Vorbildlich (v.l.): Wunsiedels Bürgermeister Karl-Willi Beck, Energieministerin Ilse Aigner, Marco Krasser (SWW), Wolf-Christian Küspert (GELO-Holzwerke) und MdL Martin Schöffel im Kraftwerk der WUN Bioenergie. Bilder: Büro Schöffel
Energiewende

In der Keimzelle: Energieversorgung 4.0

Im Rahmen einer Energiemesse hat Wunsiedel gezeigt, wie die Energiewende funktionieren kann. Dabei wurde deutlich, dass kleine, individuell arbeitende Anbieter im Energiesektor die Nase vorne haben können.

Die Energieregion Wunsiedel erzeugt heute bereits den überwiegenden Anteil ihres Energieverbrauchs selbst. Künftig will sie sogar Energie über dem Eigenbedarf produzieren und über die SWW Wunsiedel GmbH (Strom-Wasser-Wärme) an andere Verbraucher liefern. Man will damit nicht nur Energielieferant werden, sondern auch Regelenergie beziehungsweise Pufferkapazität für einen sicheren und stabilen Netzbetrieb im länderweiten Energieverbund anbieten. Die SWW Wunsiedel GmbH wird seit Jahren als Versuchslabor zur weiteren Entwicklung und Erprobung neuer Erzeugungs-, Energiespeicher- und Effizienzoptimierungstechnologien genutzt (darunter sogar kleine Windkraftanlagen für den Hausgebrauch). Bei diesen Feldversuchen geht es nicht nur darum, technische und wirtschaftliche Effektivität nachzuweisen, sondern auch, gesellschaftliche Akzeptanz zu schaffen.

Viele dezentrale Energiequellen

Das große Ziel der Energiewende liegt darin, dass elektrische Energie künftig nicht mehr zentral von Großkraftwerken weg und zu den Verbrauchern hin fließt, sondern aus vielen dezentralen Energiequellen kommt, meist aus regenerativ betriebenen Kleinkraftwerken. Auf Einladung des Landtagsabgeordneten Martin Schöffel kam jetzt Bayerns Wirtschafts-, Energie- und Technologieministerin Ilse Aigner nach Wunsiedel. Sie informierte sich auf der Messe der SWW Wunsiedel GmbH und von CARMEN e.V., der bayerischen Koordinierungsstelle für nachwachsende Rohstoffe, über den sogenannten „Wunsiedler Weg“. Dieser ist ein Projekt, das die Energieversorgung durch Windkraft- und Photovoltaikanlagen sowie Blockheizkraftwerke sichert. Dazu kommen auch Lösungen zur Speicherung von Energie etwa durch die Umwandlung in Methan (Erdgas). Zudem werden zum Beispiel intelligente Netze und Speicher erprobt, die Strom zu jedem Zeitpunkt zur Verfügung stellen können.

Um das zu erreichen, wird eng mit Wissenschaftlern kooperiert. Derzeit entsteht die landkreisübergreifende Kooperation in Wunsiedel, Hof, Kulmbach und Bayreuth zur Realisierung der „Modellregion Energie 4.0“, welche die Kompetenzen in den Bereichen Wasser, Abwasser und erneuerbare Energien mit der Intelligenz moderner Informationstechnologien bündeln wird. „Der Wunsiedler Weg kann Modell sein für viele andere Regionen“, zeigte sich Aigner beeindruckt. „Ich habe hier eine Stadt mit absolut dynamischen und innovativen Menschen kennengelernt. Das, was wir unter Energiewende verstehen, wird hier gelebt.“ Zu den Messe-Ausstellern zählten neben der SWW unter anderem Siemens, Ostwind, Frenzelit, GlenDimplex, Alpha Innotec, die Universitäten Bayreuth und Erlangen-Nürnberg, die Hochschule Hof und das E-Home Center Nürnberg.

Wunsiedel als Keimzelle einer Modellregion

Auch für SWW-Geschäftsführer Marco Krasser könnte Wunsiedel „Keimzelle einer Modellregion für die Energiewende“ werden. „Wenn wir in Bayern 70 Verbünde wie die SWW hätten, wäre die Energiewende leichter“, lobte Schirmherr Martin Schöffel. Er warb bei Aigner dafür, die Modellregion tatkräftig zu unterstützen. „Mein Ziel ist, dass die Region Oberfranken Ost Forschungsregion der Energiewende wird! Darunter stelle ich mir vor, dass maßgebliche Unternehmen der Region Energieforschung im Verbund mit Hochschulen wie der Universität Bayreuth, dem Zentrum für angewandte Energieforschung in Nürnberg und anderen Forschungseinrichtungen betreiben.“ Ziel sei auch, damit Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen.

Karl-Willi Beck, Bürgermeister der Stadt Wunsiedel, freute sich über den „Drive“ der entstanden ist, indem Universitäten und Forschungsinstitute nach Wunsiedel kommen und mit der SWW an Forschungsprojekten der Energiewende arbeiten: „Bei uns sieht man, was passiert, wenn ein kommunaler Energieversorger nicht nur von oben Energie abnimmt und weiterverkauft! Die Schnellen sind immer die Kleinen – sie sind die wahren Innovationstreiber! Man hat kurze Entscheidungswege und sieht Wirkungen viel schneller.“