Das Weißbierglas der bayerischen Wirtschaft ist gut gefüllt: Bayern ist 2017 so stark gewachsen wie kein anderes Flächenland in Deutschland. (Bild: vbw)
vbw Index

Exportrekord und Vollbeschäftigung

Weißbier-Index: Bayerns Wirtschaft wächst stärker als der deutsche Schnitt. Im Freistaat herrscht Vollbeschäftigung. Die beste Nachricht: So bleibt es, trotz außenwirtschaftlicher Risiken. Warnsignal: Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit sinkt.

Der deutschen Wirtschaft geht es hervorragend – und der bayerischen noch besser. Das ist die schöne Botschaft von Alfred Gaffal, dem Präsidenten der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw): „Bayern ist 2017 so stark gewachsen wie kein anderes Flächenland in Deutschland. Im Freistaat herrscht praktisch Vollbeschäftigung.“

Export-Rekord

In Zahlen: Deutschlandweit wuchs die Wirtschaft um 2,2 Prozent – im Freistaat um 2,8 Prozent. Bayerns Warenexporte stiegen im vergangenen Jahr um 5,4 Prozent auf 192,1 Milliarden Euro – ein neuer Rekordwert. Und das Schönste: Beim Wachstum soll es bleiben, bei allenfalls leichter Abschwächung: Gaffal: „Für das Jahr 2018 gehen wir von einem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent in Bayern aus.“

Vor allem der Export hat sich besser entwickelt als wir angesichts der zahlreichen Unsicherheiten erwartet hatten.

Alfred Gaffal, Präsident der vbw

Entsprechend optimistisch sind Bayerns Unternehmen. Das ergab die Frühjahrsumfrage für den Index der Bayerischen Wirtschaft, den die vbw launisch „Weißbier-Index“ nennt und graphisch am Füllstand eines Weißbierglases darstellt. Bei 145 von maximal 200 Index-Punkten – oder Füllstrichen – ist das Weißbierglas derzeit gut gefüllt. Gaffal: „Die Firmen sind sehr zufrieden mit der Geschäftslage.“

Vollbeschäftigung

Die anhaltend robuste Konjunktur schlägt sich in phantastischen Arbeitsmarktzahlen nieder: 2017 lag die Arbeitslosenquote im Freistaat bei gerade mal 3,2 Prozent. Im vergangenen Mai waren es sogar nur 2,7 Prozent. Nur noch in fünf von 23 bayerischen Arbeitsagenturbezirken liegt die Quote über drei Prozent. Das bedeutet nahezu Vollbeschäftigung.

In Bayern herrscht praktisch Vollbeschäftigung.

Alfred Gaffal

Wenn die vbw-Indizes zur Beschäftigungslage und zur Beschäftigungsprognose trotzdem leicht fallen, habe das nichts zu bedeuten, sagt Gaffal: „Die Arbeitslosigkeit ist inzwischen so niedrig, dass der Abbau nicht mehr so schnell geht wie im letzten Jahr.“ Soll heißen: Noch besser geht es fast gar nicht mehr. Aber: A bisserl was geht allerweil, auch im Jahr 2018. Denn die Zahl der offenen Stellen bleibt hoch, und die Unternehmen planen weitere Einstellungen.

Ein Arbeitnehmermarkt bei gleichbleibend rosigen Aussichten. Die tolle Konjunktur führt zu Vollbeschäftigung, und die hervorragende Arbeitsmarktlage stärkt wiederum die Konjunktur. Gaffal: „Die Inlandskonjunktur ist robust. Die gute Beschäftigungslage wird den Konsum weiterhin stützen.“ Der vbw-Chef sieht derzeit allenfalls eine Verlangsamung des Wachstums, „aber keine ernsthaften Anzeichen für einen Abschwung“.

Außenwirtschaftliche Risiken

Grund zur Beunruhigung gibt es für die Export-Großmacht Bayern dennoch. Denn im außenwirtschaftlichen Umfeld wachsen die Unsicherheiten: Beim Brexit etwa fehlt die Klarheit, wie es mittelfristig zwischen Großbritannien und der EU weitergeht. Zur Erinnerung: Großbritannien war in den vergangenen Jahren regelmäßig unter den ersten drei Zielländern bayerischer Exporte.

Auch der Blick nach Italien – 2016 Rang sechs der bayerischen Exportpartner – beunruhigt vbw-Chef Gaffal: „Dass in der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone jetzt zwei Euro-kritische Parteien die Regierung stellen, die noch dazu ein massives Ausgabenprogramm plant, belastet die Währungsunion und birgt die Gefahr einer neuen Eurokrise.“

Das größte Risiko für die Weltwirtschaft sieht die vbw allerdings „im protektionistischen Kurs von US-Präsident Trump“. Washington übersehe bei seinen Zoll-Drohungen, so Gaffal, dass auch ausländische Unternehmen in den USA Wertschöpfung generierten und Arbeitsplätze schafften, ganz vorne dabei die Bayern: „Wir haben das untersuchen lassen: Bayerische Unternehmen sorgen für 530.000 Arbeitsplätze in den USA.“

Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit sinkt

Neben außenpolitischen Unwägbarkeiten gibt es allerdings auch noch eine innere, deutsche Herausforderung: Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit. Auf einem maßgeblichen Schweizer Wettbewerbsfähigkeitsindex ist Deutschland innerhalb von vier Jahren von Rang 6 auf Rang 15 zurückgefallen. „Da müssen wir gegensteuern”, fordert der vbw-Chef.

Der Staat fährt Rekordsummen an Steuereinnahmen ein, aber er gibt so gut wie nichts an die Steuerzahler zurück.

Alfred Gaffal

Besonders schlecht schneidet Deutschland beim Steuersystem ab: Sowohl Körperschafts- als auch Einkommensteuerbelastung sind zu hoch. Gaffal: „Wir brauchen dringend eine steuerliche Entlastung von Bürgern und Unternehmen.“ Bei Top-Konjunktur und Rekordsteuereinnahmen sollte das eigentlich möglich sein.