In Stuttgart demonstrierten 2015 Tausende gegen die Bildungspläne der damaligen grün-roten Landesregierung. (Foto: pa/Daniel Maurer)
Bildung

Angriff auf die Köpfe

Aus dem BAYERNKURIER-Magazin: SPD, Grüne und Linke wollen den Einfluss des Bundes auf die Schulpolitik ausweiten. Im Falle eines Wahlsieges würden sie Schulen, Hochschulen und Lehrpläne in ihrem Sinne verändern.

Wenn Ideologen ihren Einfluss vergrößern wollen, dann greifen sie immer auch nach den Bildungseinrichtungen eines Landes. Möglichst früh versuchen sie so, ihre Weltsicht in den Köpfen der Menschen zu verankern.

Entsprechende Pläne finden sich in den Programmen zur Bundestagswahl von SPD, Grünen und Linkspartei. Der Bund soll bei der Bildung das Ruder übernehmen, verlangen sie unisono. Das im Grundgesetz verankerte Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern im Bildungsbereich wollen sie aufheben. Vorgeblich um finanzschwache Kommunen bei Schulbau und -sanierung zu unterstützen. Langfristig sollen auch Eingriffe des Bundes in die Lehrpläne folgen, offiziell zur Vereinheitlichung der Abschlüsse. Worauf dies hinausläuft, lässt sich in vielen Bundesländern zur Genüge beobachten: Es geht darum, linke Bildung durchzusetzen.

„Schule braucht gutes Lern- und Lehrmaterial, das die Lebensrealität und die Vielfalt von Lebensmodellen altersgerecht abbildet“, schreibt die SPD in ihrem Programm. Und weiter: „Überall wo es Sinn macht, muss der Bund helfen können, Bildung besser zu machen.“ Doch wer definiert „besser“? Dass vor allem rot regierte Länder schwächer in der Bildungspolitik seien, liege „an der SPD und nicht am Föderalismus“, sagt CSU-Landtagsfraktionschef Thomas Kreuzer.

Ganz ähnlich klingen die Pläne der Grünen. Sie fordern im Gegenzug für die Bundeshilfe ein „Konzept für eine moderne, zeitgemäße pädagogische Architektur. Auch um einen Ausbau des längeren gemeinsamen Lernens umsetzen zu können.“ Letzteres ist eine Umschreibung für die Gesamtschule.

Quittung in NRW

Die miserable Bildungspolitik von Rot-Grün hat die Wahl in Nordrhein-Westfalen im Mai mitentschieden. Laut ARD-Wahlanalyse nannten 29 Prozent die Schulpolitik als wichtigstes Wahlthema, das war Platz eins. Warum die rot-grüne Schulpolitik so schlecht beurteilt wurde, hatte mehrere Gründe, darunter fehlende Lehrer und marode Schulhäuser. Hinzu kamen grundsätzliche Fehler linker Bildungspolitik: Sie ist staatsgläubig, leistungs- und elitenfeindlich und dazu noch ideologisch aufgeladen.

Eines der Wesensmerkmale linker Politik ist der Glaube, der Staat könne alles besser regeln – damit wird zugleich dem Bürger das Misstrauen ausgesprochen. Für die Schule zeigt sich das etwa bei der Ablehnung von Hausaufgaben: Um „soziale Unterschiede“ auszuschalten, soll laut Linkspartei „die Eigenarbeit der Kinder nicht im familiären Bereich bleiben“. Letztlich würden Hausaufgaben ganz „überflüssig“. Die Logik ist klar: Weil einige Eltern ihre Kinder nicht bei Hausaufgaben unterstützen können oder wollen, sollen alle Schüler in der Schule bleiben. Der Staat nimmt den Bürgern jede Eigenverantwortung ab.

Leistungslose Gesellschaft

Linken Bildungspolitikern ist Leistung suspekt. Sie wollen Klassenarbeiten, Noten und das Sitzenbleiben möglichst abschaffen und propagieren „gemeinsames solidarisches Lernen statt Konkurrenz und Notendruck“. Das ist realitätsfremd. „Gleichheit, Gerechtigkeit, Kuscheligkeit – so lauten die pädagogischen Glaubens- und Gesinnungsbekenntnisse“, schreibt Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, in seinem Buch „Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt“. Kraus warnt eindringlich vor diesem Ansatz: „Dem Kind, dem Schüler soll bloß nichts zugemutet werden, es könnte ja frustriert, demotiviert, ja traumatisiert werden. Dass man Kinder damit in einer Käseglocke und in einer ewigen Gegenwart einschließt und ihnen die Zukunft raubt, scheint nicht zu zählen.“

Das sind Leerpläne statt Lehrpläne!

Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes

Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2016 halten drei Viertel der Deutschen Noten und 81 Prozent das Sitzenbleiben für sinnvoll. Inzwischen belegen sogar mehrere Schulstudien, dass das Fordern von Leistung zu mehr Gerechtigkeit führt, als der Verzicht darauf. „Zu einer erfolgreichen pädagogischen Arbeit gehört beides: Fördern und Fordern“, betont Heinz-Peter Meidinger, Chef des Deutschen Philologenverbandes. Der Vorsitzende des Bayerischen Realschullehrerverbands, Jürgen Böhm, pflichtet ihm bei: „Die Bewertung in Form von Noten ist ein wichtiges Instrument zur Leistungsbeurteilung. Jugendliche brauchen Orientierung.“

Kompetenzen statt Wissen

Oft wollen linke Bildungspolitiker Lehrpläne auf den Erwerb von schwammigen „Kompetenzen“ reduzieren – statt auf das Erlernen von Wissen zu setzen. „Da taucht in einem Deutsch-Lehrplan 225 Mal das Wort Kompetenz auf, aber nur einmal der Name eines deutschen Dichters“, berichtet Josef Kraus. Im Ergebnis bekomme ein Schüler schon die Note drei, wenn er „nur die Aufgabenstellung herauslesen“ und entsprechend umschreiben könne. Den Qualitätsverlust dieser Aufgabenform zeige auch ein Experiment des Frankfurter Didaktik-Professors Hans Peter Klein, so Kraus. Er habe „kompetenzorientierte“ Abituraufgaben ohne weitere Vorbereitung an Neuntklässler gegeben: Alle hätten bestanden. „Das sind Leerpläne statt Lehrpläne!“, urteilt Kraus.

Die linke Einheitsschule

Im wahrsten Sinne des Wortes einen Narren haben SPD, Grüne und Linke an der Gemeinschaftsschule (auch Einheits- oder Gesamtschule) gefressen. Dort sollen alle Schüler unabhängig von Fleiß, Reife und Fähigkeiten gemeinsam lernen, meist von der ersten bis zur zehnten Klasse. Fakt ist allerdings: Fast 40 Prozent der Schüler in Deutschland gehen aufs Gymnasium. Wie das Institut Forsa 2007 herausfand, wollen 89 Prozent der Bundesbürger am Gymnasium als Schulform festhalten. Die „Schulstudie 2014“ der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden ergab sogar 92 Prozent. Stellt man Eltern vor die Wahl, ist das Ergebnis ähnlich deutlich: Nach einer Umfrage der Stadt Düsseldorf 2016 wollten 71 Prozent ihr Kind auf ein Gymnasium schicken, nur 14 Prozent auf Gesamtschulen, die doch ebenfalls das Abitur anboten.

Rot-Grün hat es tatsächlich geschafft, das Bildungsniveau im Land vom Porsche zum Trabbi zu entwickeln.

Manuel Hagel, Generalsekretär der CDU Baden-Württemberg

Doch Tatsachen werden von linken Bildungsideologen ignoriert. Wie im grünen Programm: „Wir fördern (…) gezielt den Auf- und Ausbau von Gesamt- bzw. Gemeinschaftsschulen.“ Das Ziel der gleichzeitigen Abschaffung des Gymnasiums steht zwar nur bei den Linken auf der Agenda, vom Tisch ist das Thema aber nicht. Die Realität in den Ländern zeigt das. Rot-Rot-Grün setzt auf eine schleichende Abschaffung der Gymnasien. Dazu lässt man entweder nur noch Gesamtschulen zu oder fördert hauptsächlich diese finanziell und personell, wie in Baden-Württemberg. Oder man nivelliert die Unterschiede, wie es die letzte rot-grüne NRW-Regierung getan hat: Sie übertrug den Gemeinschaftsschulen die Möglichkeit, das Abitur anzubieten, und legte den Gymnasien nachdrücklich ans Herz, sie sollten alle anderen Abschlüsse ebenfalls anbieten. Das Ergebnis ist eine Abiturientenschwemme in NRW: Im Jahr 2015 kamen auf einen bayerischen Abiturienten 295 Bayern, auf einen NRW-Abiturienten aber nur 201 Nordrhein-Westfalen.

Ideologie bei der Integration

Auch dabei ignorieren die linken Ideologen systematisch die Fakten: Studien zeigen, dass in Einheitsschulen schwächere Schüler demotiviert und stärkere Schüler unterfordert werden und das Niveau insgesamt allenfalls Mittelmaß erreicht. Um diesen Effekt zu mindern, müssten in jeder Klasse mehrere Lehrer unterrichten oder unterschiedlich leistungsfähige Klassen geschaffen werden – das ist unfinanzierbar. Es ist aber auch unrealistisch: Wer käme etwa im Sport auf die Idee, Olympia-Teilnehmer mit Amateursportlern zusammen zu trainieren? So individuell, wie Kinder sind, so sind es auch ihre Fähigkeiten und ihre Wege zu lernen. Die Spanne zwischen einem guten Gymnasiasten und einem schlechten Hauptschüler ist viel zu groß, um diese in einer Klasse gemeinsam zu unterrichten. Außer man schraubt das Niveau des Lehrplans herunter.

Eindeutig sind auch die Ergebnisse der verschiedenen Bildungstests wie Pisa, TIMSS, IGLU oder IQB. Sie lassen sich in der Regel auf diesen Nenner zusammenführen: Links regierte Länder mit Einheitsschulen liegen hinten, unionsgeführte Länder mit gegliederten Schulsystemen vorne. Ein Beispiel: Im Ländervergleich des „IQB-Bildungstrends 2015“ im Auftrag der Kultusministerkonferenz lagen auf den letzten Plätzen meist die roten Hochburgen NRW, Bremen und Berlin. Der Verlierer der Studie war Baden-Württemberg: Jahrzehntelang fast immer Platz eins oder zwei, belegten die getesteten Neuntklässler nach nur fünf Jahren rot-grüner Schulpolitik nun Platz 12 im Deutsch-Lesen und Platz 14 beim Deutsch-Zuhören. Der Generalsekretär der CDU Baden-Württemberg, Manuel Hagel, sagte, Rot-Grün habe es tatsächlich geschafft, „das Bildungsniveau im Land vom Porsche zum Trabbi zu entwickeln“.

Begründet wurde und wird die Gemeinschaftsschule mit der Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom „Geldbeutel der Eltern“ oder der „sozialen Herkunft“. Doch schon die Pisa-Auswertung 2002 für Deutschland klärte auf: In den rot regierten Ländern war die Schülerleistung sogar stärker an die soziale Herkunft gekoppelt als in den Stammländern der Union. Die Erkenntnis: Sogar Arbeiter- und Einwandererkinder lernen bei den Schwarzen mehr als bei den Roten.

Agitation im Lehrplan

Linke Parteien nutzen die Bildungspolitik auch, um ihr Menschenbild durchzusetzen. Dazu gehören etwa die Gender- und die Multikulti-Ideologie. Religion als eigenes Fach soll dagegen verschwinden. Im Ethik-Unterricht wird dann schon mal zuerst eine Moschee besucht, statt eine christliche Kirche. Im Bildungsprogramm der Linken wird zusätzlich noch gegen die Bundeswehr und die „Konzerne“ agitiert.

Ähnlich ideologisch gehen rote und linke Politiker an die beiden wichtigen Themen „Inklusion“ und „Integration“ heran. So kann Inklusion, also das gemeinsame Unterrichten von behinderten und nicht behinderten Kindern, nur funktionieren, wenn genügend Personal und Geld vorhanden ist. Die abgewählte rot-grüne NRW-Regierung verordnete dagegen das Konzept von oben herab, schloss reihenweise Förderschulen und zwang so die Kinder in die schlecht vorbereiteten Regelschulen. Bayern will dagegen die Wahlmöglichkeit erhalten, da es laut Ministerpräsident Horst Seehofer auch Behinderungen gebe, bei denen eine Förderschule „mehr Sinn“ mache. „Deshalb sollten wir beide Schulformen anbieten“, so der CSU-Vorsitzende.

Ähnlich ist das Problem bei der Integration: Auch hier forderte beispielsweise die rot-grüne Landesregierung in NRW durch einen Erlass, dass selbst Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse sofort am regulären Unterricht teilnehmen sollten. Aber wie soll ein Lehrer eine Klasse mit beispielsweise zwei behinderten Kindern und vier kaum deutsch sprechenden Flüchtlingskindern so leiten, dass auch die nicht behinderten und einheimischen Schüler noch profitieren?

Wie auf allen anderen Politikfeldern gilt eben auch für die Bildung: Sozialistische Gleichmacherei wird Deutschland nicht voranbringen.