Ein Leitfaden soll Ehrenamtlern ihre Arbeit erleichtern. (Bild: AS)
Ehrenamt

Weniger Bürokratie, mehr Feste

In keinem anderen Bundesland engagieren sich so viele Menschen ehrenamtlich wie in Bayern. Um ihnen die Arbeit zu erleichtern, hat der Freistaat einen Leitfaden auf den Weg gebracht. Auch unnötige Regeln sollen künftig abgeschafft werden.

Jeder Zweite in Bayern engagiert sich ehrenamtlich, vor allem in Sport- und Musikvereinen sowie im sozialen Bereich. Doch den Ehrenamtlern wird ihr Engagement teilweise durch Vorschriften und Bürokratie erschwert. „Viele Ehrenamtliche fühlen sich überfordert, die vielseitigen Anforderungen zu erfüllen und überlegen deswegen, ihre Ämter aufzugeben“, sagt Max Bertl, erster Landesvorsitzender des Bayerischen Trachtenverbands. Die Bayerische Staatsregierung hat deshalb einen Leitfaden auf den Weg gebracht, der ehrenamtliche Helfer bei der Pflege bayerischer Traditionen und der Planung von Festen unterstützen soll.

Wir sorgen für mehr Motivation durch Klarheit.

Marcel Huber, Staatskanzleichef

Der Leitfaden listet kompakt auf, was bei Vereins- und Brauchtumsfeiern von A wie Alkoholausschank bis Z wie Feiern in Zelten zu beachten ist. Anstoß dazu gab Staatskanzleichef Marcel Huber, der selbst bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist. „Im persönlichen Gespräch habe ich oft erlebt, dass Vereine nur schwer Nachfolger für Führungsaufgaben finden, weil viele auch wegen der Sorge vor bürokratischen Vorschriften die Verantwortung scheuen. Wir sorgen jetzt für mehr Motivation durch Klarheit: alle relevanten Vorschriften und hilfreiche Tipps auf einen Blick“, sagt Huber.

Feiern ganz ohne Paragraphen sei zwar aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Aber Ehrenamtler sollen Tipps an die Hand bekommen, wie sie beim Planen einer Feier auch rechtlich auf der sicheren Seite sind. Antworten gibt der Leitfaden auf praktische und häufig gestellte Fragen: Muss ich beim Verkauf von Kuchen beim Pfarrfest auf Allergenkennzeichnung achten? Haftet mein Verein, wenn etwas passiert?

Sorgentelefon für Vereine

Bertl betrachtet aber nicht nur den Leitfaden, sondern auch die Einrichtung eines Sorgentelefons als wichtiges Werkzeug für die Vorbereitung und Durchführung von Festen.

Vereine können ihre Probleme bei der Organisation von Festen über das Sorgentelefon der Staatskanzlei melden. Problemfälle, die immer wieder auftreten, sollen dadurch dokumentiert und in einem nächsten Schritt durch Bürokratieabbau gelöst werden. Denn Huber will weitere Hürden beseitigen und unnötige Vorschriften abschaffen. So braucht es beispielsweise für den Transport von Maibäumen seit dem vergangenen Jahr keine Genehmigung mehr. Hubers nächstes Ziel ist es, die Genehmigungs- und Anzeigenpflicht für kleine Tombolas abzuschaffen.

Die Vereine sind in unserer Gesellschaft wichtige Bausteine.

Georg Daxenberger, Burschen- und Arbeitervereine im Chiemgau und Rupertiwinkel

Ein Maibaum für die Staatskanzlei

Die ersten Exemplare des „Leitfadens für Vereinsfeiern“ überreichte der Staatskanzleichef am 5. Mai symbolisch an eine Delegation des Bayerischen Trachtenverbands und des Gauverbands der Burschen- und Arbeitervereine aus dem Chiemgau und dem Rupertiwinkel.

Beide Verbände haben ihre praktischen Erfahrungen bei der Entwicklung des Leitfadens eingebracht. „Die Vereine sind in unserer Gesellschaft wichtige Bausteine und Bindeglieder. Für ihren Erhalt sind verschiedene Veranstaltungen überlebenswichtig. Ich hoffe, dass wir mit dem Leitfaden gemeinsam das Ehrenamt weiter schützen können“, sagte Georg Daxenberger, 1. Gauvorstand a. D. der Burschen- und Arbeitervereine im Chiemgau und Rupertiwinkel.

Aus der Zusammenarbeit ist aber nicht nur der Leitfaden hervorgegangen. Ab sofort besitzt die Bayerische Staatskanzlei einen Maibaum des Gauverband. Diesen brachten die Burschen als Dankeschön mit – und als Erinnerung daran, wie wichtig das Ehrenamt ist.

Der Leitfaden steht ab sofort allen Verbänden, Vereinen und Interessierten unter www.bayern.de/Vereinsfeiern digital oder als kostenlose Broschüre zur Verfügung. Das Sorgentelefon der Staatskanzlei ist per Telefon unter 089 12 22 212 oder per E-Mail unter direkt@bayern.de erreichbar.

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Leitfaden für Vereinsfeiern

Bayern, Land des Ehrenamtes

In Bayern engagieren sich immer mehr Menschen, ohne dafür bezahlt zu werden. Fast jeder Zweite über 14 Jahre, rund 5,2 Millionen Menschen, übt ein Ehrenamt aus. Das zeigt der aktuelle Freiwilligensurvey Bayern des Bayerischen Sozialministeriums. Die meisten Menschen engagieren sich, weil es ihnen Spaß macht. Das sagten 93 Prozent der Befragten. Knapp zwei Drittel der Freiwilligen wünschen sich „Information und Beratung“ zu ihrem Engagement sowie eine Absicherung durch Haftpflicht- und Unfallversicherung.

In Bayern besteht sie seit 2007 als subsidiäre Auffangversicherung. Die Versicherung ist antrags- und beitragsfrei. Die Kosten trägt der Freistaat Bayern. Die Bayerische Staatsregierung unterstützt das Ehrenamt mit 135 Koordinierungszentren Bürgerschaftliches Engagement und Freiwilligenagenturen. Mehr dazu lesen Sie hier: Bayern, Land des Ehrenamtes.