Abschied als CSU-Vorsitzender: Horst Seehofer beim Parteitag in München. (Bild: Imago/Sven Simon)
Seehofer

„Mein Werk ist getan“

3739 Tage war Horst Seehofer Parteivorsitzender der CSU. Nun hat er das Amt an Markus Söder übergeben und sich mit einer emotionalen Rede verabschiedet. Seine Bilanz fiel positiv aus: Der Freistaat stehe so gut wie noch nie in seiner Geschichte da.

„Im Oktober 2008 habe ich das große Erbe des CSU-Vorsitzes angenommen“, sagte Horst Seehofer in seiner Abschiedsrede. „Heute gebe ich es mit Stolz und Dankbarkeit zurück.“ Parteivorsitzender sei ein „Amt mit großer Verantwortung“. Ämter auszuüben, sei aber immer nur eine Übernahme auf Zeit. „Es bleibt bei mir aber ein glühendes Herz für meine politische Familie CSU.“ Es sei ein „großes Geschenk in meinem Leben“, das er den Parteivorsitz für diese Familie ausüben durfte, die „Erfüllung eines Lebenstraumes“.

Dank an die Partei

„Danke an alle, es war eine große Zeit. Ich hätte in meiner Jugend nie geglaubt, unsere Partei zu führen, dieses Land zu führen“, so Seehofer. Ausdrücklich dankte er den rund 137.000 Mitgliedern der CSU: „Sie sind die Quelle unseres Erfolges.“ Die Partei sei besonders wegen ihnen bärenstark und finanziell gesund, habe eine neue Parteizentrale und einen neuen BAYERNKURIER. Ausdrücklich dankte er auch CSU-Schatzmeister Thomas Bauer, dem CSU-Hauptgeschäftsführer Hans-Michael Strepp, seinem Büroleiter Jürgen Fischer und allen Mitarbeitern der Landesleitung.

Wir haben für die Menschen in unserem Lande sehr viel Positives bewirkt.

Horst Seehofer

In den 10 Jahren als Vorsitzender habe es große Erfolge gegeben, die er aber an diesem Tag nicht näher ausführen werde. Lieber wolle er darstellen, „welche Wirkung“ seine Arbeit gehabt habe. Die Bundesrepublik Deutschland stehe gut da, „der Freistaat noch ein bisschen besser“, unter tatkräftiger Mitwirkung der CSU. „Wir haben für die Menschen in unserem Lande sehr viel Positives bewirkt. Und das ist auch immer noch der große Auftrag von Politik“, betonte Seehofer. Im Ergebnis lebten die Bayern im „sichersten Rechtsstaat und der besten Demokratie“. Der Freistaat stehe so gut da „wie noch nie in seiner Geschichte“.

Für die Zukunft habe er nur einen Wunsch, so der langjährige Parteichef: „Verachtet mir die kleinen Leute nicht!“ Die Menschen, die tagtäglich in Ausbildung und Beruf hart arbeiteten, Kinder großziehen würden, „die darüber hinaus aber meist noch mehr tun als ihre Pflicht, indem sie sich ehrenamtlich engagieren“. Diese Menschen seien die Basis der Erfolge Bayerns und die Basis der CSU.

Rück- und Ausblick

Seehofer ging auch auf die vergangenen Wahlergebnisse ein: „Dass wir nicht mehr 50 plus x-Ergebnisse erzielen, das hat historisch zwei Ursachen.“ Erstens 2008 der Einzug der FW in den Landtag. „Wir konnten trotzdem noch einmal die Mehrheit der Sitze erringen.“ Und die zweite Ursache sei der Einzug der AfD in den Landtag gewesen, dessen Ursachen außerhalb Bayerns gelegen hätten.

Mein Werk ist getan. Glück auf und Gottes Segen für Euch alle.

Horst Seehofer

Seehofer blickte aber auch voraus, auf die kommende Europa-Wahl im Mai. Mit Stolz stellte er fest: „Wir stellen mit fünf von 700 EU-Abgeordneten den Spitzenkandidaten der EVP-Fraktion. Manfred Weber, du hast mir damit ein großes Geschenk gemacht.“

Als seinen Nachfolger schlug Seehofer für das Amt des Parteivorsitzenden Markus Söder vor. „Er hat bereits in den Monaten als Ministerpräsident bewiesen, dass er große Aufgaben meistern kann. Er wird auch die Aufgabe meistern, die Einzigartigkeit der CSU in der deutschen Parteienlandschaft zu erhalten“, zeigte sich der alte Parteichef überzeugt. „Mein Werk ist getan. Glück auf und Gottes Segen für Euch alle“, damit trat Seehofer unter stehendem Applaus von der Bühne ab.

Dank an Seehofer

Der Vorsitzenden der Europagruppe und FU-Vorsitzenden, Angelika Niebler, fiel es zu, den scheidenden Vorsitzenden zu würdigen. Sie machte gleich klar: „Das hier ist keine Abschiedsrede, weil Du dich nicht aufs Altenteil zurückziehen wirst.“ Seehofer bleibe schließlich Bundesinnenminister.

Niebler erinnerte daran, dass er sein Amt 2008 in einer weltweiten Finanz-und Wirtschaftskrise angetreten habe. Es sei auch Seehofer zu verdanken, dass es für notleidende EU-Staaten keine Finanzhilfe ohne Reformen gegeben habe. Sie erinnerte auch an die Lösung in der Frage des Donauausbaus, die schwierige Rückkehr zum G9 beim Gymnasium, die Lösung beim lange umstrittenen Länderfinanzausgleich, der Bayern nun mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr spare. Seehofer habe aber auch dem „Mythos CSU“ nach 2008 wieder Leben eingehaucht. Besonderen Dank äußerte die FU-Chefin zudem für Seehofers Unterstützung bei der Einführung einer Frauenquote in der CSU im Jahr 2010.

Gegen den Zeitgeist

Und sie erinnerte an die Asyl-Krise ab dem Jahr 2015: „Du stehst für ein Korrektiv in der Flüchtlingspolitik“, so Niebler zu Seehofer. „Mahnende Worte gegen den Zeitgeist auszusprechen, das gehört zu den schwersten Aufgaben eines Politikers.“

Insgesamt betrachtet, so die Europaabgeordnete, sei die CSU „nach wie vor die erfolgreichste Partei in Europa. 66 Jahre kommt der bayerische Ministerpräsident aus unseren Reihen.“ Niebler schloss mit den Worten: „Danke für zehn prägende Jahre voller Schaffenskraft, voller Impulse, für zehn gute Jahre für den Freistaat Bayern.“

Abschied nach 3739 Tagen

CSU-Generalsekretär Markus Blume dankte ebenso wie Ministerpräsident Markus Söder dem scheidenden Parteichef Seehofer für dessen „3739 Tage“ im Amt. „Andere Parteien hatten in dieser Zeit fünf Vorsitzende“, erinnerte Blume mit Blick auf die SPD.

Horst Seehofer hat sich in der Geschichte der CSU um diese Partei verdient gemacht.

Markus Söder

Söder dankte für die „große Lebensleistung“ Seehofers. „Es ist eine Zäsur nach zehn Jahren. Horst Seehofer hat sich in der Geschichte der CSU um diese Partei verdient gemacht.“ Als Dank dafür schlug Söder vor, Seehofer zum dritten Ehrenvorsitzenden neben Theo Waigel und Edmund Stoiber zu wählen. Diesem Antrag stimmten die Delegierten auch einmütig zu.

Auch die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer dankte noch einmal Seehofer, „nicht nur als Ministerpräsidentin des Saarlandes für deine Hilfe bei der Neuregelung des Länderfinanzausgleichs, sondern auch für die CDU!“ Die CDU-Chefin weiter: „Ohne Deine Unterstützung für die Mütterrente würde es heute Millionen Frauen schlechter gehen.“ Endlich sei deren Lebensleistung anerkannt worden, was hauptsächlich der CSU und Horst Seehofer zu verdanken sei.

Zitate von Horst Seehofer

„Nicht die Menschen sind für uns Politiker da, sondern wir Politiker haben jede Minute für die Menschen in unserem Lande da zu sein. Das ist unser Auftrag.“

„Der Erfolg der CSU war immer das Alleinstellungsmerkmal: Wir sind Bayern.“

„Mein Herz gehört Bayern und mein Herz schlägt für Bayern.“

„Bayern ist die Vorstufe zum Paradies.“

„Nichts überzeugt so sehr in der Politik wie die Praxis, und nicht abstrakte Ideologien oder Programme.“

„Schaut auf Bayern. Wir reden nicht nur klug daher, sondern machen die Dinge auch.“