Roboter der Firma Kuka beim Schweißen von Karosserieteilen im VW-Werk in Wolfsburg. (Bild: Imago/Reiner Zensen)
Übernahme

China greift nach Kuka

Der Augsburger Roboter- und Systemhersteller Kuka hat am Mittwoch mit einem Schlag ein Viertel an Börsenwert gewonnen. Der Grund ist ein äußerst verlockendes Übernahme-Angebot aus China. Der Haushaltsgeräte Midea will sich mit einem gewaltigen Aktienzukauf mindestens 30 Prozent des schwäbischen Unternehmens sichern.

Glücklich schätzen darf sich, wer schon vor dem gestrigen Mittwoch Kuka-Aktien in seinem Depot liegen hatte: Ende Januar gab es die Papiere noch zum Schnäppchenpreis von 68 Euro, jetzt kosten sie mehr als 105 Euro. Und die Chinesen, die im großen Stil bei Kuka einsteigen wollen, bieten sogar noch mehr: 115 Euro wollen sie laut einer Mitteilung des Augsburger Unternehmens den Aktionären pro Anteilsschein bezahlen. Bei dem Angebot dürften viele schwach werden. Denn es entspräche einem Aufschlag von 59,6 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom 3. Februar und einem Aufschlag von rund 36,2 Prozent auf den aktuellen Kuka-Aktienkurs, rechneten die Augsburger vor. Da wundert es nicht, dass die Kuka-Papiere am Mittwoch reißenden Absatz fanden. Jetzt warten alle gespannt darauf, wie sich Vorstand und Aufsichtsrat zu den Plänen äußern. Nach der Veröffentlichung werde die Angebotsunterlage sorgfältig geprüft und die begründete Stellungnahme abgegeben, heißt es offiziell.

Alles soll so bleiben, wie es ist

Auf den ersten Blick spricht wenig gegen einen Einstieg der Chinesen. Ganz im Gegenteil: Laut Mitteilung beabsichtigt Midea, Kuka beim Wachstum zu unterstützen, insbesondere als führender deutscher Anbieter von Industrie 4.0-Lösungen sowie „bei der weiteren Marktdurchdringung in China“. Der Hauptsitz der Gesellschaft soll Augsburg bleiben, auch an der derzeitigen Belegschaftsstärke in Deutschland sowie an den ausländischen Standorten soll sich nichts ändern. Der Name Kuka bliebe erhalten, auch die Aktien würden weiterhin in Deutschland notiert. Und die Chinesen würden es zudem begrüßen, wenn das bestehende Management und die anderen beiden Großaktionäre an Bord blieben.

Gespräche über Geschäfte in China laufen schon länger

Größter Kuka-Aktionär ist Medienberichten zufolge derzeit der Anlagenbauer Voith, der 25,1 Prozent der Anteilsscheine hält, 13,5 Prozent gehören bereits dem chinesischen Haushaltsgeräte-Hersteller Midea, zehn Prozent dem hessischen Unternehmer Friedhelm Loth. „Ich würde es begrüßen, wenn alle drei großen Aktionäre an Bord blieben“, sagte Kuka-Chef Till Reuter am Mittwoch der Nachrichtenagentur „Reuters“. Die Offerte aus China empfindet er „keinesfalls als feindlich“. Beide Konzerne würden seit Wochen darüber sprechen, wie sie gemeinsam bei Logistik- und Service-Robotern punkten und das Geschäft in China ankurbeln können, hieß es.

Wir wollen die Identität von Kuka als deutsches Unternehmen erhalten.

Midea-Manager Andy Gu

Die Chinesen versuchten am Mittwoch sämtliche Bedenken zu zerstreuen: „Wir wollen die Identität von Kuka als deutsches Unternehmen erhalten“, zitierte die Nachrichtenagentur den Midea-Manager Andy Gu, der Kuka in China helfen möchte. Dort haben die Schwaben sehr viel vor. Schon 2020 wollen sie im Reich der Mitte eine Milliarde des bis dahin avisierten jährlichen Umsatzes von 4,5 Milliarden Euro erwirtschaften. „China wird für die Robotik entscheidend sein“, sagt Kuka-Chef Reuter.

Erfolgskurve zeigt steil nach oben

Nach einer Schwächeperiode Ende des letzten Jahrzehnts war Kukas Erfolgskurve in den vergangenen fünf Jahren steil nach oben gegangen. 2011 lagen die Auftragseingänge noch bei 1,553 Milliarden Euro, 2015 hatten sie sich mit 2,839 Milliarden schon beinahe verdoppelt. Umsatz und Erlöse entwickelten sich ebenso erfreulich wie die Zahl der Mitarbeiter. 2011 hatte Kuka weltweit 6589 Beschäftigte, Ende 2015 waren es rund 12.300, 4500 davon in Deutschland. Der mögliche neue Hauptanteilseigner Midea ist einer der weltweit führenden Hersteller von Klimageräten und Haushaltsgeräten. Er beschäftigt weltweit mehr als 126.000 Mitarbeiter. Zu den Produktionsstandorten zählen neben China auch Vietnam, Weißrussland, Ägypten, Brasilien, Argentinien und Indien. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt rund 18,7 Milliarden Euro umgesetzt.