Der Absatz schwächelt: BMW-Produktion im chinesischen Shenyang. (Bild: imago images/Xinhua)
Wirtschaft

Stabiles Wachstum – mit Risiken

Im ersten Halbjahr 2019 expandierte die bayerische Wirtschaft trotz Risiken wie dem Brexit und Handelskonflikten überdurchschnittlich stark. Die wichtige Automobilindustrie bereitet allerdings Sorgen.

Nach Mitteilung des Bayerischen Landesamts für Statistik nahm das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Bayern im ersten Halbjahr 2019 gegenüber dem ersten Halbjahr 2018 nach ersten Berechnungen preisbereinigt um 0,9 Prozent zu. Damit fiel das bayerische Wirtschaftswachstum in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres überdurchschnittlich hoch aus. In Deutschland insgesamt lag es bei 0,4 Prozent.

Bayern auf gutem Kurs

Im ersten Halbjahr 2019 expandierte die bayerische Volkswirtschaft überdurchschnittlich stark. Wie das Landesamt aufgrund erster, vorläufiger Ergebnisse des Arbeitskreises „Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen der Länder“ mitteilt, lag das bayerische BIP zusammen mit Schleswig-Holstein auf Platz 4.

Überdurchschnittlich fiel das Wachstum auch in den Bundesländern Berlin (+1,9 Prozent), Hamburg (+1,6 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (+1,5 Prozent) aus, die allerdings von einem erheblich geringeren Ausgangsniveau starten. Ein rückläufiges BIP war für Rheinland-Pfalz (-0,9 Prozent), Bremen und das Saarland (jeweils -0,4 Prozent) zu verzeichnen. In den alten und den neuen Bundesländern (jeweils ohne Berlin) entsprach das BIP-Wachstum mit 0,4 Prozent dem gesamtdeutschen Wert.

Diese Wachstumszahlen belegen die Stabilität der bayerischen Wirtschaft.

Hubert Aiwanger

Damit verzeichnete der Freistaat Bayern im Vergleich mit den anderen Flächenländern im Westen (+0,0 Prozent in Baden-Württemberg, +0,1 Prozent in Nordrhein-Westfalen, +0,4 Prozent in Niedersachsen) ein deutlich höheres Wachstum. „Diese Wachstumszahlen belegen die Stabilität der bayerischen Wirtschaft“, betonte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.

Politische Risiken

Mit einem positiven Wachstum von 0,9 Prozent trotze der Freistaat den aktuellen politischen Risiken wie Brexit, Handelsstreitigkeiten und Nahostkonflikt und schneide deutlich besser als der Bundesdurchschnitt und andere Flächenländer ab, so der Minister. „Diese Robustheit haben wir insbesondere dem Engagement von Arbeitgebern und Arbeitnehmern sowie klaren politischen Maßnahmen und flexiblen wirtschaftlichen Strukturen zu verdanken.“

Vor allem unsere Automobilbranche hat unter der Verunsicherung bezüglich der Antriebssysteme zu leiden.

Hubert Aiwanger

Der Minister forderte angesichts der Risiken aber Unterstützung vom Bund: „Wir müssen jetzt tätig werden und der industriellen Schwäche entschieden gegensteuern. Neben Maßnahmen zur Stärkung von Innovation und Investition im Mittelstand sowie Fachkräftesicherung ist insbesondere der Bund mit konjunkturstützenden Maßnahmen und aktiver Standortpolitik gefragt. Auch werden wir auf internationale Ebene weiterhin für tragfähige Lösungen eintreten. Ein No-Deal-Brexit und Handelskriege kennen nur Verlierer.“

Autobranche mit Problemen

Denn die positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass einzelne (Industrie-)Sektoren durch die aktuellen Herausforderungen besonders belastet seien. Aiwanger warnte: „Vor allem unsere Automobilbranche hat unter der Verunsicherung bezüglich der Antriebssysteme und dem außenpolitisch verursachten Rückgang beim Exportgeschäft zu leiden.“ Dies bestätigte auch eine aktuelle Studie von Roland Berger. „Im Moment ist völlig offen, welche Technologien sich in 15 Jahren durchsetzen“, schreiben die Berger-Berater.

Weitere Gründe sind danach der schwache Pkw-Absatz in China und die allgemeine konjunkturelle Abkühlung. Digitalisierung, neue Mobilitätskonzepte, autonomes Fahren und E-Mobilität setzen die gesamte Branche unter Investitionsdruck – von den Herstellern bis zu den Zulieferern. Dies führte auch in Bayern zu ersten Reaktionen: Der Coburger Zulieferer Brose verlagert in den nächsten zwei Jahren Arbeitsplätze von Deutschland nach Serbien. Als Grund nannte das Unternehmen den Preisdruck seiner Mitbewerber. Gleichzeitig stellt das Unternehmen aber Ingenieure und Softwarespezialisten ein, um die Weiterentwicklung und Ausweitung des Produktportfolios voranzutreiben.