Sparen, aber dann auch Bauen: So sieht das Geschäftsmodell der LBS aus. Wer seinen Vertrag zweckenfremdet muss mit einer Kündigung rechnen. Bild: LBS
LBS kündigt Verträge

Nicht nur Sparen, sondern auch Bauen!

EZB-Chef Mario Draghi ist wahrlich kein Freund der Bayerischen Landesbausparkasse (LBS). Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank bringt die LBS-Verantwortlichen zur Weißglut und zwingt sie zu einem noch härteren Sparkurs: 90 Stellen werden in den kommenden zwei Jahren abgebaut, Kunden, die mit ihren Bausparverträgen nur Zinsen abgreifen, fliegen raus.

Die Schnäppchenjäger unter den Sparern dürften enttäuscht sein, der Bausparvertrag hat für sie wohl endgültig ausgedient. Bayerns LBS-Vorstandsvorsitzender Franz Wirnhier redete bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch nicht lange um den heißen Brei herum und verteidigte das rigide Vorgehen vieler Bausparkassen: „Bei Kunden, die dauerhaft nur an relativ hohen Guthabenzinsen interessiert sind, müssen wir unsere Rechte wahren und Vertragskündigungen aussprechen“, sagte er. Ein Bausparvertrag sei keine lebenslange Anlageform, „sondern die Eintrittskarte für ein zinssicheres Baudarlehen“, machte Wirnhier klar. Betroffen sind von den Kündigungen demnach Verträge, die über die Bausparsumme hinaus „bespart“ werden oder bei denen zehn Jahre nach Zuteilungsreife das Darlehen nicht abgerufen wurde. Wie viele andere Bausparkassen auch hatte die LBS im Herbst vergangenen Jahres damit begonnen, diese Kunden loszuwerden. Aber: „Trotz dieser Maßnahmen konnten wir unseren Kundenbestand zum Jahresende 2014 auf über 1,63 Millionen erhöhen“, betonte Wirnhier am Mittwoch.

Bis Ende 2017 werden 90 Stellen abgebaut

Neben der „Kündigung von zweckentfremdeten Bestandsverträgen“ will die LBS auch beim Personal noch mehr einsparen als bislang geplant. Ende vergangenen Jahres war von 50 Arbeitsplätzen die Rede, die bis Ende 2016 gestrichen werden. Am Mittwoch erklärte der Vorstandsvorsitzende nun, bis Ende 2017 von 630 Stellen 90 abbauen zu wollen. Betriebsbedingte Kündigungen schloss er aber aus. Bewerkstelligt werden soll der Personalabbau vielmehr durch „natürliche Fluktuation und vorzeitige Ruhestandsversetzungen“. Den Sachaufwand will die LBS bis Ende 2017 um jährlich acht Millionen Euro senken.

Nullzinspolitik der EZB entzieht Bausparveträgen die Geschäftsgrundlage

Wirnhier machte keinen Hehl daraus, wer für die Entwicklung verantwortlich ist: Die EZB trockne das klassische Bankgeschäft aus, klagte er. In der Vergangenheit hätten die Bausparkassen mit ihrer Produktpolitik und ihren Steuerungsinstrumenten auch deutliche Schwankungen auf den Kapitalmärkten gut bewältigen können, erinnerte der LBS-Chef. Mittlerweile sei die Zinsentwicklung aber nicht mehr marktgetrieben: „Sie ist von der Politik bestimmt, sie hat Bausparverträgen, die heute in die Zuteilung kommen, die Geschäftsgrundlage entzogen.“ Auf diese Rahmenbedingungen stelle sich die LBS nun ein, denn: „Die Kapitalmarktzinsen werden nach unserer Überzeugung längerfristig unter der durchschnittlichen Verzinsung unserer Bauspareinlagen bleiben“, meint Wirnhier.

Strategie auf vier Säulen

Dank neu abgeschlossener Bausparverträge rechnet die LBS Bayern damit, heuer ihr Jahresabsatzziel von 8,3 Milliarden Euro zu erreichen. Der Nullzins-Politik der EZB will sie mit einer „Nullzins-Strategie“ begegnen, die auf vier Säulen stehe: „Mehr Bauspargeschäft, mehr Finanzierungen, mehr Balance im Bausparkollektiv und mehr Konzentration auf das Wesentliche“, heißt es.