Bauer ist Anbieter von Dienstleistungen, Maschinen und Produkten für Boden und Grundwasser. (Bild: Bauer AG)
Baubranche

„Nur mit Innovationen kann man siegen“

Als ein "schwieriges Jahr" bezeichnete Thomas Bauer, Vorstandsvorsitzender der Bauer AG, das vergangene Geschäftsjahr. Als internationaler Konzern hatte das Unternehmen gleich mit mehreren Krisen weltweit zu kämpfen. Immerhin profitierte die Baubranche vom stabilen deutschen Markt. Und setzt langfristig auf das Segment Resources, da es die Zukunftsmärkte Wasser, Umwelt und Bodenschätze bedient.

„Wir müssen uns zurzeit mit den Krisen dieser Welt herumschlagen. Das Jahr 2015 war ein schwieriges Jahr“, bilanziert Thomas Bauer, Vorstandsvorsitzender der Bauer AG das vergangene Geschäftsjahr. Bis 2008 habe sich das Unternehmen traumhaft entwickelt, es sei enorm schnell gewachsen. Dann kam die Finanzmarktkrise und Bauer hatte plötzlich Überkapazitäten. Immerhin: 2015 verlief für den Konzern einigermaßen nach Plan. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Gesamtkonzernleistung um 6,2 Prozent auf 1,6564 Milliarden Euro. Gut läuft es vor allem beim Bau, hier machte das Unternehmen einen Umsatz von knapp 743 Millionen Euro – ein Plus von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Bauer ist Anbieter von Dienstleistungen, Maschinen und Produkten für Boden und Grundwasser. Das Unternehmen selbst nennt die Segmente Bau, Maschinenbau und Resources und ist mit mehr als 110 Tochterunternehmen in rund 70 Ländern der Welt tätig.

Bau-Boom in Saudi-Arabien

Das Segment Bau erwirtschaftete 2015 einen guten Teil seiner gestiegenen Gesamtkonzernleistung im Nahen Osten. Die Tochterfirmen in Saudi-Arabien, Katar und Ägypten verzeichneten deutliche Zuwächse. In Doha, Riad und Kairo sind sie an großen U-Bahn-Baustellen beteiligt, ebenso an Projekten rund um die Erweiterung des Suez-Kanals. Doch die Aufbruchsstimmung wird wegen der zunehmenden Risiken durch den Ölpreis dort nicht anhalten.

Der Bau-Boom im Nahen Osten wird ab Ende des Jahres um 20 bis 40 Prozent zurückgehen.

Thomas Bauer, Vorstandsvorsitzender Bauer AG

Andere Märkte im Nahen Osten hingegen, wie in Libyen, Jordanien und dem Irak, liegen derzeit vor allem wegen der Bedrohung durch den Islamischen Staat für die Bauer AG auf Eis.

Ein weiteres Sorgenkind für das Unternehmen ist der russische Markt. Dort ist das Geschäft durch die Ukrainekrise um 80 Prozent eingebrochen. Wegen der Sanktionen und des Rubelverfalls wird in dem Land kaum mehr gebaut.

Keine Flächen für neue Wohnungen

Den positivste Effekt sieht Bauer im deutschen Wohnungsbau. So konnte das Unternehmen auf dem deutschen Baumarkt das Niveau des Vorjahres halten. Doch einige Faktoren bremsen die Entwicklung – vor allem fehlt es an Flächen.

Viele Projekte im deutschen Wohnungsbau werde nicht baureif, weil sie an Nachbarschaftseinsprüchen oder Umweltauflagen scheitern oder es keine verfügbaren Flächen gibt.

Thomas Bauer

Da die Bauer AG jedoch in erster Linie international aufgestellt ist, hat der positive Effekt nicht allzu viel Einfluss auf die Gesamtkonzernleistung. Nur rund 20 Prozent der Geschäfte wickelt Bauer auf dem deutschen Markt ab. „Das bedauern wir zurzeit, dass wir nicht noch mehr vom stabilen deutschen Markt profitieren. Langfristig ist eine internationale Aufstellung aber besser“, sagt Bauer.

So hat er auch keine Angst vor internationaler Konkurrenz. Auf der Baumesse Bauma entdeckte der Chef der Baumaschinen „wahnsinnig wenig Innovationen“. „Das halte ich für gefährlich. Denn nur mit Innovationen kann man siegen. Daher glaube ich, wir machen es richtig.“ Sein Unternehmen präsentierte sich mit einer Flotte, die sich gegenüber der Konkurrenz mit fünf Prozent Lärmreduzierung und zehn Prozent Produktivitätssteigerung hervortat.

Chancen für Segment Resources

Das größte Potenzial sieht Bauer langfristig im Segment Resources, da es die Zukunftsmärkte Wasser, Umwelt und Bodenschätze bedient. Doch wegen der sinkenden Rohstoffpreisen im vergangen Jahr fiel das operative Ergebnis mit minus 19,8 Millionen Euro deutlich negativ aus. Positiv stimmt jedoch der Auftragsbestand, der mit 276,5 Millionen Euro um knapp 81 Prozent höher war als 2014. Dafür verantwortlich war vor allem der größte Einzelauftrag in der Firmengeschichte der Bauer Gruppe, die Sanierung zweier Abschnitte der Altablagerung Kesselgrube in Grenzach-Wyhlen für mehr als 100 Millionen Euro.

Joint-Venture mit Schlumberger

Sondererträge wurden durch das mit Schlumberger vereinbarte Joint Venture Ende 2015 erzielt. Schlumberger, Anbieter von Technologie in der Öl- und Gasindustrie, hat sich im Rahmen einer Barkapitalerhöhung mit jeweils 49 Prozent an zwei Tochtergesellschaften beteiligt. Denn gerade das von den Rohölpreisen abhängige Geschäft mit Tiefbohrgeräten ist zurzeit schwierig. Der Auftragsbestand liegt knapp 17 Prozent unter dem des Vorjahres. Das Joint Venture mit Schlumberger soll hier Impulse geben.

Keine Steigerung der Dividende

Der Konzern zeigt sich vorsichtig optimistisch und rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit einer Gesamtkonzernleistung in Höhe von etwa 1,65 Milliarden Euro. Er erwartet ein Ergebnis nach Steuern von etwa 20 bis 25 Millionen Euro sowie ein operatives Ergebnis von etwa 75 Millionen Euro. Doch wie im Vorjahr soll auch für 2015 eine Dividende in Höhe von 0,15 Euro je Aktie ausgeschüttet werden. Um die Kapitalbasis zu schonen und die Eigenkapitalquote von 27,2 Prozent mittelfristig wieder über 30 Prozent zu führen, ist keine Steigerung der Dividende vorgesehen. Bauer schätzt, dass das in den nächsten drei Jahren wieder möglich sei.