Keine großen Verluste
Die US-Kündigung des Iran-Abkommens hat Folgen für Bayerns Exportwirtschaft: Hoffnungen auf den iranischen Markt und den Ausbau der Handelsbeziehungen zerschlagen sich. Aber es geht nicht um viel: Iran ist Bayerns Handelspartner Nummer 61.
Iran

Keine großen Verluste

Die US-Kündigung des Iran-Abkommens hat Folgen für Bayerns Exportwirtschaft: Hoffnungen auf den iranischen Markt und den Ausbau der Handelsbeziehungen zerschlagen sich. Aber es geht nicht um viel: Iran ist Bayerns Handelspartner Nummer 61.

Für bayerische Unternehmen mit Handelsbeziehungen in den Iran kann es schwierig werden. Denn mit der Entscheidung von US-Präsident Trump, das Atomabkommen mit dem Iran zu kündigen, kehren die Sanktionen zurück. Zumindest die amerikanischen. Der neue US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, hat gleich an seinem ersten Arbeitstag die deutsche Wirtschaft aufgefordert, ihre Geschäfte mit dem Iran „sofort“ zu beenden.

Bayerns Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer ahnt Folgen für die bayerische Exportwirtschaft. Die US-Entscheidung, so der Minister, gefährde die zuletzt positive Entwicklung der Beziehungen zum Iran und drohe die gesamte Region zu destabilisieren.

Wir sind Exportweltmeister, und selbstverständlich hängt unser Erfolg von den außenpolitischen Rahmenbedingungen ab.

Franz Josef Pschierer, Bayerns Wirtschaftsminister

Pschierer: „Für bayerische Betriebe, die Handfelsbeziehungen zum Iran aufbauen oder erhalten wollen, ist das eine schwierige Situation.“ Pschierer weiter: „Wir sind Exportweltmeister seit vielen Jahren, und selbstverständlich hängt unser Erfolg von den außenpolitischen Rahmenbedingungen ab. Insofern sehen wir, was Trump hier entscheidet, mit großer Sorge.“

Als „mehr als bedauerlich“ bezeichnet auch Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), die Trump-Entscheidung: „Internationale Spannungen führen zu Verunsicherung, und das ist negativ für die Wirtschaft.“ Der Handelskammer zufolge sind derzeit etwa 120 deutsche Firmen mit eigenem Personal im Iran tätig, etwa 10.000 deutsche Unternehmen treiben Handel mit dem Iran.

Hoffnungen auf den iranischen Markt

Deutschland war einmal wichtigster europäischer Handelspartner des Iran. Nach dem Abschluss des Atomabkommens im Jahr 2015 hatte auch Bayerns Wirtschaft darauf gehofft, auf dem vielversprechenden Markt von 81 Millionen Iranern wieder Boden gut machen zu können.

Internationale Spannungen führen zu Verunsicherung, und das ist negativ für die Wirtschaft.

Bertram Brossardt, vbw-Hauptgeschäftsführer

Die vbw eröffnete am 1. November 2015 in Teheran eine Repräsentanz der Bayerischen Wirtschaft und später ein vbw-Servicebüro der Teheran-Kammer, der Partnerorganisation der vbw im Iran. Die Teheran-Kammer wiederum unterhält seit November 2016 ein Verbindungsbüro im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München.

Kleiner Aufschwung seit 2015

Tatsächlich kamen nach dem Ende der Iran-Sanktionen die bayerisch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen wieder etwas in Bewegung. Von 2015 auf 2016 legte der bayerische Export in den Iran um 35 Prozent auf 275 Millionen Euro zu. 2017 wuchs Bayerns Iran-Export noch einmal um knapp 30 Prozent auf 356 Millionen Euro.

Auch für die ersten beiden Monaten des Jahres 2018 verzeichnete die vbw ein Wachstum von gut 20 Prozent. Brossardt spricht von „sehr dynamischem Wachstum, wenn auch auf niedrigem Niveau“, das jetzt gefährdet sei.

Es geht um nicht sehr viel

Grund zur Unruhe besteht wohl nicht. Für Bayerns oder Deutschlands Exportwirtschaft steht im Iran – noch – nicht viel auf dem Spiel. 2017 machte das Iran-Geschäft etwa 0,1 Prozent des bayerischen Exports aus. Interessanter Vergleich: 1976, drei Jahre vor der Khomeini-Revolution, belief sich Bayerns Ausfuhr in den Iran auf umgerechnet 440 Millionen Euro. Was damals 2,6 Prozent des bayerischen Gesamtexports war – 26 mal so viel wie 2017.

In der Liste der wichtigsten Handelspartner Bayerns steht die Islamische Republik Iran im Jahr 2017 mit 475 Millionen Euro Handelsvolumen an 61. Stelle.

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft

Für ganz Deutschland sehen die Zahlen ähnlich aus. 2017 erreichten die deutschen Iran-Exporte ein Volumen von knapp drei Milliarden Euro (Deutschlands Gesamtexport: 1279,4 Milliarden Euro). Der Iran kam damit auf Rang 50 der deutschen Exportpartner. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erwartet denn auch von einer neuerlichen Abschwächung der deutsch-iranischen Geschäfte keine gravierenden Folgen für Deutschlands Wirtschaft. Zwischen Deutschland und dem Iran geht es um nicht sehr viel.

Stockender Zahlungsverkehr

Tatsächlich waren schon vor der jüngsten Entscheidung von US-Präsident Donald Trump bayerische Iran-Hoffnungen der Ernüchterung gewichen. Grund dafür war der stockende Zahlungsverkehr zwischen dem Iran und europäischen Ländern.

Weil die US-Finanzsanktionen Ende 2015 nur zum Teil aufgehoben wurden, schrecken bis heute alle Banken mit USA-Geschäft vor Krediten mit Iran-Bezug oder auch nur vor Verbindungen zu iranischen Banken zurück. Brossardt auf einer Veranstaltung zum Thema Iran in diesem März: „Wo Kapital nicht fließen kann, bleibt das immer ein limitierender Faktor.“ Jetzt noch mehr.