Der Yuan wird abgewertet. (Bild: Fotolia/canonlife)
Chinas Währung

Die Talfahrt geht weiter

Chinas Zentralbank hat den Yuan (Renminbi) mit einem erneuten Eingriff noch weiter auf Talfahrt geschickt. Analysten sind der Ansicht, dass ein schwächerer Yuan vor allem der Exportindustrie des Landes helfen wird. Die Ausfuhren Chinas waren im Juli um 8,3 Prozent im Vergleich zum Juli des Vorjahres eingebrochen.

Die Bank setzte am Mittwoch den Referenzkurs auf 6,3306 Yuan je US-Dollar fest – ein Abschlag für die chinesische Währung von weiteren 1,6 Prozent im Vergleich zum Vortag. Bereits am Dienstag hatte die Bank den Referenzkurs um 1,9 Prozent gesenkt und damit den Yuan im Verhältnis zum Dollar auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren geschickt. Am Dienstag sprach die chinesische Zentralbank noch von einer „einmaligen Maßnahme“.

Noch immer wird der Yuan längst nicht so frei wie andere Währungen gehandelt, weshalb der täglich neu festgelegte Mittelwert von großer Bedeutung ist. Die Zentralbank hatte am Dienstag angekündet, den Mechanismus ändern zu wollen, mit dem der tägliche Referenzkurs des Yuan festgelegt wird. Ausgehend von diesem Fixpunkt lässt die Zentralbank Handelsschwankungen von zwei Prozent nach oben und unten zu. Während das Institut den Referenzkurs bislang selbst festlegte, soll sich der Kurs künftig am Schlussstand des Vortrages orientieren. Der Einfluss der Marktkräfte soll also gestärkt werden. Fast im Gleichschritt mit dem starken US-Dollar hatte der Yuan in den vergangenen zwölf Monaten im Vergleich zu vielen internationalen Währungen kräftig an Wert gewonnen. Zum Euro war der Yuan innerhalb eines Jahres um knapp 20 Prozent gestiegen.

Die Hintergründe

Chinas Regierung kämpft derzeit mit einem stark verlangsamten Wachstum, mit Exportschwierigkeiten und einem Crash am Aktienmarkt (der Bayernkurier berichtete). Als Begründung für die Abwertung führte die Zentralbank in Peking an, die Währung sei „noch recht stark im Vergleich zu anderen Währungen und weicht von den Markterwartungen ab“. Daher sei es notwendig, den Kurs den Erfordernissen des Marktes anzupassen. Peking hoffte auf eine Aufnahme in einen Korb von internationalen Reservewährungen des IWF. Darin sind bisher der US-Dollar, der Euro, das britische Pfund und der japanische Yen enthalten. Den kontrollierten Devisenkurs wie bisher als Instrument zur Absatzförderung für die heimische Industrie einzusetzen, wäre hier nicht besonders hilfreich. Letzte Woche gab der IWF bekannt, dass 2015 noch nicht mit einer Aufnahme des Yuan zu rechnen sei. Erst müsse Peking weitere Liberalisierungsschritte in seinem starren Finanzsystem vollziehen und den Yuan-Kurs mehr vom Markt bestimmen lassen. Daher folgte wohl die Abwertung. Aber natürlich geht es auch darum, die Exporte und die Wirtschaft des Landes wieder zu stabilisieren.

Reaktionen und Folgen

Der Internationale Währungsfonds (IWF) nannte die Abwertung des Yuan denn auch einen „willkommenen Schritt“, weil der Markt jetzt eine größere Bedeutung bei der Bestimmung des Wechselkurses erhalte. Auch die EU-Kommission in Brüssel sprach nach dem überraschenden Politikwechsel der chinesischen Zentralbank von einer „positiven Entwicklung“. Einige Experten befürchten nun einen anhaltenden Sinkflug der chinesischen Währung mit weltweiten Folgen, da der Yuan noch mehr an den Markt angenähert, also abgewertet werden muss. Die Finanzmärkte reagierten bereits am Dienstag, weltweit fielen die Rohstoff- und Aktienpreise, gaben die Währungen diverser Schwellenländer weiter nach und stieg der Goldpreis. Der Fall des Yuan bedeutete aber auch, dass die Kaufkraft chinesischer Unternehmen und Haushalte schrumpfen wird und vor allem importierte Güter und Rohstoffe teurer werden. Die Menschen können sich folglich weniger leisten, was wiederum die Exporteure nach China trifft – voran die deutschen Autobauer wie BMW, VW, Audi oder Daimler. Ihre Aktien gaben prompt um bis zu 4,5 Prozent nach. Die Abwertung der chinesischen Währung wird nach Einschätzung des DIHK den Druck auf deutsche Unternehmen auf dem Weltmarkt erhöhen. Zwar würden gerade Technologieprodukte vor allem über die Qualität verkauft. „Aber natürlich spielt auch der Preis immer eine Rolle – und hier erhalten chinesische Konkurrenten durch die Abwertung nun einen Vorteil“, sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), am Mittwoch der dpa. Ebenso fielen die Rohstoffpreise. Sogar die vorgesehene Zinserhöhung in den USA könnte deshalb erneut verschoben werden.

Unklarheit herrscht wie beschrieben darüber, ob noch weitere Abwertungsschritte folgen. Die Zentralbank erklärte zwar am Mittwoch in einer Stellungnahme: „Momentan gibt es keine Basis dafür, die Abwertung des Wechselkurses fortzusetzen.“ Allerdings hatten die Geldwächter ja schon bei der Intervention am Vortag betont, dass es sich um eine „einmalige Maßnahme“ handele. Mit mehr als 3,6 Billionen Dollar an Devisenreserven kann die Bank die Abwertung theoretisch jederzeit stoppen.

(dpa/avd)