Kampf den Stickoxiden: Dank einer neuen Technik sollen die VW-Diesel-Autos in Zukunft weniger Schadstoffe ausstoßen. (Bild: Imago/CTK Photo)
VW räumt auf

Für eine saubere Zukunft

Die Zukunft von VW ist sauber – und wohl auch sehr teuer: Der neue Vorstandschef Herbert Diess kündigt eine Neuausrichtung der Dieselfahrzeuge an und setzt verstärkt auf Elektromobilität. Dafür muss an anderer Stelle gespart werden. Unterdessen wird weiter spekuliert, wie viel Geld der Abgasskandal den Konzern noch kosten wird.

Das Handelsblatt hatte in dieser Woche von „Insidern“ erfahren, dass infolge des Abgasskandals 40 Milliarden Euro Strafen und Schadenersatz im Raum stehen. VW hatte bekanntlich viele Jahre die Umweltbehörden mit einer Software an der Nase herumgeführt, die in Dieselautos lief. Sie sorgte dafür, dass die Fahrzeuge auf dem Prüfstand weniger schädliche Stickoxide ausstießen als im Normalbetrieb.

Umstieg auf neue Technologie

Seitdem die Amerikaner dem größten Deutschen Autokonzern auf die Schliche gekommen sind, wird das Unternehmen in vielen Bereichen umgekrempelt: VW-Chef Herbert Diess kündigte am Dienstag für Europa und Nordamerika einen „vollständigen Umstieg auf die SCR- und AdBlue-Technologie“ bei Dieselaggregaten an. Nach ADAC-Angaben werden bei dieser Methode Stickoxidemissionen, die während des Verbrennungsprozesses im Dieselmotor entstehen, in einem Katalysator in Stickstoff und Wasser umgewandelt. So früh wie möglich sollen laut VW nun „die besten Abgassysteme in Dieselfahrzeugen zum Einsatz kommen“. Wann genau das sein wird, blieb zunächst ebenso offen wie die Höhe der Investitionen, die die Wolfsburger dafür tätigen müssen. Wie viel die zudem vorangetriebene Elektrifizierung der Marke – der neue „Phaeton“ soll elektrisch und dabei auch noch lange Strecken fahren – kosten wird, bleibt ebenfalls abzuwarten.

An anderer Stelle muss gespart werden

Klar ist allerdings, dass an anderer Stelle gespart werden muss: „Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass wir diese Innovationen für die Zukunft der Marke Volkswagen nur erfolgreich umsetzen können, wenn wir unser Effizienzprogramm und die Neuausrichtung der Produktpalette zum Erfolg führen“, sagte dazu der VW-Chef. Und bei der von Diess genannten Summe dürften nicht nur die von VW mitgesponserten Fußballer des VfL Wolfsburg ins Grübeln kommen: Um eine Milliarde Euro jährlich sollen die Investitionen heruntergefahren werden.

Angeblich 30 Manager beurlaubt

Hinter den Kulissen wird derweil offensichtlich auch personell kräftig aufgeräumt. Wie der Spiegel heute berichtete, sollen mindestens 30 Manager in den Abgasskandal verwickelt und nun beurlaubt worden sein. Das Blatt beruft sich auf die interne Revision bei VW sowie eine zur Aufklärung hinzugezogene US-Kanzlei. Bislang war seitens VW immer von „Fehlern einiger Weniger“ die Rede.

Grüner bricht Lanze für Diesel-Motor

Dass aufgrund des Skandals Diesel-Fahrzeuge außer Mode kommen könnten, halten Experten dagegen für sehr unwahrscheinlich. Und selbst der Grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann bricht eine Lanze für den Diesel-Motor: „Wir brauchen ihn für unsere Übergangszeit bis zur Elektromobilität, um die CO2-Ziele zu erreichen“, sagte er heute bei der Eröffnung des neuen Bosch-Forschungs-Zentrums im Baden-Württembergischen Renningen. Bosch-Chef Volkmar Denner warnte derweil vor zu strengen neuen Vorgaben: „Wenn man die (Abgas-)Grenzwerte jetzt unrealistisch absenkt, so dass sie mit klassischen Verbrennungsmotoren nicht mehr erreichbar sind, dann tut man dem Verbraucher, aber auch der Industrie nichts Gutes.“

Bosch hatte Medienberichten zufolge auch Fahrzeug-Komponenten an VW verkauft, in denen die Schummelsoftware der Wolfsburger zum Einsatz kam. Den Berichten zufolge hatte Bosch VW aber bereits 2007 gewarnt, dass der kommerzielle Einsatz der Software illegal ist.