Cooling towers of nuclear power plant against the blue sky
Atomenergie

Temelin soll ausgebaut werden

Tschechien setzt künftig stärker auf die Kernkraft und will dazu entgegen der letzten Äußerungen aus dem April 2014 nun doch das Atomkraftwerk Temelin ausbauen. Ziel der tschechischen Politik: Die Kernkraft soll die Kohle langfristig als wichtigsten Energieträger ablösen.

Das sieht das neue staatliche Energiekonzept bis zum Jahr 2040 vor, das vom Mitte-Links-Kabinett in Prag verabschiedet wurde. Die Entscheidung bedeute einen weiteren Schritt weg von fossilen Energieträgern, sagte Ministerpräsident Bohuslav Sobotka der Agentur CTK. An zweiter Stelle auf der Prioritätenliste stünden erneuerbare Energiequellen wie Windkraft und Bioenergie. Die Pläne sehen vor, den Anteil der Atomkraft an der Energieversorgung auf mehr als 50 Prozent zu steigern. Dafür wird ein Ausbau der bestehenden Atomkraftwerke in Dukovany und Temelin empfohlen. Die Kernkraft soll die Kohle langfristig als wichtigsten Energieträger ablösen.

Viele kleinere Störfälle

Das tschechische Kraftwerk Temelin, mit 2026 Megawatt Leistung das größte Kraftwerk in Tschechien, gilt als sehr unsicher. Es besteht aus zwei Reaktorblöcken russischer Bauart, die aber bereits vor dem EU-Beitritt des Landes im Jahr 2004 mit zahlreichen amerikanischen Komponenten versehen wurden, um die westlichen Sicherheitsstandards erfüllen zu können. Seit der ersten Inbetriebnahme  im Jahr 2000 bis ins Jahr 2011 hatte es schon rund 130 kleine Störfälle gegeben. Das AKW ist nur rund 60 Kilometer Luftlinie von der Grenze zu Bayern und etwa 90 Kilometer von Passau entfernt. Bereits 2002 forderte Bayern deshalb, Temelin abzuschalten.

Ärger über die Nachbarn

Ein Bau zweier weiterer Reaktoren war vorgesehen, jedoch im April 2014 vom Betreiber gestoppt, da er als nicht wirtschaftlich eingestuft wurde. „Ich sehe den Ausbau sehr skeptisch“, sagte der niederbayerische CSU-Bezirkschef Manfred Weber schon vor ein paar Jahren. Auch die Pläne in Tschechien für ein Atommüllendlager, bei denen einer von möglichen sieben Standorten in der Nähe der Grenze zum bayerischen Landkreis Cham lag, sorgten im Herbst 2014 für Proteste im Freistaat. Chams Landrat Franz Löffler (CSU), sagte damals, dass eine solche Entscheidung nach den beunruhigenden Störfällen in Temelin „das Fass zum Überlaufen bringen“ würde. Er kündigte Widerstand an. 2018 sollen zwei der möglichen sieben Orte in eine Stichwahl kommen, sofern sich überhaupt einer oder mehrere als geeignet erweisen. Bis 2025 soll dann der konkrete Standort für das Endlager benannt werden. 2045 soll die Umweltverträglichkeitsprüfung beginnen und der Bau des Endlagers soll nach deren Abschluss weitere 15 Jahre dauern.

Quelle: dpa