Die Kinderfeuerwehr der Freiwilligen Feuerwehr Höhenkirchen-Siegersbrunn. (Bild: A. Schuchardt)
Freiwillige

Bayern, Land des Ehrenamtes

Jeder Zweite in Bayern engagiert sich ehrenamtlich, vor allem in Sport- und Musikvereinen sowie im sozialen Bereich. Der aktuelle Freiwilligensurvey zeigt, warum sich Menschen für die Gemeinschaft einsetzen.

In Bayern engagieren sich immer mehr Menschen, ohne dafür bezahlt zu werden. Fast jeder Zweite über 14 Jahre, rund 5,2 Millionen Menschen, übt ein Ehrenamt aus. Das zeigt der aktuelle Freiwilligensurvey Bayern des Bayerischen Sozialministeriums. Das Engagement der Menschen in Bayern hat in den vergangenen Jahren in allen Altersgruppen um elf Prozent zugenommen, im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2009. Ein Viertel der Befragten gab an, sich täglich oder mehrmals in der Woche zu engagieren. Ein Drittel der Ehrenämtler hilft einmal im Monat oder seltener aus. Die Bereitschaft zum Ehrenamt, die die Ankunft der Asylbewerber ausgelöst hat, ist dabei nicht berücksichtigt. Männer engagieren sich häufiger (51 Prozent) als Frauen (44 Prozent). Das liegt vor allem daran, dass im Bereich „Sport und Bewegung“, bei den Rettungsdiensten sowie der Feuerwehr wesentlich mehr Männer als Frauen tätig sind.

Es freut mich besonders, dass sich gerade junge Menschen noch stärker einbringen. Das ist ein hervorragendes Zeichen. Denn wer bereits früh Verantwortung für andere übernimmt, wird dazu auch später noch bereit sein.

Emilia Müller, bayerische Sozialministerin

Einen hohen Anstieg von 19 Prozentpunkten auf 53 Prozent ist in der Altersgruppe zwischen 55 und 64 Jahren zu verzeichnen. Stark engagiert sind die 35- bis 44-Jährigen (54 Prozent) und 45- bis 54-Jährigen (52 Prozent) sowie 54 Prozent der Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren. Die Erhebung zeigt, dass die Engagementquote mit höherem Bildungsabschluss steigt. Bei Menschen mit abgeschlossenem Hochschulstudium liegt sie in Bayern bei 60 Prozent.

Religionszugehörigkeit hat Einfluss

Für viele Menschen hat das Engagement etwas mit persönlichen Werten zu tun. So zeigt die Studie einen Zusammenhang zwischen der Bindung an eine Konfession und der Wahrnehmung einer freiwilligen Tätigkeit. 64 Prozent der Menschen, die aussagen, eine starke Bindung an eine Konfession zu haben, sind freiwillig engagiert. Bei Menschen mit keiner Bindung an eine Konfession sind dagegen nur 37 Prozent engagiert und Menschen ohne Konfession nur zu 39 Prozent.

Sportverein zieht Menschen an

Der Bereich „Sport und Bewegung“ ist nach wie vor mit Abstand der beliebteste Engagementbereich: 19 Prozent aller freiwilligen Aktivitäten finden hier statt. Das liegt unter anderem an den Vereinsstrukturen, die sowohl die gemeinschaftlich Aktiven als auch die freiwillig Engagierten ansprechen.

Der „Soziale Bereich“ (zehn Prozent), „Kultur und Musik“ (neun Prozent) und der „Kirchliche und religiöse Bereich“ (neun Prozent) sowie „Schule und Kindergarten“ (acht Prozent) sind ebenfalls beliebte Felder, in denen sich die Menschen im Ehrenamt organisieren. Im Vergleich zum Survey von 2009 hat der „Kirchliche und religiöse Bereich“ vier Prozentpunkte verloren.

War der Verein bereits in der Vergangenheit der geeignete Rahmen, um freiwillig tätig zu sein, so hat sich dieser Trend auch in der Zeit zwischen 2009 und 2014 verstärkt: 2014 wurden 52 Prozent aller freiwilligen Tätigkeiten im Verein erbracht. Eine Tendenz, die seit 1999 anhält. Andere Organisationsformen wie Verbände, Stiftungen oder Parteien sind weitaus weniger ausgeprägt. In Stiftungen und Parteien engagierten sich 2014 ehrenamtlich nur rund zwei Prozent, in Verbänden fünf Prozent.

Beliebt in Bayern: Bürgerinitiativen

Männer sind bei ehrenamtlichen politischen Aktivitäten stärker vertreten als Frauen. Insbesondere nehmen wesentlich mehr Männer als Frauen an Demonstrationen teil (30 Prozent). Auch die Übernahme politischer Ämter oder politischer Verantwortung ist unter ihnen größer (acht Prozent). Rund jeder Zweite in Bayern nimmt an Unterschriftensammlungen oder Online-Petitionen teil. Bei einer Bürgerinitiative haben etwa ein Viertel im Freistaat mitgemacht.

Das Ehrenamt kann einen wesentlichen Beitrag zur Integration leisten. Deshalb freue ich mich sehr, dass immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund einen Zugang zum Ehrenamt finden und sich so in die Gesellschaft einbringen.

Emilia Müller

Die meisten Menschen engagieren sich, weil es ihnen Spaß macht. Das sagten 93 Prozent der Befragten. Mit einem gewissen Abstand folgen berufliche Aspekte, wie der Erwerb von Qualifikationen (52 Prozent), das berufliche Vorankommen (23 Prozent) und die Möglichkeit, an Ansehen und Einfluss zu gewinnen (32 Prozent).

Ehrenamt zur Integration

Bayern liegt mit einer Engagementquote von insgesamt 47 Prozent über dem Bundesdurchschnitt von 44 Prozent. Auch Menschen mit Migrationshintergrund übernehmen immer häufiger ein Ehrenamt. Waren 2009 in Bayern davon noch 24 Prozent engagiert, sind es 2014 bereits 34 Prozent. Dabei könne das Ehrenamt einen wesentlichen Beitrag zur Integration leisten, sagte Bayerns Sozialministerin Emilia Müller.

Kostenlose Versicherung für Ehrenämtler

Knapp zwei Drittel der Freiwilligen wünschen sich „Information und Beratung“ zu ihrem Engagement sowie eine Absicherung durch Haftpflicht- und Unfallversicherung. In Bayern besteht sie seit 2007 als subsidiäre Auffangversicherung. Die Versicherung ist antrags- und beitragsfrei. Die Kosten trägt der Freistaat Bayern. Die Bayerische Staatsregierung unterstützt das Ehrenamt mit 135 Koordinierungszentren Bürgerschaftliches Engagement und Freiwilligenagenturen. Für den Aufbau der Zentren investierte der Freistaat rund 2,2 Millionen Euro.

Seit 1999 wird alle fünf Jahre der Freiwilligensurvey durchgeführt, um Engagementzahlen für Deutschland zu erheben und abzubilden. Er gehört zu einer der größten Befragungen in Deutschland. Dazu wurden deutschlandweit 28.689 Personen über 14 Jahre und in Bayern knapp 3000 Menschen zu ihrem Engagement für die Gesellschaft interviewt.

Die Freiwillige Feuerwehr

Der BAYERNKURIER berichtet regelmäßig über Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Einsatzübungen, Wettbewerbe, Gerätetechnik – mit verschiedenen Angeboten versuchen vor allem Freiwillige Feuerwehren bereits Kinder und Jugendliche für das Ehrenamt zu gewinnen. Wie das funktionieren kann, zeigt ein Besuch der Jugendfeuerwehrgruppe Kolbermoor im Landkreis Rosenheim. Lesen Sie hier mehr dazu: Freiwillige vor und Wasser marsch!