Nachwuchsmangel im Gastgewerbe: Ausbildung von Köchen in einer Berufsschule. (Bild: Imago/Photothek.net/Thomas Imo)
Bildung

Anschluss nicht verlieren

Zu viele Lehrstellen in Bayern bleiben unbesetzt. Deshalb arbeiten Staatsregierung, Berufsschulen, Verbände und Arbeitsagentur jetzt Hand in Hand. Geld soll vor allem in die Digitalisierung fließen. Was gehört noch zum gemeinsamen Pakt?

Fast jeder dritte Betrieb in Deutschland kann nach einer aktuellen Befragung aus Mangel an geeigneten Bewerbern Lehrstellen nicht besetzen. Die Quote liegt derzeit bei 31 Prozent – im Vergleich zu 12 Prozent zehn Jahre zuvor, laut Deutschem Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Größtes Sorgenkind ist dabei das Gastgewerbe. Dort konnten knapp 60 Prozent der Betriebe Lehrstellen nicht besetzen. In Bayern ist die Situation weniger dramatisch, aber auch hier fehlten über alle Branchen hinweg 195.000 beruflich Qualifizierte. So blieb im vergangenen Jahr jeder zehnte Ausbildungsplatz unbesetzt. Grund: die Bewerber sind nicht genügend geeignet. Das sagten in einer Branchenumfrage zumindest die Hälfte der Unternehmer, die ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen konnten.

Distanzen digital überwinden

Immerhin funktioniert die Kooperation zwischen Betrieb und Berufsschule immer besser. 86 Prozent der Firmen seien „mit ihrer Berufsschule zufrieden oder sehr zufrieden“, laut DIHK. Allerdings sehen viele Unternehmer in der Entfernungen zur Berufsschule ein großes Problem. Schulstandorte werden zunehmend ausgedünnt, weil es immer weniger Azubis und somit Berufsschüler gibt. Der Einsatz digitaler Kommunikationsmittel und Lernformate könnte Auszubildenden den dadurch längeren Weg zur Berufsschule ab und zu ersparen. Deshalb müssten bei den Digitalisierungsstrategien von Bund und Ländern die Berufsschulen einen besonderen Stellenwert einnehmen, sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks.

Die Bayerische Staatsregierung setzt genau an diesem Punkt an und hat gemeinsam mit den bayerischen Wirtschaftsverbänden und der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit einen Pakt für Berufliche Bildung geschlossen. Damit will sie die berufliche Bildung insbesondere im Bereich Digitalisierung weiter ausbauen.

Bayern bleibt Anwalt für gleichwertige Bildungsabschlüsse.

Ilse Aigner, bayerische Wirtschaftsministerin

„Bayern bleibt Anwalt für gleichwertige Bildungsabschlüsse. Insbesondere junge Menschen wollen wir davon überzeugen, dass eine berufliche Ausbildung ein hervorragender Einstieg ins Berufsleben und ein ausgezeichneter Start für die berufliche Karriere ist“, sagte Wirtschaftsministerin Ilse Aigner.

Begeisterung für Ausbildung

Ziel ist es, junge Menschen für die berufliche Aus- und Weiterbildung zu begeistern. Dabei helfen sollen gezielten Kampagnen, ein Projekt zur Begleitung von Studienabbrechern beim Übergang in die Berufsausbildung und Bildungszentren des Handwerks in allen Regierungsbezirken mit Schwerpunkten bei Digitalisierung und Elektromobilität. Berufsschulen, Ausbildungsbetrieben und Bildungseinrichtungen der Wirtschaft sollen zudem stärker miteinander kooperieren. Letztere werden vom Freistaat mit zehn Millionen Euro für Modernisierungen unterstützt. Berufsschulen bekommen dafür fünf Millionen Euro sowie 100 neue Lehrer in den kommenden zwei Jahren. Weiteres Geld fließt in den Meisterbonus. Er wird im kommenden Jahr von 1.000 Euro auf 1.500 Euro aufgestockt. Ab dem Jahr 2018 sind dafür 17 Millionen Euro pro Jahr vorgesehen.

Das Konzept steht unter dem Dach der „Allianz für starke Berufsbildung in Bayern“. Arbeitsministerin Emilia Müller erklärte: „Mit der heutigen Vereinbarung machen wir die duale Ausbildung und Weiterbildung fit für die Digitalisierung. Gerade kleine und mittelständische Betriebe dürfen den Anschluss an die digitale Welt nicht verlieren.“

Neues Konzept: Die Hochschule der Bayerischen Wirtschaft

Drei Studiengänge, drei Standorte, 148 Studenten. In Bayern gibt es seit 2014 ein Startup, das sowohl für Unternehmer als auch Berufsanfänger interessant ist: die Hochschule der Bayerischen Wirtschaft. Studenten und Präsidentin Evelyn Ehrenberger erklären, was dahinter steckt und für wen sich das Studium lohnt.

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