Im Dienst der Deutschen Automobilindustrie: Roboter von Kuka. (Bild: Imago/Stephan Görlich)
Kuka

Europa statt China?

Das Angebot aus dem Reich der Mitte(l) für den Augsburger Roboter-Hersteller Kuka ist verlockend. Doch die Sorgen darüber, dass nach einer Übernahme sensible Daten nach China gelangen könnten, wächst. Medienberichten zufolge sucht die Bundesregierung bereits nach alternativen Investoren, der Europaparlamentarier Markus Ferber (CSU) schlägt eine europäische Lösung vor.

Bekanntlich will sich der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea die Firma Kuka einverleiben und hatte den Aktionären des Roboterherstellers Mitte Mai stattliche 115 Euro pro Anteilsschein offeriert. Das sind beinahe 60 Prozent mehr, als die Aktien noch im Februar 2016 kosteten (der Bayernkurier berichtete). In der Deutschen Wirtschaft – und dem Vernehmen nach insbesondere bei den Automobilherstellern – mehrten sich zuletzt jedoch die Bedenken gegen einen solchen Deal. Schließlich arbeiten in vielen Werken Maschinen des Augsburger Roboterherstellers. Und die Furcht, dass Informationen und Know How unkontrolliert ins Reich der Mitte abfließen könnten, hat offenbar nun auch die Bundesregierung erfasst. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sagt zwar, dass man jetzt aufpassen müsse, „kein Chinesen-Bashing“ zu machen, gibt aber zu, dass er sich sehr freuen würde, „wenn es ein alternatives Angebot aus Deutschland oder Europa gibt, bei dem die Eigentümer die Wahl haben“.

Es gibt die Bemühungen, ein alternatives Angebot zu formulieren. Ob es dazu kommt, werden wird sehen

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD)

Ministerium bemüht sich um Investoren

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung rührt die Bundesregierung bei möglichen Investoren kräftig die Werbetrommel und hat auch die deutschen Automobilhersteller um Hilfe gebeten. „Es gibt die Bemühungen, ein alternatives Angebot zu formulieren. Ob es dazu kommt, werden wird sehen“, räumt der Bundeswirtschaftsminister ein. Auch an Siemens soll das Ministerium dem Bericht zufolge herangetreten sein, der Münchner Konzern soll aber abgewunken haben: An Robotik sei man derzeit nicht interessiert. Und auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) stellte Gabriel den Stuhl vor die Tür: „Wenn die Chinesen hier etwas kaufen wollen, ist das ein gutes Zeichen. Das zeigt, dass wir gut unterwegs sind“, zitiert die SZ BDI-Präsidenten Ulrich Grillo.

Das ist eine etwas einfache Sicht der Dinge: Schließlich ist bekannt, dass die Chinesen völlig ungeniert Urheberrechte verletzen, Industriespionage in großem Stil betreiben und Raubkopien selbst von technisch anspruchsvollen Produkten herstellen.

Ich denke, dass wir mit Kuka einer Perle in der Robotik haben und damit eine Perle der deutschen und der europäischen Industrie. Da sollten wir schon aufpassen, ob wir nicht leichtfertig etwas aufgeben, was für die Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Europa auch benötigt wird.

Markus Ferber, CSU-Chef in Schwaben und Mitglied des europäischen Parlaments

Für eine europäische Lösung plädiert deshalb auch Schwabens CSU-Chef und Europaabgeordneter Markus Ferber: „Ich denke, dass wir mit Kuka eine Perle in der Robotik haben und damit eine Perle der deutschen und der europäischen Industrie“, sagte er dem Bayerischen Rundfunk. Kuka habe ein Know How, das einmalig sei. „Da sollten wir schon aufpassen, ob wir nicht leichtfertig etwas aufgeben, was für die Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Europa auch benötigt wird“, warnte Ferber und fügte hinzu: „Ich könnte mir schon vorstellen, eine europäische Lösung ähnlich wie im Bereich der Luftfahrt zu schmieden.“ Bekanntlich zählt der europäische Flugzeughersteller Airbus neben dem Rivalen Boeing aus den USA zu den weltweit erfolgreichsten. Airbus entstand seinerzeit aus der Fusion der deutschen Dasa, der französischen Aerospatiale-Matra und der spanischen Casa. Im Bereich Robotik wäre ein Zusammenschluss von Kuka mit dem schwedisch-schweizerischen Konzern ABB denkbar, dem derzeit größten Konkurrenten der Augsburger. „Das wäre die Traumkonstellation“, zitiert die SZ Schwabens CSU-Chef Ferber.