eine der größten Bedrohungen unserer gemeinsamen Sicherheit“, erklärte die US-Regierung vor dem Gipfel. Sicherheitsexperten warnen davor, dass Extremistengruppen in den Besitz von nuklearem Material gelangen und dieses auch bei Anschlägen verwenden könnten – etwa als sogenannte „schmutzige Bombe“, bei der schwach radioaktives Material durch die Explosion einer „normalen“ Bombe große Gebiete verseuchen würde. Obamas stellvertretender Sicherheitsberater Ben Rhodes sagte in einer Telefonkonferenz im Weißen Haus, es sei für Terroristen heute aber schwieriger denn je, an nukleares Material zu kommen.

Erfolge und Probleme

Tatsächlich kann sich Obama einigen Erfolg bei Reduzierung oder dem kompletten Abzug radioaktiven Materials in 14 Ländern wie der Ukraine oder Chile auf die Fahnen schreiben. Seit 2009 wurden offiziellen Angaben zufolge 3,8 Tonnen Nuklearmaterial gesichert, ausreichend für 150 Atomwaffen. Andererseits beobachtet Washington zum Beispiel die Bewaffnung Pakistans mit kleineren taktischen Atomwaffen sehr argwöhnisch, weil diese besonders leicht zu entwenden seien, berichtet die „New York Times„.

Kopfzerbrechen bereite den USA auch die Entwicklung in Belgien, schreibt die „New York Times„. Das Land sei so zerfasert und desorganisiert, dass man eine Gefährdung seiner Atomanlagen fürchten müsse. Dies nähre die Sorge vor einem ungleich schlimmeren Anschlag als dem jüngsten in Brüssel.

Auf der Agenda des Gipfels stehen aber auch die jüngsten Atomwaffentest in Nordkorea. Hier will US-Präsident Obama das Vier-Augen-Gespräch mit Südkorea und China suchen.

(dpa)